Leiden Kinder an Stockholm Syndrom?

6 Antworten

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Ich glaube du musst dich besser mit dem Stockholm Symdrom auseinander setzen.

Kinder haben Kontakt zu anderen Menschen. Sie haben die unbewusste Wahl einer Bezugsperson und können ihre Eltern durchaus auch ablehnen.

Stockholm bedeutet überhaupt keine Wahl zu haben und sich damit den letzten Rest Kontrolle zu sichern. Solch Extremsituationen kann man nicht auf den normalen Alltag beziehen.

Zumal ich diese Theorie auch allen Eltern gegenüber extrem unfair finde.


Imago8  28.09.2020, 14:08

Mal im Ernst: welche Wahl haben Kinder denn?

Kinder sind je nach Alter in hohem Grade abhängig von dem Beziehungsgeflecht in das sie hineingeboren werden. Und dazu kommt noch, dass die Eltern das Recht haben, ihre Kinder zu erziehen und bestimmen dürfen, wo diese sich aufhalten. Kinder, die die Freiheit haben, ihre Eltern abzulehnen, sind sehr selten denke ich. Dazu müssten sie erstens alternative Bezugspersonen haben und zweitens (und das ist sehr unrealistisch) Eltern, die ihren Kindern die erlauben, sie abzulehnen. Dass gerade die Eltern, welche sich ablehnenswert verhalten, diese Kompetenz haben, wage ich stark zu bezweifeln.

Kinder sind zu einem sehr hohen Grade ihren Eltern ausgeliefert. Je jünger desto mehr.

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Sowas ähnliches habe ich mich auch schon gefragt. Viele misshandelte bzw. erzogene Kinder sagen als Erwachsene, dass sie eine gute Kindheit hatten und die Misshandlungen (z.B. Schläge, Demütigungen, Nötigungen, Erpressungen...) ihnen nicht geschadet hätten. Da frage ich mich immer, ob ein Mensch mit zerstörtem Selbst sich überhaupt vorstellen kann, wie es wäre, kein zerstörtes Selbst zu haben.

In der antipädagogischen Literatur bin ich auf die "Identifikation mit dem Aggressor" gestoßen. Ich habe es noch nicht ganz verstanden, aber ich glaube, es geht dabei darum, dass Kinder, deren Eltern ihnen durch ihr Handeln die Botschaft "Du bist nicht ok." vermitteln (was die meisten Eltern tun, die denken, ihre Kinder "formen", also erziehen zu müssen), sich oft mit dieser Botschaft identifizieren, um nicht in einem Zwiespalt leben zu müssen. Misshandelte bzw. Erzogene Kinder glauben dann, dass sie es z.B. "verdient" hätten, bestraft oder abgelehnt zu werden. Ich denke, die meisten Kinder leben in einem Abhängigkeitsverhältnis. Sie sind den Eltern und deren reifer oder unreifer Psyche relativ schutzlos ausgeliefert. Würden misshandelte Kinder an der Einstellung "ich bin ok." festhalten, weil sie z.B. ein Selbst haben, das noch nicht zerstört oder gebrochen wurde, dann wäre die Konsequenz, gegen die gewalttätigen Eltern zu rebellieren. Manche Kinder versuchen das auch. Aber i.d.R. sind die Eltern eben leider die Mächtigeren, weshalb die einzige "Rettung" dieser Kinder ist, ihr Selbstbild an das eigene Erleben anzupassen und den "heilen", lebendigen, rebellischen Teil in sich selbst abzuspalten (töten/ nicht mehr fühlen), weil dieser sonst Konflikte schafft. Damit ist die Integrität dahin, aber so sichert sich das Kind wenigstens das Überleben. Und die Eltern haben "Erfolg" mit ihrem Erziehungsanspruch, denn das Kind verhält sich nun erwartungsgemäß und vorhersehbar. Aber ein freier, gesunder Mensch ist das Kind dann nicht mehr und wird es womöglich tragischerweise auch nie wieder sein.

Vielleicht gibt es da wirklich Parallelen zum Stockholm-Syndrom, aber dazu weiß ich zu wenig darüber.

Verklage deine Eltern wegen diverser Straftaten wie Freiheitsberaubung und Nötigung, dann lasse dein "Stockholm Syndrom" von Psychiatern beweisen bzw. widerlegen.

Dann hättest du zumindest ein Urteil.......


amkes 
Fragesteller
 23.02.2015, 18:47

Nein darum geht es mir ja garnicht, meine Eltern sind super :)

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Ursusmaritimus  23.02.2015, 18:48
@amkes

...und du bist dir sicher das es nicht am "Stockholm Syndrom" liegt?

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amkes 
Fragesteller
 25.02.2015, 21:20

Ich habe doch gar nicht behauptet, dass ich selbst von dieser Theorie überzeugt bin

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Ursusmaritimus  27.02.2015, 20:37
@amkes

Das dachte ich auch nicht, aber es wäre gemäß der verqueren Annahme Stockholm Syndrom ein Teil der Wahrnehmungsstörung.

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@SerenaEvans: Wenn man von der Illusion der Freien Wahl ausgeht, mag Ihre Antwort den Anschein der Wahrheit erwecken. Ihr letzter Satz ist ein Schlag ins Gesicht aller auf welcher Ebene auch immer misshandelten Kinder. Die "Unfairness" geht vom erwachsenen Part aus.

Würde ich nicht behaupten. Eltern sind in den meisten Fällen von Anfang an liebevoll zu ihren Kindern, was ein Peiniger nicht ist.