Können "coole" Eltern anstrengend sein?
Hallo!
Einige Freunde und Bekannte von mir - wir sind alle so um die 30 - haben sehr ich sage mal "coole" Eltern, die sich sehr jugendlich geben und kleiden, sehr "locker" sind, meinen Discos und Partys besuchen zu müssen und allgemein deutlich jünger rüber kommen, als sie sind, teilweise aber (ich kenne diese Leute zum Teil) sehr "aufgesetzt" und "gezwungen" bis "möchtegern-cool" rüber kommen. Die Eltern versuchen, die Kumpels ihrer Kinder zu sein und haben teilweise ähnliche Interessen, ob aufgesetzt oder ehrlich kann ich nicht sagen. Ich kenne die nur so peripher von der Haustür oder "weil es die Eltern vom XYZ sind".
Meine gleichaltrigen Bekannten sind oft der Meinung, dass solche Eltern sehr anstrengend seien. Ich selber kann das nicht nachvollziehen, weil ich aus sehr geregelten Verhältnissen und einer jugoslawischen Familie stamme (da gelten andere Regeln von Familie, Ehre und Achtung) und solche "Best Ager" nur von Partys usw. kenne, wo ich sie zumindest oftmals für nervig halte - weil sie sich oft nicht unter Kontrolle haben und schlimmer auffallen als irgendwelche Sechzehnjährigen.
In welcher Hinsicht können solche Eltern anstrengend sein und können sie auch ihren Kindern emotional "Schaden" zufügen? Ich habe beobachtet, dass einige Kinder "cooler" Eltern sehr konservativ werden, wenn nicht sogar "spießig" und sich genau deswegen auch mit den Eltern überwerfen. Mir kommt's als vor wie deren Form von Rebellion - früher wollten diese Leute cooler als die eigenen Eltern (Kriegsgeneration) sein, jetzt halten ihnen die Kinder den Spiegel vor. Hat das diese Ursache?
10 Antworten
Ja das würde ich unterstreichen.
Kinder müssen sich im jugendlichen Alter fertig abnabeln und das geschieht in dem sie einen eigenen Generationen-Stil entwickeln, der auffallen muss......anders sein als das langweilig Biedere.
Wenn Eltern das nach machen müssen sie immer krassere Formen erfinden.
Eltern die das tun möchten jung bleiben, können sich irgendwie wie nicht abfinden, dass sie nun zu den Alten gehören. Das sind sie ja auch nicht. Aber für einen Jugendlichen ist ein 45 Jähriger ein Grufti.
Ich denke schon, dass das die Jungen nervt wenn die Mutter sich nun auch ihre Haare hellblau, lila färbt und auch ein auffälliges Persing stechen lässt, nebst dem Tattoo das sie nicht individuell wählte sondern das was gerade am angesagtesten ist.
Es gibt ein Buch über dieses Thema.....es heisst sinnigerweise : Die verlorene Kindheit.
Wäre für dich vielleicht noch interessant mal da rein zu lesen.
Oh je, den Autor kenne ich nun auch nicht mehr. Es ist eben auch schon ein älteres Buch, das ich vor ca. 20 Jahren gelesen habe und es schon da nicht ganz frisch auf den Markt kam.
Es war wirklich interessant geschrieben und schilderte die Thematik, die so jung gar nicht ist. Damals zu Hofe wurden Kinder auch so wie Erwachsene gekleidet und dann ging es in die Neuzeit über.
Dass es eben für Kinder, später Jugendlich wichtig ist für eine gesunde Entwicklung, wenn es klare Phasen gibt, und sie darin ihren eigenen Platz haben dürfen und nicht als Kind schon wie kleine Erwachsene behandelt werden.
Oder eben später wenn sie Jugendlich sind, die Eltern ihnen alles nachmachen.
Es eben so zu psychischen Problemen kommen kann etc.
Danke! Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Ich habe das Buch zwar bislang nicht gefunden, aber das kriegen wir noch hin. Im Zweifel hat eine Bekannte Kontakte in ein Antiquariat :).
Danke für den Stern und deine wirklich interessante Frage, die sehr klug und umsichtig war.
smile ja , ja es ist wohl schon etwas verstaubt aber es unterstreicht das was nun gerade passiert, wonach du fragst auf ca 150 Seiten ohne je eine Partei zu ergreifen........relativ kühl....ich denke, es ist gut wenn man sich nie ein klares Bild macht aber guckt, woran was liegen könnte........eigentlich weisst du schon, was in dem Buch steht........tief in dir, da wo du halt wohnst.
Hallo rotesand,
die Eltern, die in der Weise als "cool" bezeichnen würden, wären die besten Freundinnen und Freunde ihrer Kinder. Sie hätten für alles Verständnis, würden sich noch erinnern, wie sie Kind oder Teenager waren, wären die besten Coaches in aller Ehrlichkeit.
Von der Psychologie her gesehen, können wir das im Rahmen der Transaktionsanalyse als eine Kombination von reinen Erwachsenen- und reinen Kindtransaktionen betrachten. Damit entsteht - zumindest nach meiner Auffassung - kein Stress.
Stress käme dann auf, wenn sich die Eltern hinter einer solchen "Coolness" verstecken - das also aufgesetzt wäre.
Dann haben wir in aller Regel Eltern-Kind-Kreuztransaktionen, wie ich sie man nennen mag - und die bedeuten Stress.
"Spießigkeit", Rechthaberei, Unverständnis, Pochen auf Quasi-Normen, Vorhaltungen mit irgendwelchen Beispielen, die nicht (mehr) anwendbar sind ("wir damals im Krieg") sind für mich ein Zeichen solcher Kreuztransaktionen - und aus der Erfahrung heraus stressy.
Die Elternposition wird in sehr vielen Fällen nicht zu Gunsten der Erwachsenenebene aufgegeben, da sie eine sehr gute Macht- und Alleinstellungsposition ist. Diese Sache spielt sich in meinen Augen aber auf einer Meta-Kindebene ab: eine eigene "Welt", die mit der Welt der Kinder nichts zu tun hat. Sprich: da kommen Welten, an denen jede einzelne "Partei" Interesse hat, nicht zusammen.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Jede Generation hat ihre eigenen Ideale, ihre eigene Jugendsprache, usw. Man schämt sich der Eltern, wenn sie sich zu jugendlich geben. Es paßt einfach nicht. Es wirkt lächerlich. Es wirkt nicht echt, eher gekünstelt. Der ältere Mensch kann ja die heutige Jugendsprache gar nicht als junger Mensch gelernt haben, vielmehr hat er sich diese jetzt künstlich angeeignet, damit er bei denen gut ankommt. Außerdem wirkt er albern und man nimmt ihn nicht für voll. Wo doch gerade die Älteren Vorbild sein sollen und man sich ja ganz heimlich ohne es zuzugeben doch an denen orientieren will. Besser, jeder bleibt in seiner Reihe. Viel Verständnis für junge Menschen oder umgekehrt für alte Menschen kann man auch haben, ohne daß man da mitmacht.
Du sprichst mir aus dem Herzen und hast es mit wenigen präzisen Sätzen auf den Punkt gebracht. Toll
Eltern, die versuchen, cool zu sein, sind oft sehr peinlich. Ich hatte eine Bekannte, die sehr "cool" ist und sich auch kleidet wie eine 15 j. Na ja. tut mir leid. Miniröcke bis zum Po, Spagettiträgertops, lange Wallehaare. etc.. sehen an hübschen 15 bis 30 jährigen nett aus. Aber meine Bekannte geht auf die 60 zu. Und ihren beiden Söhnen ist es PEINLICH. Eine alte Schrapnelle, die versucht, einen auf jung zu machen. Die auch gerne bei den Parties der Jungs mittanzen würde. Allerdings haben ihre Söhne die Parties,, seitdem sie 15 sind, nach außerhalb verlegt, damit Teenie-Mami eben nicht mit rumspringt und die Jungs anbaggert. Jetzt sind ihre Jungs um die 30 und im Vergleich zur Mutter fast "altmodisch."
Eltern sollen keine Freunde ihrer Kinder sein ,sondern Eltern. Die Freunde der Kinder sollten Gleichaltrige sein.
Und Eltern dürfen darum auch von ihren Kindern als altmodisch und bescheuert angesehen werden. Das hat nichts damit zu tun, dass sie nicht empathisch sein sollen. Aber sie müssen auch begreifen, dass sie ihren Kindern die Möglichkeit geben müssen, sich abzugrenzen, um eigene Wege zu gehen. DAs ist aber sehr schwer, wenn die Eltern ihre Kinder an Moderne und Jugendlichkeit übertrumpfen wollen. Eltern dürfen in den Augen ihrer Kinder sehr wohl altmodisch und spießig erscheinen. Und eine fast 60jährige, die scheinbar alles versteht, sich kleidet wie ein Girlie und auf de Feten der Kinder mit herumtanzen will, ist gruselig.
Nachtrag: Es ist übrigens die Aufgabe von Eltern, anstrengend zu sein. Den Kinderchen Grenzen zu setzen, an REgel zu gewöhnen, sie für das Leben fit zu machen, ist anstrengend. Für beide Seiten übrigens.
Genau das meinte ich und auf solche Leute und Vorkommnisse spielte ich an. Vielen Dank, toll beschrieben. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Erltern von 30 jährigen Kindern haben in erster Linie die Pflicht sich selbst und anderen ein ihren Bedürfnissen entsprechendes und befriedigendes Leben zu gönnen.
Wenn die erwachsenen Kinder und deren Freunde darauf nicht klarkommen ist das in erster Linie mal deren Problem und sie sollten mal ein Coaching zur Gewinnung von mehr Toleranz besuchen.
Das kann ich schon verstehen und nachvollziehen. Mir blieb das zum Glück erspart, aber das klingt schon zumindest ... anstrengend.
Das Buch klingt interessant, wer hat denn das geschrieben? Habe es bei Amazon leider nciht gefunden.