Kinder von Udo Jürgens geben dessen Manager die Schuld an seinem Tod?
Udo Jürgens und sein Manager Freddy Burger
Habt ihr heute die Dokumentation über Udo Jürgens auf VOX gesehen? Gegen Ende der Dokumentation sagten die beiden Kinder von Udo Jürgens fast wörtlich, dass sein Manager ihn förmlich in den Tod getrieben habe.
Ich bin da etwas skeptisch. Udo Jürgens und sein Manager Freddy Burger waren seit den 70er Jahren beste Freunde. Wenn Udo Jürgens seinem Freund gesagt hätte, dass er keine Kraft mehr hat, Konzerte zu geben, dann hätte er das wohl auch akzeptiert.
Der Tod des eigenen Vaters ist immer eine höchst emotionale Angelegenheit. Aber ich finde es falsch, hier irgendwelche Schuldzuweisungen auszusprechen. Wenn man die Schuld am Tod des Vaters einfach auf den Manager abwälzt, dann hilft das vielleicht bei der Trauerbewältigung, wird aber der Realität nicht gerecht.
Vielleicht ist Udo Jürgens daran gestorben, dass er im hohen Alter noch Konzerte gegeben hat. Vielleicht wäre er aber auch schon früher gestorben, wenn er kein Ziel vor Augen mehr gehabt hätte. Das ist pure Spekulation. Und deshalb finde ich hier auch Schuldzuweisungen völlig fehl am Platz.
Mich würde interessieren, wie ihr über dieses Thema denkt? Kann man bei einem natürlichen Tod überhaupt irgendjemandem beschuldigen?
5 Antworten
Vorweg, ich war und bin ein Fan von Udo Jürgens - er ist einer der wenigen Interpreten, von denen ich so ziemlich alle CDs und Alben besitzen dürfte, zumindest die Ariola Veröffentlichungen besitze ich durchgängig.
Ich denke aber, dass man beim Tod niemandem die Schuld geben kann - das enge Verhältnis zwischen Udo Jürgens und Freddy Burger war bekannt, es ist unangebracht, da jetzt im Nachhinein Schuldzuweisungen zu erteilen. Aber das ist nach Todesfällen oft verbreitet; ich kenne genügend (bürgerliche) Hinterbliebene, die etwa Ärzten, Sanitätern, Therapeuten, Krankenhäusern, Arbeitgebern oder sogar eigenen Familienmitgliedern oder fachlich wie juristisch unschuldigen Unfallgegnern die Schuld am Tod eines lieben Menschen geben - ist oft ein verzweifelter Versuch, Unbegreifliches zu erklären oder zu rechtfertigen oder zu versuchen, damit besser klar zu kommen.
Nun muss man in diesem speziellen Fall aber eines wissen: Udo Jürgens war zum Zeitpunkt seines Todes 80 Jahre alt und hatte keinesfalls den Alltag eines geruhsamen Rentners. Er leistete nach wie vor täglich Immenses; keiner weiß im Nachhinein, wie sehr das seinen Körper beanspruchte und wie Burger und er dazu standen. Dass in diesem Alter die Kräfte nachlassen können, ist nicht so selten - und wenn man sich seine Shows ansieht, muss man schon sagen ----> er war vielleicht körperlich und altersbedingt 2014 nicht mehr der dynamische Entertainer aus den 80ern wie hier im Auftritt mit dem Hit "Hautnah" (das war wenige Tage nach seinem 50. Geburtstag im Jahre 1984!), stemmte aber nach wie vor Shows und TV-Auftritte sowie Konzerttourneen - eher im größeren Umfang als in den 80er-Jahren.
Sein Tod ist für seine Fans und die Familie sicher schmerzlich, aber der Mann war 80 Jahre alt. Das Wahrscheinlichkeit, dass in dem Alter dann irgendwann mal das Licht ausgeht, ist halt nicht unbedingt niedrig.
Dafür bei irgendwem eine Schuld zu suchen, ist meiner Meinung nach völlig unangebracht. Ich würde es doch eher als ein seltenes Geschenk betrachten, dass jemand bis ganz zum Schluss mit Elan und Leidenschaft seiner Berufung nachgehen konnte.
Wenn das so gewesen wäre... Er wollte ja am Ende eigentlich gar nicht mehr richtig.
Ich habe die Sendung auch gesehen. Höchst interessant und emotional! Wirklich gut gelungen.
Was die Kinder gegen Ende beschrieben haben ist, dass sie bemerkten wie Udo Jürgens in den letzten Jahren schwächer und weniger ausgelassen wurde, als zuvor. Er hatte das sicher auch gemerkt, aber wie es oft in diesem Business ist, werden diese Bedenken selten ausgesprochen. Das Management wollte natürlich das meist mögliche Geld herausholen und ihm auch einen schönen Abschied schenken. Dass sie ihn dabei offenbar überfordern, ist seinem Manager und Freund wohl nicht aufgefallen, vielleicht, weil er es auch nicht sehen wollte, oder weil Udo es vor ihm nicht zeigen wollte.
Ich denke, es kann niemandem die Schuld zugesteckt werden. Da kann keine Person, weder Manager, noch Familie verurteilt werden. Dass er am Ende so schwach und vielleicht auch traurig war, hatte sicher auch andere Gründe. Wobei ich mir aber sicher bin: Die letzte Tournee war zu viel! Das hätten Familie und Freunde früher sehen müssen, aber er selbst hätte das auch zugeben sollen.
Am Ende bleiben aber seine unvergesslichen Lieder, seine wundervolle Stimme und sein Gesicht in unseren Köpfen und Herzen!
Die Reißleine muss jeder selber ziehen.
ist unsinnig. sein herz stand plötzlich still!
Ich fände die Dokumentation auch sehr gelungen. Besonders gut fand ich auch, dass es hier im Gegensatz zu anderen Dokus nicht nur eine komplette Lobhudelei gab, sondern, dass die Verwandten auch manches kritisch gesehen haben. Wo Udos Bruder Manfred Bockelmanm zum Beispiel sagte, dass er das Lied "Gehet hin und vermehret euch" zu undifferenziert und plakativ fand, da hat er mir sehr aus dem Herzen gesprochen.