Keinen Spaß mehr beim Reiten?

8 Antworten

Das mit den Anweisungen ist so eine Sache… Das ist mitunter schon in der Muttersprache nicht einfach, weil Reitlehrer nicht merkt, dass viele Reitschüler für ihn völlig geläufige Begriffe nicht richtig interpretieren. Nettes Beispiel aus eigener Erfahrung:

Ich hatte schon einige Jahre Reiterfahrung hinter mir, als ich darüber nachdachte, was er wohl meint mit „Pferde vor Euch behalten“. Ich schaute in meine Vielzahl von Fachbüchern, recherchierte im Internet, fragte andere erfahrene Reiter. Denn offensichtlich kannte jeder diesen Begriff, den man in fast jeder Reitstunde zu hören bekam. Aber ich bekam keine Antwort. Also fasste ich mir ein Herz, und fragte den Reitlehrer selbst: „Was soll das denn heißen? Ich hab das Pferd doch UNTER mir; wenn es „vor“ mir ist, bin ich doch runterfallen und sehe es von hinten???“

Ähnliches ist mir öfter vorgekommen. Und ich stelle fest: der Reitlehrer findet das nicht doof, sondern ist sogar eher dankbar, dass er sich nun Gedanken machen kann, wie er sich in diesem oder jenem Punkt besser verständlich machen kann. Denn „nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Hinzu kommt, dass man sehr gut daran tut, sich daheim in der Theorie mit der Reitlehre zu befassen. Dann kann man sich im Unterricht auch schon zusammen reimen, was der Reitlehrer will, weil man das ergänzende Material bereits im Gehirn hat.

Vielleicht kannst du auch von einem netten Reiter mal etwas „Nachhilfe“ in der Fachsprache im Französischen bekommen. Und dich mit unterschiedlichen Ansichten der Reitlehre auseinandersetzen; denn ich habe schon öfter mitbekommen, dass in Frankreich sogar einiges in der Hilfengebung anders gemacht wird als in Deutschland. Wie man in Polen reitet, ist mir völlig unbekannt. Man könnte natürlich darüber diskutieren, ob es nun sinnvoller ist, auf dem inneren oder auf dem äußeren Fuß leichtzutraben, aber ich würde mich einfach völlig auf das dort andere Konzept einlassen - dazu muß man es aber natürlich mal erst kennen und verstanden haben.

Des Weiteren muß ich sagen: ich halte lebenslanges lernen, oder zumindest korrigiert zu werden, für sehr wichtig, und möchte immer weiter Unterricht erhalten. Aber: ich reite auch sehr gern aus. Oder lasse mich von einem Pferd, das nur leicht bewegt wer&es soll, mal eine halbe Stunde im Schritt am langen Zügel ums Viereck tragen. Denn sonst werde ich verbissen, wenn ich auf Dauer ausschließlich im Unterricht reite. Wie da bei dir die Möglichkeiten sind, sich etwas Abwechslung zu verschaffen, ist natürlich aus der Ferne nicht ersichtlich.

Auf die Idee, es bei Verfügbarkeit mal bei einem anderen Reitlehrer zu versuchen, bist du vermutlich selbst schon gekommen. 😉

Die Übungen sind vermutlich solche, die zur Gesunderhaltung der Pferde beitragen sollen - denn sind wir mal ehrlich, nur rumdümpeln lassen ist halt nicht förderlich fürs Pferd und rein egoistisch vom Reiter. Als Reiter ist man zwingend in der Verantwortung, sein Pferd gesunderhaltend zu reiten.

Kann dir nicht eine Freundin, eine andere Reitschülerin oder eine Einstellerin dort vll. etwas Nachhilfe in den Fachbegriffen geben? Grundsätzlich sollte man bei "Versteh ich nicht" auch den Reitlehrer fragen - zumindest zur nächsten Stunde.

Ich bin da auch ganz bei Urlewas: Etwas Theorie schadet auch nicht, also die entsprechende Reitlehre mal zu lesen.

Ob da ein anderer Reitlehrer hilft, können wir ja so mal überhaupt gar nicht beurteilen an der Stelle - vor allem, da du beim Reitlehrer eine Sprachbarriere hast. Dadurch, dass du Vorstellungen vom "entspannten Reiten" hast, kann es auch sein, dass der Unterricht ja trotzdem gut ist, nur dein bisheriges Wissen halt nicht ausreicht.

Ich lerne erst seit einem Jahr wirklich sinnvolle Übungsabfolgen für mein Pferd - und habe ihn seit inzwischen 14 Jahren und hatte davor auch schon gut 10 Jahre Erfahrung. Man lernt eben nie aus - und dieses lernen ist so wichtig für die Gesunderhaltung des Pferdes. Bitte drum, dir das "warum" erklären zu lassen bei den Übungen, dann macht es meistens viel mehr Spaß.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Sprich mit Deinen Eltern darüber. Ein Hobby sollte Spaß machen. Klar gibt es auch bei manchen Hobbys Disziplin - ohne geht es auch beim Reiten mit Sicherheit nicht. Aber wenn sogar Sprachbarrieren einem das Hobby vermiesen, dann sollte man sich eines suchen, bei dem die Sprache keine Rolle spielt.

Sprich mit deinem Lehrer (oder lass deine Elteren mit ihm Sprechen, falls du selbst der Sprache nicht ausreichend mächtig bist) und sage ihm, dass du gerne ein ausgewogeneres Verhältnis aus Reitunterricht und Ausritt hättes.

Voraussetzung ist natürlich, dass du die nötigen Grundlagen beherrschst, die du für einen Ausritt benötigst.

Das ist völlig normal und verständlich. Von Menschen, die Reitunterricht nehmen, wird meist ungerechtfertigterweise erwartet, dass sie Dinge lernen, die eigentlich überhaupt nichts mit Reiten zu tun haben.

Natürlich ist es wichtig, den Umgang mit dem Pferd zu lernen. Aber: "Wenn ich das Pferd nicht auch rückwärts dorthin laufen lassen kann, wo ich will und sonstige anstruseste Figuren reiten, die ein Pferd von Natur aus nie ausführen würde", scheint irgendwie das Motto der heutigen Reitkultur zu sein.

Nicht falsch verstehen: Wer das gerne tut, der soll es tun. Für manche ist es genau das, was ihnen liegt. Dressurreiten, an Tournieren teilnehmen, sich mit anderen messen.

Aber warum wird mehr oder weniger automatisch angenommen, dass jeder das machen will? Das ist die Absurdität an der ganzen Gaudi.

Generell wird's sicherlich auch Menschen geben, die anderen Reitunterricht anbieten. Nämlich einen, wo wirklich mal mehr Gewicht drauf gelegt wird, praktische Dinge für einen alltäglichen Umgang mit Pferden zu lernen, um einfach sicher mit einem Pferd von A nach B zu kommen und vor allem Vertrauen aufzubauen zu dem Tier.

Das sollte die Grundlage bilden - zumindest für mich ist es so. Aber natürlich wäre eine Ausbildung dann deutlich schneller vorbei. Vielleicht scheuen sich deshalb viele Reischulen davor, solche Kurse anzubieten. Aber kann ich mir auch irgendwie nicht so recht vorstellen.

Ich würde an deiner Stelle noch mal schauen, ob du vielleicht jemanden findest, der/die eher alternativen Reitunterricht anbietet. Und ansonsten wäre auch eine Reitbeteiligung eine Alternative. Aber parallel dazu wär's natürlich weiterhin wichtig, Reitunterricht zu nehmen, um keine gravierenden Fehler zu machen im Umgang mit dem Pferd.


Urlewas  14.12.2022, 09:04

Welche Dinge sollen das sein, die „überhaupt nichts mit Reiten zu tun haben“? 🤔

Ich reite seit mehreren Jahrzehnten, und habe unterschiedlichste Reitlehrer kennengelernt. Manche lagen mir, manche überhaupt nicht. Aber dass jemand etwas von mir zu lernen verlangte, was mit dem Reiten nicht zu tun hätte, ba eich noch hier erlebt, gesehen, oder auch nur gehört.

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Grauling0605  14.12.2022, 09:30
@Urlewas

Er meint damit alles, was über doof rumjuckeln hinaus geht 🙄

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Naseneinrad  14.12.2022, 09:51
@Urlewas

Ich hab es ja im restlichen Text recht ausführlich erläutert.

In den meisten Reitschulen geht der Unterricht in Richtung Wettbewerb. Zwar subtil, sodass es anfangs vielleicht nicht wirklich auffällt, aber im Endeffekt zielt alles darauf ab.

Wettbewerb ist wie gesagt okay, für den, der's machen will. Ich will damit aber nichts zu tun haben.

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Urlewas  14.12.2022, 10:29
@Naseneinrad

Das, was du im Text beschreibst, hat aber doch alles „was mit Reiten zu tun“. Lediglich kann man natürlich darüber diskutieren, was davon „notwendig“ ist, und für wen, wann, warum. Aber dass es „überhaupt nichts“ mit Reiten zu tun hätte, kann man ja nun wirklich nicht behaupten.

Du läßt dich einfach darüber aus, dass du Dressurarbeit für überflüssig hältst, sofern man keine Turniere reiten möchte. An Turnieren reiten hab dich persönlich auch kein Interesse. Um aber auch diesen Punkt aufzugreifen: korrekt ausgeführt soll die Dressurausbildung in erster Linie der Gesundheit von Reiter und Pferd, und überdies der Unfallverhütung. Denn das Fluchttier Pferd ist in Schrecksituationen (die es trotz all den „Antischreck - Übungen“ und was man da heute alles so macht) wesentlich einfacher zur Ruhe zurück zu bekommen, wenn man es vertrauensvoll an die Hilfen stellen, und mit Biegearbeit beschäftigen kann.

Und ich kenne den Unterschied sehr gut - bin auch schon an der Rennbahn geritten. Aber selbst dort sind gewisse Grundkenntnisse sehr von Vorteil. Im Winter haben wir in einer Reithalle trainiert - da ist es schon wichtig, dass man im Jagdgalopp dem Pferd in den Kurven helfen, und beim Handwechsel einen Fliegenden Wechsel reiten kann. Beides lernt man in Dressurstunden.

Wozu Rückwärtsrichten gut sein kann, lasse ich jetzt mal außen vor; ich hätte ja heute noch was anderes zu tun. Und dich interessiert es vermutlich ohnehin nicht so wirklich 😉

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Grauling0605  14.12.2022, 09:31

Es gehört nunmal zum Reiten dazu, dass man auch gesunderhaltend gymnastizieren lernt, und dafür braucht es ein gewisses Maß an Dressur. Alles andere ist draufsitzen.

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