Kann mir jemand ein paar Tipps bzw. Ideen für meine Interpretation geben?

Die zu interpretierende Quelle - (Schule, Geschichte, Philosophie) Teil I - (Schule, Geschichte, Philosophie) Teil II - (Schule, Geschichte, Philosophie) Teil III - (Schule, Geschichte, Philosophie)

1 Antwort

inhaltliche Punkte, auf die eine Deutung noch eingehen kann:

  • Mensch als seiner Natur nach soziales Wesen/natürliche Veranlagung der Menschen, auf ein Leben in einer Gemeinschaft ausgerichtet zu sein (Gesellschaft und Staat haben also eine natürliche Grundlage, ihre Existenz entspricht dem Wesen der Menschen)
  • Kosmopolitismus (Weltbürgertum): Die Auffassung einer „allumfassenden Verbundenheit des Menschengeschlechts“ (Liebe der Eltern zu ihren Kinder ist dabei nur ein Ausgangspunkt), einer „natürlichen Verbundenheit der Menschen“, die „ganze Welt“ „sozusagen die gemeinsame Stadt und Staatseinheit von Göttern und Menschen“, „jeder Einzelne von uns ist ein Teil dieser Welt“ ist ein kosmopolitischer Gedanke (ein solcher Gedanke klingt auch schon an, wenn Hippias aus Elis von einer Verbundenheit aller anwesenden Weisen sprich [Platon, Protagoras 337 c]). Es wird eine über Familie, Staat, Volk und Kulturkreis hinausreichende Verbundenheit vertreten. Zenon geht damit über den Rahmen einer einzelnen Polis (πόλις) hinaus.
  • die ganze Welt (der Kosmos) wird als von dem Willen der Götter gelenkt verstanden, also als eine Ordnung, die von mächtigen intelligenten Wesen geleitet wird, die Absichten haben (ein Widerspruch zu einer Freiheit der Menschen ergibt sich aber nicht schon aus dem Standpunkt einer Leitung durch göttlichen Willen; ob ein Widerspruch enthalten ist, hängt von der Art dieser Leitung ab; er folgt erst aufgrund zusätzlicher Annahmen, die im Textausschnitt nicht geäußert werden, der stoischen Auffassung von einer strikten Notwendigkeit mit einem unabwendbaren Schicksal [εἱμαρμένη; lateinisch: fatum] und einem entsprechenden Vorauswissen/einer entsprechenden Vorsehung/Voraussicht (πρόνοια; lateinisch: providentia)
  • Adel nur auf besserer und leistungsfähigerer Naturanlage beruhend, nicht auf äußerer Stellung wie Herkunft oder Besitz
  • Einstellung zur Sklaverei, Verständnis von Freiheit: Zenon vertritt die Auffassung, kein Mensch sei von Natur Sklave. Dies steht im Gegensatz zur mehrheitlichen Meinung der Griechen dieser Zeit, die Sklaverei als Einrichtung nicht grundsätzlich ablehnten. Eine Ausnahme ist Alkidamas (ein Philosoph und Redner), der in seiner wohl kurz nach 370/369 v. Chr. gehaltenen Messenischen Rede gesagt hat (Aristoteles, Rhetorik 1, 13, 2, 1373 b 18 und Scholion dazu):

ἐλευθέρους ἀφῆκε πάντας θεός· οὐδένα δοῦλον ἡ φύσις πεποίηκεν.

„Gott hat alle frei/als Freie weggeschickt/entlassen/entsendet. Keinen hat die Natur als Sklaven geschaffen.“

Alkidamas argumentiert offenbar mit einem allgemeinen Naturrecht gegen die Einrichtung der Sklaverei. Die Rede im Zusammenhang ist nicht erhalten.

Aristoteles vertritt eine (wohl damals gängige) Auffassung, es gebe Menschen, die von Natur aus Sklaven sind. Sie gehörten von Natur aus nicht sich selbst, sondern einem anderen (Politik 1, 4, 1254 a 14 – 15). Der Sklave verfüge nicht aktiv über Vernunft, sondern nur passiv, indem er auf sie hören könne (Politik 1, 4, 1254 b 22 – 23), Ihm fehle die Fähigkeit zur Überlegung (Politik 1, 13, 1260 a 12) und daher auch die Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen (Politik 3, 9, 1280 a 32 – 34). Sklaverei lehnt Aristoteles nicht grundsätzlich ab, nur eine aufgrund bloßer Gewalt, bejaht aber eine Sklaverei von Sklaven von Natur aus (Politik 1, 3 – 7, sehr deutlich z. B. Politik 1, 5 1254 a 17- 1255 a 3).

Nach Zenons Auffassung sind äußere/soziale Hierarchie (Sklaverei als Rechtsstatus, im Gesellschaftssystem z. B. durch Verkauf durchgeführt) und innere/moralisch-ethische Hierarchie nicht deckungsgleich. Für ihn sind (wie beim Thema Adel) die inneren Qualitäten („Gesinnung“) von entscheidender Bedeutung. Er ruft aber nicht zu Umsturz und Veränderung der bestehenden Gesellschaftsordnung auf, die Sklaven außerdem von einer Teilhabe an politischen Rechten ausschließt. Als wahrhafte Freiheit versteht er die Möglichkeit selbständigen Handelns. Weise hätte diese, Toren dagegen nicht. Im Textausschnitt wird dies nicht erläutert. Nach der stoischen Philosophie ist damit gemeint, Weise urteilten immer richtig, aufgrund vernünftiger Einsicht, während Toren sich in ihrer Überlegung und Beurteilung durch Leidenschaften/Affekte (wie Lust, Schmerz, Furcht und Begierde) trüben und verwirren lassen, ihre Vernunft dann zeitweise ausgeschaltet ist. Sie werden dann von etwas beherrscht und unterliegen diesen Antrieben.