Friedrich Wilhelm IV von Preußen - Karikatur

... - (Geschichte, Karikatur, Preußen)

3 Antworten

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Das Bild ist ein eingefärbte Kreidelithographie von Isidor Popper, Satyrische Zeitbilder 1849, Nr. 25.

Friedrich Wilhelm IV. hatte einen etwas rundlichen Bauch. Auch in einigen anderen Karikaturen aus dieser Zeit ist er mit dickem Bauch dargestellt. Die übermäßige Dicke auf der Karikatur ist eine Zuspitzung und verstärkt hier eine Lächerlichkeit in der Szene.

In der Version der Fragebeschreibung fehlt beim Bild ein Text, der unten steht:
„Soll ich? - Soll ich nich? - Soll ich?!
Knöppe, ihr wollt! nu jerade nich!!“

Friedrich Wilhelm IV. wird wie jemand dargestellt, der ein Spielchen mit der Kaiserkrone betreibt. Es gibt ein Abzupfen der Blütenblätter von Blumen mit abwechselnd gesprochenem „Er liebt mich, er liebt mich nicht, …“. Mädchen versuchen so z. B. spielerisch herauszufinden, ob jemand sie liebt (das letzte Blütenblatt entscheidet). Friedrich Wilhelm IV. zählt auf der Karikatur die Knöpfe seiner Uniformjacke ab.

Friedrich Wilhelm IV. wird als unschlüssig dargestellt, ob er die ihm von der Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone (am 28. März wurde die Verfassung endgültig beschlossen und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. mit 290 gegen 248 Stimmen zum Erbkaiser gewählt) annehmen sollte oder nicht. Mit seiner rechten Hand hebt er die Kaiserkronen ein Stück hoch, setzt sie aber nicht auf. Die Entscheidung fällt schließlich gegen sie. Die Karikatur stellt dies als nicht auf vernünftigen Gründen beruhend dar. Es ist wie Willkür oder der Zufall eines „Liebesorakels“.

Die dickliche Erscheinung kann aufgrund der Gesichtsfärbung und des gedeckten Tisches im Hintergrund als eine nebenbei vorgebrachte Kritik gedeutet werden. Zu sehen ist ein Glas, eine Weinflasche, ein Teller und eine Schüssel. Wohlergehen im Gegensatz zum Volk wird aber stärker in einer Karikatur zum Hungerjahr 1847 ausgedrückt.

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hat zunächst am 2. April 1849 ausweichend geantwortet, als er die Kaiserdeputation (Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung) im Berliner Schloss empfing und sie ihm die Kaiserkrone anbot. Nach der verklausulierten Ablehnung wies Friedrich Wilhelm am 28. April 1849 endgültig die Kaiserwürde zurück.

Friedrich Wilhelm IV. hatte seit seiner Jugend romantisch eingefärbte Träume einer Reichs- und Kaiseridee. Die Kaiserkrone war für ihn nicht ohne Reiz, aber einen revolutionären Ursprung und eine Vergabe durch ein vom Volk demokratisch gewähltes Parlament lehnte er ab.

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hat zunächst am 2. April 1849 ausweichend geantwortete, als er die Kaiserdeputation (Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung) im Berliner Schloss empfing und sie ihm die Kaiserkrone anbot. Nach der verklausulierten Ablehnung wies Friedrich Wilhelm am 28. April 1849 endgültig die Kaiserwürde zurück.

Offiziell erklärte Friedrich Wilhelm IV. zunächst, er könne die Kaiserkrone nicht ohne das Einverständnis der Fürsten und Freien Städte Deutschlands annehmen. In nichtöffentlichen Äußerungen drückte er sich schärfer und verächtlicher aus.

Gründe der Ablehnung der Kaiserkrone:

  • Ablehnung und Verachtung des demokratischen Prinzips der Volkssouveränität: Friedrich Wilhelm IV. hielt am Gottesgnadentum der Herrscher fest und hatte außerdem die Auffassung, nur die Fürsten und die Regierungen der Freien Städte könnten die Kaiserkrone vergeben und seien dazu berechtigt, nicht das Volk oder eine Volksvertretung (Parlament).
  • Abneigung gegen die Revolution
  • Vermeiden einer Trennung von anderen Fürsten (die Macht der Fürsten war inzwischen wieder angestiegen und er wollte lieber die Liberalen scheitern lassen und von ihnen keine Aufträge annehmen)

Bücher informieren über die geschichtlichen Hintergründe und erklären die Ablehnung der Kaiserkrone 1849, z. B.:

Wolfram Siemann, Die deutsche Revolution von 1848/49. 1. Auflage. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1985 (Edition Suhrkamp : 1266 = N.[eue F.[olge] Band 266; Neue Historische Bibliothek), S. 192 - 216


ChuckL 
Fragesteller
 29.05.2011, 15:17

Wow, vielen vielen Dank für deine Mühe!

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thomru  29.05.2011, 20:32

Schön abgeschrieben, aber nicht so wirklich eine Interpretation. Vor dem Hintergrund der historischen Fakten, steckt diese Karikatur voller Ironie die dem Dargestellten durchaus gefallen hat.

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Nicht nur, dass FW IV. so dick dargestellt wurde, es stammt letztlich von ihm selbst. Wegen seiner schon früh bemerkbaren Leibesfülle wurde er häufig "Butt" genannt, eine Bezeichnung, die er selber gern selbstironisch aufgriff. In seinen eigenen Zeichnungen und Briefen kommen diese Anspielungen dutzendweise vor. Natürlich passt diese Darstellungsform sehr gut zu seiner pro-monarchistischen Idee, entgegen der sich formierenden Konstitutionalität. Das selbstgefällige Spiel mit der Kaiserkrone, stellt nicht zuletzt auch sein Dilemma mit der Ablehnung derselben dar.


ChuckL 
Fragesteller
 29.05.2011, 20:58

Dankeschön =)

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Wir haben die selbe Karikatur in unserem Geschichtsbuch,und der Text dazu lautet ungefähr so: "Kaiser,nicht Kaiser,Kaiser,nicht Kaiser...Knöppe ihr wollt,nur jerade nich!"

Wilhelm IV. zählt an seinen Hemdknöpfen ab,ob er nun Kaiser werden soll,oder nicht.

Ich glaube,dass er fett ist,hat nicht so viel damit zu tun,es soll ihn einfach nur etwas lächerlicher aussehen lassen.


ChuckL 
Fragesteller
 29.05.2011, 15:17

Danke =)

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