Kann der Spinosaurus vielleicht doch auf 2 Beinen gelaufen sein?

4 Antworten

Einfache Antwort: wir wissen es nicht!

Wie du weißt wurden von Spinosaurus bislang nur wenige Überreste gefunden. Die besterhaltensten Stücke sind außerdem im zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört worden, also ist so gut wie alles, was über dieses Tier gesagt wird, reine Spekulation. Das fängt bei der geschätzten Körpergröße an (das mit den 18m ist keineswegs Fakt, sondern nur die obere Grenze einer Schätzung, die bei "nur" 12m losgeht), geht beim Gewicht weiter (5 -11 Tonnen...) und auch über die mögliche Fortbewegung herrscht Uneinigkeit.

Wenn Spinosaurus quadruped war, wäre er die einzige bislang bekannte Ausnahme unter den Theropoden gewesen. Dagegen hatten verwandte Arten wie Baryonyx und Suchomimus sehr kräftige Arme und waren recht kopflastig gebaut, sodass diese Spinosauriden zumindest zeitweise quadruped laufen konnten, ob sie es auch getan haben, ist dagegen unklar. 

Von Spinosaurus haben wir allerdings überhaupt keine Hinweise auf das Armskelett. Über seine Korperhaltung kann man also nur sehr vage etwas behaupten. Man hat bloß anhand einer Grundlage, basierend auf den Skeketten seiner Verwandten errechnet, dass ein 17m langer und 9 Tonnen schwerer Spinosaurus nicht mehr imstande gewesen wäre, aufrecht auf zwei Beinen zu gehen, weil sein Schwerpunkt dann zu weit vorne gelegen hätte.

Wenn Spinosaurus aber kürzer und leichter gewesen ist, oder man sich bei der Rekonstruktion der Arme und Beine eben vertan hat, dann steht diese These wieder arg im Zweifel. Es sind also zu wenig Informationen vorhanden, um deine Frage zu beantworten - du darfst das Bild des Spinosaurus deiner Fantasie überlassen, noch gibt es da kein richtig und falsch.

Allerdings solltest du davon weg kommen, die Dinosaurier als Monster zu sehen. Das waren sie nicht. Sie waren Tiere, keine Filmschurken, hatten keine Superkräfte und mussten mit den gleichen Bedingungen kämpfen wie jedes heute lebende Tier. Kein Dinosaurier war eine nimmersatte, blutgierige Bestie, wie es uns Hollywood gerne glauben lassen will. Einen Spinosaurus hättest du genauso wie einen Grizzly aus sicherer Entfernung und mit gebührendem Respekt beobachten können, und er hätte auf keinen Fall versucht, dich zu fressen. Es sei denn du schmierst dich vorher mit Fischöl ein. :-)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

Rika1998 
Fragesteller
 30.06.2017, 09:16

Es wurde ein 40% erhaltenes Skelett gefunden ^^ sogar der obere Kieferknochen!  Und einpaar Halswirbel mit dornen, seine klauen auch und zehen

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MarkusPK  30.06.2017, 10:05
@Rika1998

40 Prozent sind weniger als die Hälfte des Materials und von diesen 40% sind 100% zerstört worden. Was wir davon noch haben sind die detaillierten Aufzeichnungen von Ernst Stromer von Reichenbach. In der jüngeren Vergangenheit fand man dann in Marokko, Algerien und Tunesien weitere Überreste, allerdings nur Bruchstücke einiger Schädel. Der jüngste Fund stammt aus Marokko und wurde 2014 entdeckt. Es ist das bislang vollständigste Skelett, aber wie viel des Materials tatsächlich bekannt ist, kannst du dir an dieser Grafik einmal anschauen:

https://m.imgur.com/S9y7qJh?r

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MarkusPK  30.06.2017, 18:15
@MarkusPK

Übrigens stammen diese Überreste von einem noch recht jungen Exemplar, dass auf weniger als 10m Länge geschätzt wird. Wenn man berücksichtigt, dass manche Theropoden ihren Körperbau in der Pubertät extrem verändert haben und junge Theropoden häufig ganz anders ausgesehen haben als ihre Eltern, so kann sich auch der junge Spino noch ganz anders entwickelt haben: VIelleicht sind seine Beine kräfiger geworden und das Verhätnis zum Körper hat sich im Laufe des Wachstums noch gestreckt, vielleicht sind auch die Arme bei Jungtieren proportional größer gewesen und irgendwann nicht mehr gewachsen und der Körperschwerpunkt hätte sich dann doch zur Mitte hin verlagert, sodass der junge, schlanke Spino zu einem hochbeinigeren und massigerem Koloss wurde, wenn er ausgewachsen war. So eine Formveränderung ist besonders bei Tyrannosaurus sehr gut belegt, dieser wuchs nach dem fünften Lebensjahr, wenn er etwa 500 - 700kg schwer war, mehr als fünf weitere Jahre lang so gut wie gar nicht und legte dann plötzlich in der Pubertät jedes Jahr eine Tonne an Gewicht zu, bis sich die Wachstumskurve dann mit der Geschlechtsreife wieder abflachte. Ausgewachsene Tyrannosaurier hatten weniger Zähne, breitere Schädel, bulligere Körper und im Verhältnis viel kürzere Beine als Jungtiere. Man hat junge Tyrannosaurier wegen dieser extremen Unterschiede sogar als eigene Spezies beschrieben: Nanotyrannus.

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Hallo Rika!

Das kann man noch nicht mit Sicherheit sagen, weil kein vollständiges Skelett des Spinosaurus gefunden wurde.

Nach derrzeitigem Stand der Forschung wäre aber beides möglich. Vor ein paar Jahren wurden bei einer Untersuchung der Isotope an den Zähnen eines Spinosaurus Hinweise darauf gefunden, dass Spinosaurus überwiegend im Wasser lebte. Sein Körperbau könnte sich also an eine semiaquatische Lebensweise angepasst haben, wodurch seine Arme lang und kräftig, seine Beine jedoch verhältnismäßig kurz wären, was eine bipede Fortbewegung erschweren könnte.

Andererseits wäre er damit der einzig bekannte Theropode, der sich quadruped fortbewegte. Außerdem sind Verwandte des Spinosaurus bekannt, die sich zweibeinig fortbewegten. Z.B. ist vom Baryonyx ein fast vollständiges Skelett erhalten, welches zeigt, dass beim Baryonyx die Hinterbeine detlich länger als die Vorderbeine waren, und er sich somit höhstwahrscheinlich zweibeinig bewegte.

Ich stelle mir Spinosaurus daher weiterhin als überwiegend bipedes Tier vor, dass nur gelegentlich vierbeinig lief oder rastete!

Schöne Grüße

Dunkleosteus

Ich würde viel eher darauf tippen, dass der Spinosaurus amphibisch – ähnlich einem Krokodil – gelebt hat.

Die langen Krallen der vorderen Gliedmaßen und die gerade Handhaltung deuten weniger auf Lauf-Hände und mehr auf Angriffs-Hände hin. Dennoch können die Hände zum Abstützen genutzt werden. Aber Laufen erscheint mir nicht sehr praktikabel.

Ebenso der extrem hohe und schmale Rücken-Berg ist unter Wasser effektiver zur Lagestabilisierung geeignet als an Land. An Land wäre das einfach ein hinderlicher Überbau, der eine Schwerpunkts-Instabilität erzeugt.

Der Spino hat doch eh im Wasser gelebt. 🤔

Und wieso es nicht eher klar gewesen ist liegt einfach daran, dass man ~ 100 Jahre kein Skelett gehabt hat.