Jemandem die Tür offen halten.

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Das Wort "Höflichkeit" weist schon in die richtige Richtung. Im Mittelalter waren es die Sitten, die bei Hof galten. In der niederen Bevölkerung hat man das höchtens mal ironisch nachgemacht. Allerdings hat das Bürgertum später diese Sitten übernommen, um sich von dem armen Volk abzuheben, wobei häufig der Sinn der Gebräuche in Vergessenheit geriet. Denn diese höfischen Sitten hatten natürlich ihre Ursachen - immer im Hinblick auf die Frauen, die auf das Balzgehabe der Männer hereinfallen sollten.

Im Fall des Türaufhaltens war es die Tatsache, dass Frauen gewaltige Röcke mit meist zahlreichen Unterröcken trugen, die es ihnen unmöglich machten, selbst durch eine Tür zu gelangen, ohne dass diese aufgehalten worden wäre.

Eine andere Sache ist zum Bespiel die Begrüßung mit der rechten Hand. Sie geht darauf zurück, dass es die Waffenhand war (Linkshändigkeit wurde den Leuten damals ausgetrieben), mit der man nicht das Schwert ergreifen konnte. So wurde immer eine (wenn auch oft nur vermeintliche) Freundlichkeit demonstriert.

Auch die Tischsitten haben derlei Ursachen, nur dass sie nicht dazu dienen mussten, kriegerische Gelüste zu verbergen.


languagewizard  30.05.2014, 13:22

Ah, volens, hatte gar nicht gesehen, dass auch Du die Vermutung mit den Röcken hegst. Bitte höflichst um Entschuldigung und natürlich DH für das vernünftige Argument :-)

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Volens  30.05.2014, 15:08
@languagewizard

Don't panic.
Doppelt genäht hält besser (auch das ist ein Spruch aus dem Mittelalter, aber ein sehr offensichtlicher).

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Das könnte aus einer Zeit und einem höfischen Milieu stammen, in der/dem Türen schwer und groß waren und die Damen so große Reifröcke trugen, dass sie mit dem Arm gar nicht an die Türklinke heranreichten ;-)

Solche Dinge gehen von der inzwischen z.T. obsoleten Vorstellung aus, dass die Frauen etwas nicht selbst schaffen. Nur teilweise obsolet, denn ich finde es oft leichter, in einen Mantel zu schlüpfen, den mir ein Kavalier richtig herum bereit hält, als allein damit zu jonglieren. Wir wissen auch beide, dass ich selbst die Tür öffnen kann, und trotzdem freut es mich jedes Mal, wenn ein Mann diese kleinen Kunstgriffe beherrscht. Und er kann sich auch selbst seinen Kaffee holen, aber er freut sich, wenn ich ihm den Gefallen tue, und ich freue mich, dass er sich freut.

Diese Höflichkeitsformen dienen dazu, Respekt und Zuwendung zu zeigen, und schaffen dadurch eine positive Atmosphäre.

Jemandem die Tür offen halten

Beantwortet wurde deine Frage bereits, auf die Grammatik wurde jedoch noch nicht eingegangen - und da stellen sich mir die Nackenhaare auf.

offen = Zustand = die Tür ist/steht offen
aber
Jemandem die Tür aufhalten = Aktion


Volens  30.05.2014, 15:16

Ich habe noch mal schnell geguckt.
:-)

Aber es ist mir automatisch gelungen, die richtige Vokabel zu verwenden.
Ich komme aber auch nicht aus der Krefelder Ecke, wo es ganz selbstverständlich ist, dass man die Tür "offen macht".

Noch etwas weiter südlich hat man dann auch den "doppelten Ruhr-Genitiv":
meine Omma ihr klein Häuschen seine Gardinen

Apropos Gardinen: in Flensburg gibt es aufe Fenster mit zue Gardinen (Petuh)

Aber das ist natürlich alles nichts für GF. Da hast du schon recht.
Trotzdem lustig ...

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Nehme mal an du bist aus dem 21Jahrhundert das Du so etwas nicht weisst.

Ja, es ist eine Höflichkeit.


Sandy200 
Fragesteller
 29.05.2014, 22:51

Also umgekehrt ist das nicht so üblich...

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dei geste bedeutet so viel wie das man jemanden sehr schätzt und respekt vor ihm hat. mittlerweile ist es in diesem sinne aber in vergessenheit geraten und man tut dieses nur noch wenn man jemanden helfen will oder wenn man zeigt das man einem freund den vortritt lässt


Sandy200 
Fragesteller
 29.05.2014, 22:56

Hat das eine romantische Bedeutung? Weil eigentlich machen das nur Männer für die Frauen. Sieht man auch so häufig in Filmen etc...

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