Ist meine Ausbildung nach Studium noch relevant?

7 Antworten

Also erstmal abwarten, wie das Studium läuft. Da du wohl ein gutes Abitur hast, denke ich zwar schon, dass das wahrscheinlich ist, aber andererseits ist Bürokaufmann auch so einer der einfachsten (da allgemeinsten) der kaufmännischen Berufe, und mich überrascht es deshalb etwas, dass du damit schon Probleme hattest... es geht auch nicht nur um rein fachliche Fähigkeiten:

wir im Betrieb 0 darauf vorbereitet wurden

Es ist nicht unbedingt Aufgabe des Betriebs, dich gezielt auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Aufgabe des Betriebes ist es, dir die fachlichen Inhalte zu vermitteln, aber wenn du nicht gezielt nachfragst, wenn du etwas noch nicht verstanden hast, kann und muss der Betrieb nichts machen. Die Abschlussprüfung wird weder von der Berufsschule noch vom Betrieb organisiert/abgenommen (mit Ausnahme der Tatsache, dass in der mündlichen Prüfung Ausbilder aus Betrieben im Komitee sitzen können). Diese institutionelle Trennung von theoretischer Lehre, praktischer Lehre und Abschlussprüfung + Verleihung des Berufstitels ist eine der großen Besonderheiten und Vorteile der deutschen dualen Berufsausbildung und unterscheidet sich stark von anderen Formen der beruflichen Bildung. Allerdings bedeutet es auch, dass sich die Auszubildenden selbst informieren müssen, welche Inhalte sie für die Arbeit im Betrieb brauchen, und welche für die Abschlussprüfung. Ich zum Beispiel habe Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung gelernt, anhand dieses Beispiels wird es vielleicht deutlicher: Es gibt ja verschiedene (und echt andersartige) Sparten der Spedition, und so lernt man vielleicht in einer Seefrachtspedition, muss aber in der Abschlussprüfung eventuell auch Luftfracht, LKW, Lager, Binnenschifffahrt, KEP-Dienste etc drauf haben; da der Betrieb selbst diese Inhalte wahrscheinlich nicht vermitteln kann, ist er nur verpflichtet, dem Azubi beratend zur Seite zu stehen und zum Beispiel Nachhilfe zu vermitteln. Würde es nach dem Betrieb gehen, würde in der Abschlussprüfung natürlich nur Seefracht drankommen; da zu dem Berufsfeld aber nun einmal mehr gehört, nimmt die IHK die Prüfung sinnvollerweise in allen Unterbereichen ab. In meinem Ausbildungsbetrieb konnte ich zum Beispiel auch nicht im Controlling eingesetzt werden, weil das bei uns ausgelagert war; trotzdem musste ich selbstverständlich auch meine Prüfung in Rechnungswesen schreiben.

Im Studium wird das übrigens noch „schlimmer“, dass dir niemand (geschweige denn unaufgefordert) sagt, welche genauen Inhalte du für Klausuren etc. brauchst, da musst du bitte unbedingt mehr Eigeninitiative an den Tag legen.

Was das Zeugnis betrifft, denke ich persönlich, dass du es auch weglassen kannst, solange du stattdessen dein Arbeitszeugnis vom Betrieb vorlegst, denn das Studium ist in der Tat dann der höhere Abschluss. Andererseits könntest du dir auch überlegen, es trotzdem anzuhängen um so die Schiene „schaut her, wie ich mich durchgebissen habe“ zu fahren.... manchmal kann es vorteilhaft sein, nicht den allzu perfekten Bewerber zu geben, sondern auch Kanten zu zeigen.

Anonym85674 
Fragesteller
 14.07.2019, 11:50

Ich habe nie gesagt, dass ich bei dieser “einfachen” Ausbildung schon Probleme hatte, da ich in der Berufsschule ein einwandfreies Zeugnis hatte, lediglich die IHK Prüfungen waren mein Problem. Jeder Ausbildungsbetrieb bekam Lehrgänge bezahlt, die Eine Woche gingen, wo alte Prüfungen nochmal durchgegangen wurden und Schwerpunkte diskutiert worden sind. Wir wurden in die Prüfungen geworfen mit “alles was die 3 Jahre so dran war musste lernen”.

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warai87  14.07.2019, 11:58
@Anonym85674

Von wem bekamen Ausbildungsbetriebe denn Lehrgänge bezahlt...? Also ich und meine Berufsschulklasse haben auch den Stoff der drei Jahre gelernt.

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Anonym85674 
Fragesteller
 14.07.2019, 12:01
@warai87

Also habe ich etwas falsch formuliert, die Azubis bekamen das von ihren Betrieben bezahlt, aber unser Betrieb war so geizig (ein sehr großer und Wohlhabender Betrieb mal nebenbei), dass wir es nicht durften. Das waren nämlich mehrere hundert Euro und das konnte man sich bei dem Gehalt nicht leisten.. Und Zeit zum lernen blieb ebenfalls kaum, da wir echt bis zum Ende arbeiten mussten

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warai87  14.07.2019, 12:26
@Anonym85674

Betriebe sind nicht dazu verpflichtet, Extra-Unterricht zu bezahlen, oder die Auszubildenden gesondert frei zu stellen. Machen das Betriebe trotzdem, ist das schön für deren Azubis, aber es besteht keine Verpflichtung und ich versichere dir, dass du nicht der einzige bist. In meiner Klasse haben einige früh genug angefangen, regelmäßig sonntags zu lernen (wie ich), und die anderen, die tatsächlich lieber kurz vorher intensiv lernen wollten, haben sich Urlaub genommen. Dem Ausbildungsbetrieb kann letztendlich egal sein, ob du deine Abschlussprüfung bestehst oder nicht. Da Bürokaufmenschen nicht gerade Mangelware sind, kann er sich einen anderen, besseren Absolventen, oder auch einfach den nächsten Azubi als billige Arbeitskraft holen.

Für die Zukunft solltest du dir unbedingt merken, dass du und nur du allein verantwortlich bist für dein berufliches Fortkommen. Betriebe und übrigens auch Hochschulen handeln nach ihrem eigenen Interesse und das ist nicht unbedingt auch in deinem Interesse, dass nämlich du den Abschluss (gut schaffst).

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Anonym85674 
Fragesteller
 14.07.2019, 21:04
@warai87

Ich verstehe nicht warum du so von oben herab schaust? Du hast die Ausbildung nicht gemacht und weißt daher nicht wie die Prüfungen inhaltlich waren. Speditionskaufmann ist jetzt auch nicht die Herausforderung “für dein berufliches Fortkommen bist du allein verantwortlich” Danke das habe ich bisher nicht gewusst. Ich bin ja bei einer sehr guten mittleren Reife und einem sehr guten Abi ohne eine einzige 3 ja absolut lernunfähig und habe das Prinzip von Prüfungen und Schulen nicht verstanden... ach ja in allen 20 Fächern der Berufsschule hab ich ebenfalls nur 2en und einsen. Verstehe nicht, warum wir nicht bei der Hauptfrage bleiben und du mir hier versuchst Vorwürfe zu machen um dich besser zu fühlen?

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Wenn du dich bewirbst, dann wirst du wohl oder übel auch in den Lebenslauf schreiben, dass du diese Ausbildung absolviert hast. Sonst hast du eine mehrjährige Lücke im Lebenslauf. Und wenn du das angibst, dann solltest du auch das Abschlusszeugnis beilegen, denn natürlich wird das den Arbeitgeber interessieren, wie du da abgeschnitten hast. Außerdem wirkt es noch meines Erachtens noch viel unseröser, die Abschlussnote zu verheimlichen als zu einer nicht so guten Note zu stehen. Die Personaler malen sich sonst wer weiß was aus, weshalb du das Zeugnis nicht beigelegt hast.

Allerdings dürfte die Ausbildungsnote schlicht nicht mehr relevant sein, wenn du erstmal den Studienabschluss hast. Fällt dieser besser aus, als die Ausbildung, dann kannst du mit letzterer höchstens noch deine positive Entwicklung hervorheben und ein paar Zusatzqualifikationen nachweisen. Ausschlaggebend dürfte dann aber trotzdem der Studienabschluss sein.

Beste Grüße!

Hallo,

jeder Betrieb entscheidet selber, welche Unterlagen man von den Bewerbern sehen möchte. Wenn die Stellenanzeige wegen der erforderlichen Unterlagen nicht eindeutig ist, kann der Bewerber entscheiden.

Häufig spielen auch der Lebenslauf der Personalentscheider und deren Erfahrungen mit bisherigen Bewerbern eine große Rolle.

Praxiserfahrung durch eine Berufsausbildung vor dem Studium ist meist ein Pluspunkt.

Wenn man zu der Ausbildung gar nichts beifügt, kann bei den Entscheidern sehr schnell die negative Fantasie durchgehen:

  • Prüfung gar nicht bestanden
  • Prüfung erst im 2. Anlauf geschafft
  • Ausbildung im letzten Ausbildungsjahr abgebrochen
  • Prüfung mit 51 Punkten bestanden

Von den 3 Ausbildungsbelegen (Abschlusszeugnis der Berufsschule, IHK-Prüfungszeuignis, Ausbildungszeugnis des Betriebes) haben die Schulunterlagen häufig am wenigsten Bedeutung für Arbeitgeber.

Wenn es mit dem Studium nicht klappen sollte, sind natürlich alle Ausbildungsunterlagen wesentlich wichtiger.

Gruß

RHW

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Anonym85674 
Fragesteller
 14.07.2019, 11:53

Also ich verlasse mich darauf, dass man anhand meines Lebenslaufes daran erkennen kann, dass ich nach der Ausbildung (3 Jahre) sofort das Fachabi begonnen habe und somit auch alle Prüfungen bestanden habe.

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Mir erging es ähnlich, im Kaufman-Gehilfenbrief steht eine leidliche 3, mein Berufsschulzeugnis hatte einen Schnitt von 1,5.

Den Bilanzbuchhalter und mein anschliessendes BWL Studium habe ich jeweils mit 1,5 absolviert.

Ich denke, damit kann man den Gehilfenbrief als Ausrutscher übergehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Meistens wollen die Arbeitgeber nur das letzte Zeugnis sehen, sprich deinen letzten Abschluss. Das wäre sonst viel zu viel Papierkram und Zeitaufwand, wenn sie von allen Bewerbern auch die Zeugnisse von der Realschule und gar Grundschule sehen wollen. xD

Natürlich darfst du nicht lügen und du musst im Lebenslauf deine Ausbildung reinschreiben, allerdings nicht welche Noten du gehabt hast. Den Ausbildungsabschluss hast du ja bestanden und damit schreibst du ja die Wahrheit.

Falls wirklich Nachfragen kommen sollten, dann musst du erst dein Zeugnis herzeigen aber ich denke wenn du einen Studienabschluss hast, wird sich in der Regel kein Schwein mehr für deine anderen niederen Abschlüsse interessieren. ;)

Woher ich das weiß:Recherche