Ist die Linkspartei noch zu Retten?
Und was denkt ihr über Gregor Gysi's Rede zum Bundesparteitag?
12 Antworten
Denke nein
Ich bin Mitglied der Partei DIE LINKE und vertraue auf eine Zukunft der Partei.
Die Rede von Genosse Gysi war stellenweise etwas unglücklich.
Die Beschwörung der alten "Ost-Identität" finde ich mittlerweile etwas wirklichkeitsfremd, auch wenn er sie sehr amüsant verpackt hat.
Anstatt das Thema "gendern" vorzuschieben und von "Denunziation" zu sprechen, hätte er gleich die fragwürdigen #linkemetoo Vorwürfe der mindestens ebenso dubiosen Linksjugend ['solid] beim Namen nennen können.
Das sehe ich anders. Wie Gysi sagte, nutzt es nichts die Schreibweise zu ändern, sondern der dahinterstehende Geist muss sich ändern.
Dann sollte er doch eher darüber sprechen, wie man den Geist ändern kann.
Allgemein fand ich diese "Standpauke" zum fünfzehnjährigen Bestehen unserer Partei trotz der derzeiten Lage etwas unangemessen.
Die Partei zerfleischt sich ohnehin gerade, da sollte von den alten Hasen etwas mehr Ermutigung kommen. Kritiker haben wir alle innerhalb der Partei.
Ob die Linke oder die Grüne nun gendert, ist nicht das wirkliche Problem. Das besteht darin, dass wir nicht mehr als Partei der Arbeiter und sozial Schwachen erkannt werden.
Es ist aber genau diese moralische Überheblichkeit (von wegen political correctness), mit der sich die Linkspartei ihre Stammwähler, nämlich Arbeiter verspielt hat.
Das ist doch das Problem. Es wird sich nurnoch auf irgendwelche Minderheiten konzentriert, statt auf die Mehrheitsgesellschaft. Entsprechend schlecht steht die Partei jetzt auch da. Ich finde damit hatte er doch auch komplett Recht.
Entschuldigung, dann haben wir aneinander vorbei gesprochen.
Ja das ist "klein-klein", mit dem sich die Partei aufreibt.
Ich glaube auch nicht, dass durch Konzentration auf "Wokeness" eine bessere Gesellschaft entstehen kann, dafür braucht es praktischer Politik.
Ich erlebe das ja selbst bei Haustürgesprächen oder im Rahmen von Sozialprojekten - die Menschen freuen sich, dass wir "Linke" sind, bei denen "links" sein z.B. bedeutet, während des Lockdowns einen Einkaufsservice für Senioren und andere Risikogruppen anzubieten, der ihnen die Tüten vor die Tür stellt.
Kein Mensch sagte mir "oh toll, ihr Link*innen seid echt toll, weil ihr den Bürger_innen so viel Geschlechterdiversität in die Haushalte bringt". ;-)
Da muss man Prioritäten setzen.
Deshalb habe ich auch keine Ambitionen in Richtung Bundespolitik.
Wir könnten eine Partei gebrauchen, die dafür sorgt, dass die soziale Schere nicht weiter auseinandergeht.
Hier sehe ich aber wenig Lösungsansätze. Mir ist nicht klar, ob die Linke Langzeitarbeitslose besser stellen möchte oder ob sie die Situation von Menschen mit kleinen Einkommen verbessern möchte.
Russland hat sich als ein Land der Kriegsverbrecher herausgestellt. Hier haben große Teile der Linken gewaltige Fehleinschätzungen begangen. Statt sich zu distanzieren, wird weiterhin militärische Hilfe für die Ukraine abgelehnt. Ob aus US-Feindlichkeit, aus Gründen der Ideologie oder weiterhin bestehender Verbundenheit - die Linke ist aus diesem Grund, wie die AfD, für mich keine ernsthafte Alternative. Wer hinter unserer Werteordnung steht, wird die Ukraine auch unterstützen.
Gysis komplette Rede tue ich mir jetzt nicht an...
Ansonsten können natürlich alle Parteien einen temporären Abschwung in der Wählergunst auch wieder umkehren.
Dazu brauchen sie aber eine schonungslose Analyse der Ursachen und Gründe und die unbedingte Bereitschaft, sich Veränderungen zu stellen und ihnen programmatisch gerecht zu werden.
Wer demgegenüber Dogmen kanonisiert und diese der Realität überstülpen möchte, landet auf dem Restpostehaufen politischer Marginalität und langwährender Bedeutungslosigkeit.
Wer wie die Linkspartei und die AfD in trauter Volksfronteinmütigkeit den russischen Angriffskrieg verurteilt und sich gleichzeitig effektiver Notwehrhilfe in Form von Waffenlieferungen verweigert, macht sich zum Chips essenden Zuschauer russischer Kriegsverbrechen wie in Butscha und sollte erklären, ob er die amerikanischen Waffenlieferungen an die Sowjetunion auch für schlecht hält.
Hoffentlich. Das Potenzial für eine starke Linke ist da, wenn die Inhalte sich nicht ändern, und diese öffentlich dargestellt werden. Das geht aber nicht, wenn Sahra Wagenknecht ihre Reichweite nutzt, um Lügen über ihre eigene Partei zu verbreiten. Das macht es den Medien sehr einfach, eine Kampagne gegen Die Linke zu führen, woran viele natürlich ein Interesse haben.
Es funktioniert auch nicht, sämtliche linke Strömungen zu repräsentieren. Man muss das schon etwas eingrenzen. Ich finde, diejenigen die mit mehreren Teilen des Programms ein Problem haben, sollten die Partei einfach verlassen. Es ist eine demokratische, sozialistische, grüne, progressive, pazifistische und emanzipatorische Partei. Das sollte allen klar sein.
Die Rede von Gregor Gysi fand ich größtenteils sehr gut
Sind sie das nicht? Komisch, wie nennt man denn die Menschen, die die Arbeiterschaft durch ihre überhebliche Gender/Identitäts-Debatte verjagt haben?
Die Gender-Debatte ist eine, die von Rechten initiiert und instrumentalisiert wird. Welcher Linke fängt denn damit an, übers Gendern zu sprechen?
Ich kenne genug, die damit anfangen.
Oder was ist deine Theorie, warum nurnoch Menschen aus der oberen Mittelschicht oder aus den sog. Innenstadt-Millieus die Linke wählen?
Ich kenne genug, die damit anfangen.
Mitglieder der Linken?
Oder was ist deine Theorie, warum nurnoch Menschen aus der oberen Mittelschicht oder aus den sog. Innenstadt-Millieus die Linke wählen?
Da gibt's viele Gründe. Zum einem haben viele Menschen das Vertrauen in die Politik verloren, weil sich die Lebensbedingungen verschlechtert haben, und es sehr viel Korruption gibt. Auch selbsternannte linke Parteien (SPD, Grüne) ändern das nicht. Unter Schröder haben die sogar grundlegende neoliberale Reformen durchgesetzt. Viele gehen gar nicht mehr wählen, andere werden Opfer von Rechtspopulisten.
Ein anderer wichtiger Grund sind die Medien. Die Linke wird nicht oft erwähnt, und wenn, damn sehr stark negativ. Vergleiche mit der AfD sind auch sehr beliebt...
Wirtschaftspolitik ist auch ziemlich kompliziert. Dadurch dass es sich so schön anhört, was Linke fordern, klingt das für viele auch gleichzeitig naiv. Dazu kommt die neoliberale Propaganda, die sehr tief verankert ist. Man muss sich damit dann schon auseinandersetzen.
Dann kommt das Thema "Lifestyle-Linke" dazu, aber nicht, weil es ein reales Problem der Linken ist, sondern weil Sahra Wagenknecht behauptet, dass es so ist. Ich habe schon sehr viel (vorallem auf Gutefrage) an "Kritik" an Die Linke gelesen. Vor dem Buch "Die Selbstgerechten" hat niemand das Gendern oder Identitätspolitik als Grund erwähnt. Seit dem sie dieses Buch veröffentlicht hat, liest man das allerdings ständig
Seltsam, ich sprach bereits vor ihrem Buch von exakt solchen Leuten. Den politikwissenschaftlichen Begriff der “Identitätslinken” gab es schon vorher.
Oder oft sprach man von Salon-Linken. Damit waren akademisierte Linke gemeint, die jeglichen Bezug zur Realität verloren haben.
Mit Scheindebatten erreicht man nicht den einfachen Arbeiter, der gerne politisch inkorrekt ist und „Tacheles“ spricht.
Ich habe vieles an Wagenknecht auszusetzen, aber ihre Analyse zur politischen Linke war sehr zutreffend.
Seltsam, ich sprach bereits vor ihrem Buch von exakt solchen Leuten
Darum geht's nicht. Diese Leute gibt's ja, aber die haben nicht Die Linke, sondern sie Grünen und die SPD überrannt
Wieso? Das stellte doch ein Problem dar