Ist die Evolutionstheorie umstritten?

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Nein, ist sie nicht. 86%
Ja, ist sie! 14%

42 Antworten

Nein, ist sie nicht.

Darwins Evolutionstheorie beruht auf zwei Annahmen, die kaum jemand bestreitet:

  1. Alle Lebewesen haben Nachkommen, die sich von ihnen leicht unterscheiden (Mutation).
  2. Lebewesen, die gut an ihre Umwelt angepasst sind, überleben besser und pflanzen sich häufiger fort (Selektion).

Kaum bestritten ist auch, dass man alleine mit diesen zwei Annahmen unlaublich viele Phänomene der Biologie erklären kann. Z. B., weshalb Giraffen lange Hälse haben, wie man grössere Äpfel züchtet, weshalb Bakterien resistent werden, wenn man Antibiotika falsch anwendet, weshalb alle Lebewesen grundsätzlich gleich aufgebaut sind, weshalb manche Tiere und Menschen bereits kurz nach der Geburt sterben oder verkrüppelt zur Welt kommen. Es gibt keine naturwissenschaftliche Theorie, die mit derart geringen Annahmen derart viele völlig verschiedene Dinge erklären kann. Es gibt kaum einen Fachartikel zur Biologie, in dem nicht direkt oder indirekt auf diese Theorie Bezug genommen wird. Darwins Theorie ist die Grundidee der gesamten Biologie.

Allerdings hat Darwin noch eine dritte Annahme gemacht, die er zu seiner Theorie eigentlich gar nicht braucht und die tatsächlich nicht beweisbar ist. Er sagte nämlich zusätzlich:

Die gesamte Artenvielfalt der Erde entstand durch die obigen zwei Annahmen (Darwins Hypothese).

Niemand kann beweisen, dass es nicht noch andere Effekte in der Natur gibt. Die Epigenetik ist möglicherweise so ein Phänomen. Die Erlebnisse eines Lebewesens führen in vielen Fällen offensichtlich dazu, dass sich das Lebewesen anpasst und danach besser für solche Fälle ausgerüstet ist. Nach der Epigenetik werden solche Lernprozesse in gewissen Fällen genetisch gespeichert und können sogar weiter vererbt werden.

Du könntest sogar annehmen, dass ein Schöpfer im Normalfall zwar der Evolution ihren Lauf lässt, aber dann doch in einzelnen Fällen eingreift. Dies würde aber nichts daran ändern, dass Darwins Theorie stimmt. Sie wäre nur nicht der einzige Mechanismus.

Nein, ist sie nicht.

Nein. Kein ernstzunehmender Wissenschaftler bestreitet sie.

Bestritten wird sie nur von Schwurblern oder von Leuten, die in der Schule tief geschlafen haben.

Und was das Beweisen angeht. Nur mathematische Formeln sind bewiesen. Alles andere sind Schlüsse, die man aus Beobachtungen und Datensammlungen erschlossen hat. Da sämtliche Daten aber die ET als einzige wissenschaftliche Theorie bekräftigen, ist die faktisch bewiesen. Bitte verwechsel nicht den umgangssprachlichen Terminus "Theorie" mit dem wissenschaftlichen Terminus "Theorie."

Eine wissenschaftliche Theorie ist keine Hypothese und erst recht keine Meinung. Wenn eine wissenschaftliche Tatsache den Rang einer wissenschaftlichen Theorie errungen hat, wie die ET, dann kann man sie durchaus für wahr halten.

Die Etheorie ist etwas anderes, als wenn ich sage: ich habe die Theorie, dass Harry und Meghans Ehe nicht ewig halten wird.

Aber niemand hält dich davon ab, Gegenbeweise für die ET zu suchen. Wenn du einen gefunden hast, der die Theorie ins Wanken bringen kann, dann kannst du dir schon mal ein Abendkleid oder einen Smoking schneidern lassen. Das brauchst du für den Nobelpreis.

Bis jetzt allerdings beruhen alle GEgenbeweise auf mangelnder Bildung oder Schwurbelei.

Nein, ist sie nicht.
ich habe oft Diskussionen im Internet über die Evolutionstheorie. Viele erzählen mir, dass niemand die Evolutionstheorie je bewiesen hat.

Die Evolutionstheorie ist nur unter streng religiösen Menschen umstritten, welche emotional an der Idee gebunden sind, dass Gott alle Tiere nach ihrer Art erschaffen haben soll. Sie lehnen die Evolutionstheorie aus persönlichen religiösen Gründen ab, nicht aus wissenschaftlichen Gründen. Argumente der Kreationisten beruhen nie auf positiven Ergebnissen, sondern auf Mangel an Wissen.

Wissenschaft ist hingegen nicht emotional an Evolution gebunden, wie Kreationisten emotional an die Idee gebunden sind, dass Gott alles erschafft. Die Evolutionstheorie ist einfach die am besten passende Erklärung für die Übermengen an Daten, die wir haben. Niemand hat die Gravitationskonstante der Erde auf genau 9,81 gewählt, wir haben sie einfach entdeckt. Niemand hat gerade entschieden, dass die Erde ungefähr 4,51 Milliarden Jahre alt ist. Niemand hat sich ausgesucht, dass Mensch und Schimpanse einen gemeinsamen Vorfahren haben und unsere Spezies zusammen mit allen anderen Trockennasenaffen eine untergeordnete Verwandtschaftsgruppe der Primaten bildet. Nach über 150 Jahren Forschungsgeschichte sprechen die Datenmengen ein eindeutiges Ergebnis, weil sie mittlerweile ganze Bibliotheken füllen. Und die Belege, nicht die persönliche Einstellung, sind das, worauf objektive Schlussfolgerungen basiert. Am Ende des Tages beobachten wir einfach unsere Welt und den Fakten kümmert es nicht, ob irgendwelche Fanatiker damit zufrieden sind. Es ist nicht unsere Schuld, dass der Kreationismus nicht wahr ist!

Weil so viele diese Theorie energisch abstreiten, zweifle ich mittlerweile selber an ihre Richtigkeit.

Kreationisten haben ein großes Problem: Der Kreationismus beschäftigt sich mit nicht beobachtbaren Faktoren, er hat keine Hypothesen, kein Modell, erwähnt keine kausalen Mechanismen, geschweige denn überprüfbare, geschweige denn, dass sie faktisch getestet werden. Kreationismus ist nicht falsifizierbar, nicht beobachtbar und ohne vernünftige Theorie. Kreationisten haben keine Beweise, um den Kreationismus zu unterstützen. Es gibt kein testbares kreationistisches Modell, das unsere Beobachtungen vorhersagen kann. Es ist wirklich keine komplizierte Anforderung - dies sind die Standards für jede einfache Hypothese oder Theorie. Kreationisten versuchen nicht einmal, ein solches überprüfbares Modell vorzuschlagen, weil sie nicht einmal in der Lage sind, ihre Position vernünftig zu demonstrieren.

Kreationisten sind deshalb auch so besessen, die Evolutionstheorie energisch abzustreiten. Sie leben in der Illusion, dass eine Widerlegung der Evolutionstheorie den Kreationismus fördern würde. Wenn aber die Evolutionstheorie irgendwann scheitern würde, wäre der Kreationismus ausdrücklich keine wissenschaftliche Alternative dafür. Wissenschaft ist kein Boxkampf!

Was soll ich jetzt davon halten? Und ist die Evolutionstheorie wirklich so umstritten?

Wenn jemand da draußen wirklich ein nachdenkliches, begründetes Argument gegen die Evolution hätte, das ausreichend nachweislich unterstützt wird, würden Wissenschaftler absolut gerne davon hören. Ich meine das von ganzem Herzen. Jemand, der die Evolution widerlegen könnte, würde ein wissenschaftlicher Held werden. Die Entdeckung wäre ein historischer Durchbruch und die verantwortliche Person würde verewigt werden, so wie es jetzt bei Charles Darwin der Fall ist. Deshalb ist es so frustrierend, mit Kreationisten zu sprechen. Wissenschaftler würden sich gerne auf eine nachdenkliche, differenzierte Kritik ihrer Ergebnisse einlassen, aber stattdessen werden sie einfach von ignoranter Arroganz peinlicher Kreationisten bombardiert.

Wenn du das nächste Mal mit Kreationisten diskutierst, kannst du gerne Belege fordern, welche den Kreationismus unterstützen. (Spoiler: Es gibt keine!) Die Evolutionstheorie gilt als die Theorie mit den meisten Belegen in der Naturwissenschaft. Und 150 Jahre nachdem gezeigt wurde, wie Evolution stattfindet, gilt die Theorie immer noch - so wahr, dass sie die Grundlage der modernen Biologie bildet. Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Lichte der Evolution.

Nein, ist sie nicht.

"Umstritten" ist sie nur von Leuten, die über das Thema nicht informiert sind
oder die Evolution aufgrund ihres Glaubes generell ablehnen und so jeglichen Beweis pauschal als falsch abstempeln.

Nein, ist sie nicht.

Nein. Die Evolutionstheorie ist eine wissenschaftliche Theorie. Dieser Begriff hat eine andere Bedeutung als das Wort Theorie in der Alltagssprache. Eine wissenschaftliche Theorie ist ein belegbares und belegtes Model zur Erklärung eines natürlichen Phänomens. Die Evolutionstheorie ist über jeden seriösen Zweifel hinaus belegt und somit ein Fakt. Wie beispielsweise auch die Keimtheorie der Krankheit, die Zelltheorie oder die Atomtheorie. Diesen Fakt zu bestreiten zeugt von enormer Ignoranz dem Thema gegenüber, wie auch von religiösen Fanatismus.

Die Entstehung aller heute existierenden Arten aus einem gemeinsamen Vorfahren ist über jeden seriösen Zweifel hinaus belegt. Belege dafür gibt es auf Ebene der ausführlichen Fossilienfunde, deren Datierung und Vergleich es uns erlaubt die Entwicklung von Spezies nachzuvollziehen:

https://www.nature.com/scitable/knowledge/library/dating-rocks-and-fossils-using-geologic-methods-107924044/

Es gibt sie auf Ebene der Genetik, wo Vergleiche zwischen den Genomen der heute lebender Tiere es uns erlauben nachzuvollziehen welche Mutationen zur Divergenz dieser Arten geführt haben und wann dies passiert ist:

https://www.nature.com/scitable/topicpage/the-molecular-clock-and-estimating-species-divergence-41971/

Hier sehen wir beispielsweise auch Belege für die Abstammung des Menschen von einem gemeinsamen Vorfahren mit den anderen heute lebenden Affen, beispielsweise unser Chromosom 2:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC187548/

Auch durch den Vergleich endogener Retroviren zwischen den Spezies lässt sich unsere Verwandtschaft über jeden rational begründeten Zweifel hinaus belegen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29351742/

Und auch die Ausbreitung und Vermischung von Homo Sapiens mit anderen Vormenschenarten lässt sich auf Ebene der Genetik nachvollziehen:

https://www.nature.com/articles/s41559-021-01408-0

https://www.nature.com/articles/s41586-018-0455-x

Natürlich lässt sich dieses Prinzip auch auf andere Spezies und deren Evolution anwenden:

https://www.nature.com/articles/s41467-020-17157-w

Auf diesem Wege kann man sehr weit in die Vergangenheit blicken, beispielsweise finden sich in unserem Genom nach wie vor Spuren unseres Ursprungs als Einzeller:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21795752/

Zudem finden sich in unserem Genom auch noch die inaktiven Relikte unserer Vorfahren, beispielsweise der genetische Bauplan für Zähne in Vögeln welche diese verloren haben:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982206000649

Diese Atavismen finden sich auch beim Menschen und zahlreichen anderen Spezies:

https://www.nature.com/scitable/topicpage/atavism-embryology-development-and-evolution-843/

Diese Atavismen zeigen sich auch auf Ebene der Anatomie: Sie sind beispielsweise der Grund warum einige Wale immer noch rudimentäre Hintergliedmaßen haben und wir ein Steißbein 

Unter anderem aufgrund dieser Atavismen, aber auch aufgrund der konservierten Signalwege, beispielsweise Hox-Gene, belegt auch die Entwicklungsbiologie die Evolution: Sei es die Entstehung von Kiemenbögen bei Menschen, die Entstehung von Gliedmaßenknospen bei Schlangen, oder embryonalen Zähne bei Bartwalen: Alle Spezies tragen die Spuren ihrer evolutionären Entwicklung in sich:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK10049/

Und trotz der Diversität an Form und Funktion im Tierreich sind die Signalwege welche die Entstehung dieser unterschiedlichen Formen steuern hoch-konserviert:

https://www.pnas.org/content/110/6/2211

In Summe: Die Entstehung aller heute lebender Arten aus anderen Arten ist über jeden seriösen Zweifel hinaus belegt. Was hingegen über jeden Zweifel hinaus WIDERlegt ist, ist das biblische Schöpfungsmärchen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Wissenschaftler/Molekularbiologe