Ich kann keine Kanji als Vokabel merken?

4 Antworten

Der Trick an der Sache ist, dass du einfach beides machst: Du lernst die einzelnen Kanji mit ihrer häufigsten Lesung (Heisig-Methode eignet sich dabei ganz gut). Dazu lernst du dann die Vokabeln und etwaige Ausnahmelesungen ebenfalls mit den Vokabeln zusammen.

Hier auch ein paar Tipps dafür:

https://youtu.be/wHwHTWp29Uc

Dadurch lernst du die Kanji und erkennst sie dann auch in den Wörtern. Da du auch die häufigste Aussprache des jeweiligen Kanji kennst, kannst du auch unbekannte Wörter lesen und dir zum Teil die Bedeutung zusammenreimen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Nik19723 
Fragesteller
 04.10.2021, 15:58

Ok danke. Das ist sehr hilfreich, weil ich denke, dass es so auch bei mir klappen könnte.

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Nik19723 
Fragesteller
 04.10.2021, 16:05

Meinst du mit der häufigsten Lesung, die häufigste On und Kun Lesung (also beide) oder die generell häufigste Lesung, egal ob On oder Kun (also eine)? Hatte bisher eine App genutzt, die Kanji Study heisst um die Lesungen zu lernen. Das Proble ist, da wurden alle Aussprachen abgefragt. Deshalb hatte ich irgendwann die Lesungen aufgegeben

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Kawaraban  05.10.2021, 03:20
@Nik19723

Die häufigste. Das ist von Zeichen zu Zeichen unterschiedlich. Mal ist es eine On-Lesung, mal eine Kun. Heisig sollte immer nur nach der häufigsten Lesung fragen.

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500 Kanjis (und damit mindestens 500 bis 1000 und mehr kontextlose Vokabeln) sind in deinem Fall nicht "noch nicht so viele", sondern wahrscheinlich mindestens 400 bis 450 Kanjis zu viel.

Wieso ist das denn jetzt an dieser Stelle in deinem Lernprozess wichtig mehr als 500 Kanjis zu können? Wo ist da die Motivation? Was versprichst du dir davon? Wer hat dir das so empfohlen (ein Japanischlehrer bestimmt nicht)? Das ist auf jeden Fall nicht der richtige Weg...

Lesen und Schreiben funktioniert erst dann, wenn entsprechendes Sprachwissen da ist. Wenn du mit und über das Wort 研究者 nicht sprechen kannst und nicht weißt, wie es in Kommunikation verwendet wird, kein Unterrichtsmaterial damit bearbeitet hast, dann ist es doch völlig klar, dass du dir das nicht merken kannst. Du hast doch da überhaupt keinen Bezug zu und letztendlich auch nicht das Sprachwerkzeug, um diese Wörter zu nutzen.

Japanische Kinder haben deshalb keine Probleme mit dem Erlernen von Kanjis, weil sie zu dem Zeitpunkt, wo sie sich das erste Mal damit beschäftigen müssen, bereits so viel Sprache können, dass man ihnen lediglich sagen muss, welches Zeichen was bedeutet. Ein Japanischlerner muss zusätzlich noch die Bedeutung an sich lernen und, wie man mit dem Vokabular umgeht.

Also: Erstmal um einiges mehr Japanisch lernen. Dann kann man immer noch damit anfangen die Schrift zu erlernen. In deinem Fall ist es zu viel Schrift auf einmal und wahrscheinlich auch noch viel zu früh.

Zum Vergleich: Im ersten Jahr an einer guten Japanologie wird man höchstens hundert bis zweihundert Kanjis vorgesetzt bekommen. Und da sind das Lerntempo und die Inhalte um ein Vielfaches anspruchsvoller und intensiver, als du das leisten kannst. Kannst dir also ausrechnen wie viel weniger Kanjis für dich an dieser Stelle im Lernprozess notwendig sind (wenn überhaupt).

Das Schwierige an Japanisch ist die Schrift. Die Grammatik ist im Vergleich zum Deutschen relativ einfach, die Aussprache ist auch nicht so schwer, wenn man von らりるれろ (ra ri ru re ro) absieht.

Bei der Schrift ist es eben so, dass man sich viele neue Wörter merken muss, die keinen Bezug zu einer indogermanischen Sprache haben. Außerdem kommen die Kanji dazu, die meist mehrere Lesungen haben. Das ist eine große Hürde. Das ist für alle schwer (auch für die Japaner) und da musst Du durch, wenn Du die Sprache können willst.

Deswegen empfehle ich Dir, einmal die Jôyô Kanji (also die Kanji für den allgemeinen Gebrauch) ordentlich zu lernen. Das heißt, Du solltest Dir ein halbes Jahr Zeit nehmen, für jedes Kanji zumindest eine ON-Lesung und eine kun-Lesung zu lernen. Hilfreich dafür waren bei mir Kärtchen, auf die ich auf der einen Seite das Kanji schön schrieb, während ich auf der Rückseite die zwei Lesungen und eine Bedeutung geschrieben habe. Du solltest natürlich alles mit einem weichen Bleistift schreiben, damit die Kanji schön aussehen.

Wenn Du alle Jôyô-Kanji gut kannst, dann hast Du einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dann erschließen sich viele Vokabel von ganz alleine, weil Du die Kanji schon kannst.

Du hast gefragt, wie Du Dir die Kanji merken kannst. Da hilft nur die sogenannte Etymologie. Gemeint ist, dass jedes Kanji eine kurze Geschichte erzählt. Es gibt Kanji, die man sich relativ einfach merken kann: Zum Beispiel eins 一, zwei 二, drei 三, oder die Sonne / der Tag 日 (es ist die Sonne mit einer kleinen Wolke in der Mitte), der Mund 口, der Baum 木, das Wäldchen 林, der Wald 森, etc.

Bei manchen Kanji fällt es auch den Japanern schwer, sie sich zu merken oder zu schreiben. Eines davon wäre "sich einsam fühlen" 寂しい (sabishii). In diesem Fall wurde ein Zeichen erfunden, das man sich leichter merken kann: 淋しい (sabishii). Offensichtlich ist jemand in einem Wäldchen und vergießt Tränen.

Es gibt aber auch komplizierte Zeichen, die man sich leicht merken kann: 蓋 (futa), der Deckel. Unten sieht man die Schüssel 皿 (sara), ganz oben ist die Graskrone, also ein Band aus Hanf etc. und in der Mitte sieht man den Deckel.

Um die Geschichte jedes Zeichens zu lernen solltest Du unbedingt einen qualitativ hochwertigen Unterricht besuchen! Sonst zieht sich alles nur in die Länge. Alles Gute!

Grundsätzlich solltest du mit der Methode lernen, die für dich am besten funktioniert. Wenn das Heisig ist, ist das Heisig.

Kanji “optisch” lernen kommt für mich (und viele andere) damit, dass man es ein paar Male sieht. Kommt in deinem Lehrwerk, dass du nach einem halben Jahr (!) Japanisch benutzt, nun ständig 研究者 vor?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Japanisch in der VHS, an der Oberschule, an der Uni,...