Hufeisen sinnvoll?

12 Antworten

generell bin ich eher ein fan vom barfuß lassen. allerdings gibt es natürlich auch fälle in denen es unmöglich ist das pferd ohne eisen laufen zu lassen. die option hufschuhe gibt es natürlich auch noch aber das kommt auf die situation an. zum beispiel bei meiner stute. sie geht extrem fühlig und hatte auch mehrere hufprellungen weil sie nicht genug aufpassen konnte wie sie läuft. dann haben wir hufschuhe ausprobiert welche zwar zum anwenden bei ausritten nicht schlecht waren aber eben keine dauerlösung sind wenn das pferd ununterbrochen etwas dran bräuchte. dann haben wir auf eisen umgestellt an den vorderbeinen .bin eigentlich recht zufrieden da sie jetzt um einiges besser läuft und "gesündere" hufe hat. allerdings würde ich es jedem raten so weit wie es geht nicht auf eisen zu setzen.

Die Antwort hab ich gestern erst gegeben:


Ich halte überhaupt nichts von Eisen.



Weil das Eisen den Huf anhebt und der Hufrand das komplette Pferdegewicht tragen muss. Wichtige Hufstrukturen wie z.B. der Strahl als Stoßdämpfer verlieren ihre Funktion und bilden sich zurück. Das Pferd läuft also ungedämpft, das Eisen verstärkt den Aufprall noch zusätzlich. Du kannst dir sicher vorstellen, wie ungesund das für die Gelenke ist! 

Der Beschlag schränkt den natürlichen Hufmechanismus ein. Dadurch wird die Durchblutung herabgesetzt. Die Beinstrukturen bleiben unterversorgt mit Nährstoffen (Blut ist das Transportmedium), es treten eher Sehnen-, Gelenkprobleme auf als bei unbeschlagenen Pferden und die Regenerationsphase dauert massiv länger!

Zudem findet keinerlei Abrieb mehr an der Hufsohle statt. Da jeder Huf versucht, sich ins natürliche Gleichgewicht zwischen Abrieb und Wachstum zu bringen, produziert er weicheres, dünneres Horn, damit es sich möglichst schnell doch noch abreibt, was es aber durch das Eisen nicht kann!
Kein Wunder also, dass die Hornqualität unter einem Beschlag leidet und immer schlechter und bröseliger wird. 


Werden nun die Eisen abgenommen, wird das Pferd fühlig oder gar lahm gehen. Der Huf erfährt dann plötzlich den Bodengegendruck an Strahl und Sohle, die dafür aktuell überhaupt nicht ausgelegt sind und vor allem den Abrieb, der er nicht erwartet hätte.   

Es reicht nicht das Pferd mal eine Beschlagsperiode ohne Eisen zu lassen, dann aber wieder welche rauf zu nageln, weil das Pferd ja sooo empfindlich ist und ohne Eisen nicht zu Recht kommt. Das ist falsch. Der Huf braucht lediglich Zeit und damit sind mehrere Monate, bis hin zu einem Jahr gemeint!


Wenn ein Pferd nicht ordentlich laufen kann, liegt es an der Bearbeitung. Mein Pferd geht fast jeden Tag mindestens 1,5 Stunden fast ausschließlich Asphalt und Kies, der Paddock ist ebenfalls gekiest und trotzdem muss meine Huforthopädin noch manchmal was wegschneiden..

Der Huf passt sich dem Untergrund an, wenn man ihn lässt. Das geht nicht natürlich nicht sofort, aber du kriegst auch keine Hornhaut, wenn du nur ein einziges Mal über Steinchen läufst und dann entscheidest, dass dir das weh tut und du in Zukunft nur noch mit Schuhen laufen willst. Und zwar 24/7, auch im Bett. Auch in der Dusche. Wie ein Pferd mit Eisen eben ;)


Ausnahmen sind für mich zb Kutschpferde. Aber auch nur die. 

Ich häng dir noch zwei Bilder von einer Wärmebildkamera an, wo man sieht, wie extrem die Durchblutung durch die Eisen beeinträchtigt wird. 


Nur ein Huf beschlagen - (Pferd, Pony, Hufeisen) Vergleich - oben barhuf, unten beschlagen - (Pferd, Pony, Hufeisen)
fusselchen70  24.04.2016, 15:16

Vieles mag stimmen aber es ist nun mal Biernat dessen Absolventen auch nicht alle Heilige sind...

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LyciaKarma  24.04.2016, 15:25
@fusselchen70

Hab ich auch nicht gesagt. 

Ich empfehle grundsätzlich allerdings beide "Vereine", auch wenn ich durchaus auch schon schwarze Schafe kenne. Allerdings kenne ich im Gegenzug kein einziges Schmied-Pferd mit wirklich guten Hufen. 

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Beispiele aus der Praxis:

1) mein Isländer war ein geniales Tier, denn er sortiere die Gangarten selbständig nach dem Untergrund - ich konnte mir die Geschwindigkeit wünschen, für den Rest sorgt er: Galopp oder Paß auf Grasboden, Trab/Paß / Tölt auf festem Lehm, schritt im tiefen Sand und auf allen steinigen/harten/Betonwegen er hatte gutes Hufhorn und wurde nur beschlagen, wenn wir auf Wanderritte gingen mit Etappen von 25-40 km pro Tag

2) wir haben seid einigen Monaten ein ehemaliges Kutschpferd, das 20 Jahre lang Eisen trug und das jetzt gaaaanz langsam lernt, barhuf  zu gehen; daß das 1-1,5 Jahre dauern wird, ist mir klar, denn er hat schlechtes Horn, und das zu stärken
das dauert halt. auf Naturboden und vor allem im Wald läuft er schon wie ne Elfe, auf ebenem Beton/Asphalt geht's für'n Weilchen auch (nur Schritt), aber auf Schotter/Splitt ist es ihm noch oft sehr unangenehm - trotzdem möchte ich dran bleiben, auch wenn ich diesen Sommer nochauf größere Ausritte verzichten muß
ggf bekommt er Hufschuhe;
die hatten nwir schon mal zur Probe und er ging recht gut damit

mir ist einfach wichtig,
daß der Hufmechanismus natürlich funktionieren kann

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.

Weisst du, das ist wie bei allen anderen Themen: Einmal ist Kaffee schädlich, dann wieder ein paar Jahre lang supergesund. Also ein wenig sind die Meinungen dazu auch eine gewisse "Modeerscheinung". 

Und eigentlich greift deine Frage (und einige Antworten nicht weit genug). Denn was ist mit Kunststoff- und Alubeschlag? Die gibt es ja nun mal auch.

Am Wichtigsten finde ich, das du die richtige Person ans Pferd bekommst. Es gibt tolle Schmiede, die auch in der Lage sind, vernünftig barhuf auszuschneiden. Dann kann es auch geschehen, das ein eigentlich guter Schmied nur gewisse Rassen vernünftig schneidet. Bei uns in der Gegend gibt es offenbar nur eine Person, die Shire und andere Kaltblüter gut ausschneiden kann. Vergiss grundsätzlich einen Schmied, der auf Fragen von dir antwortet: "Der/die braucht das so." oder noch besser "Das habe ich schon immer so gemacht." Vergiss am Besten auch einen Hufpfleger, Huftechniker oder Schmied der immer sofort Termine frei hat. Das hat i.d.R. einen traurigen Grund. Der/die kann nix!!!

Hufeisen sind für manche Hufe die einzig sinnvolle Hilfe. Grundsätzlich wird damit aber wie beim Alu auch der Hufmechanismus eingeschränkt. Das ist beim Kunststoffbeschlag nicht der Fall. Für viele Pferde genügt der RICHTIGE Barhufschnitt und bei aussergewöhnlichen Belastungsphasen kann zusätzlich noch der RICHTIGE Hufschuh genutzt werden.

Das entscheidende wird aber meiner Meinung nach sein, die richtigen Leute ans Pferd zu lassen.

Naja das kommt aufs Pferd an und auf das was man mit ihm macht. Eisen sind sinnvoll wenn das Pferd regelmäßig auf Teer laufen, z.b vor der Kutsche, wenn das Pferd Plattfüsse oder in welche Fehlstellungen und Huf Krankheiten hat und ein Spezialbeschlag benötigt. Oft sind Pferde die jahrelang Eisen hatten so empfindlich das sie ohne Eisen kaum auf harten Boden laufen können. Da die Hufstrucktur geschädigt ist. Was eine Umstellung sehr langwierig und schmerzhaft macht. Aber in den meisten Fällen ist es Gesünder, logisch die Natur hat das Wunderwerk Huf ja schließlich erfunden. Die Wildpferde kommen ja auch ohne zurecht und klettern ohne Eisen über Stock und Stein.