Hilfts bei einer posttraumatischen Belastungsstörung einfach nur zu reden?

6 Antworten

Nicht nur Du empfindest, dass es schlimmer wird, wenn man darueber redet! - Geht mir genauso, - und manche Geschehnisse aus meiner Vergangenheit weiss selbst mein Partner nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

verena95860 
Fragesteller
 19.01.2022, 16:33

Hat es dir wenigstens geholfen?

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twinax  19.01.2022, 16:35
@verena95860

Ja, - denn wenn man uber die Dinge redet werden sie ja immer wieder ans Licht gezerrt, und man leidet erneut!

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twinax  19.01.2022, 16:38
@verena95860

Indem Alles langsam aus der Erinnerung verschwindet, - bzw. durch positive Erlebnisse ueberlagert wird!

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man muss sogar darüber reden. und klar, wird es schlimmer. man muss es ja erst verarbeiten und therapieren. es wird erst danach besser


verena95860 
Fragesteller
 19.01.2022, 16:31

Und die Therapie besteht daran einfach nur darüber zu reden? Mir erschließt sich nicht wie es dadurch besser werden soll.

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RotesGummibaer  19.01.2022, 16:32
@verena95860

es gibt verschiedene gespächstherapiemethoden.

mann kann sowas auch medikamentös unterstützen

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Es ist nicht selten der Fall, dass es vielen zu Beginn einer Therapie erstmal schlechter geht. Man muss viele Dinge ansprechen oder erstmal aussprechen! Viele Dinge, die man vielleicht nie zuvor ausgesprochen hat. Dinge die weh tun und die einen unendlich schwer fallen. Das es einen damit nicht gut geht, sollte eigentlich klar sein?

Aber so öfter man darüber spricht, so öfter man sich damit beschäftigt, so leichter wird es mit der Zeit fallen. Therapie braucht Zeit, gerade bei einer PTBS.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Klinische Sozialarbeit

verena95860 
Fragesteller
 19.01.2022, 17:25

Danke dir. Habe irgendwie das Gefühl, dass die Zeit die man so von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt bekommt da niemals ausreichen wird, um das alles aufzuarbeiten.

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redbullring  14.07.2022, 12:00

Das ist zwar schon alt, aber ich muss sagen, umso öfter ich rede um so schlimmer wird es. Aber schweigen macht es auch nicht besser. Deshalb bleibt mir dann nur mehr die Aggression. Die habe ich jetzt auch im Griff aber dafür sind alle Ventile zu. Manchmal sollte man einfach schweigen und einen anderen Weg suchen. Dass ist meine Erfahrungen und Ich habe schon mehrere Therapieformen ausprobiert. Aber vielleicht können das andere besser Ausbuchtung, keine Ahnung

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Hallo verena95860 👋 

Hilfts bei einer posttraumatischen Belastungsstörung einfach nur zu reden?

Ja. Darüber zu reden, macht es real und was real ist, was man ausspricht, das wissen dann auch andere man kann nicht mehr so tun, als könnte man es verdrängen. Das macht Angst.

Darüber zu sprechen ist im ersten Moment das schwerste, weil man nie weiß wo man anfangen soll, aber das ist unwichtig. Wichtiger ist, dass man versteht, wieso man das macht. Wenn man nicht mit jemand anderem darüber redet, was man durchgemacht hat und was man immer noch durchmacht, dann wird es nicht besser. Man kann es nicht immer alleine schaffen, indem man sich jemandem anvertraut, verteilt man die Gedanken und Gefühle man ist nicht mehr alleine damit und wird nicht mehr davon erdrückt sondern kann gemeinsam mit jemandem die Last erträglicher machen.

Es dauert. Ein Trauma aufzuarbeiten fühlt sich im ersten Moment an, als würde man es wieder hochholen, als würde man sich selbst absichtlich quälen wo das nicht schon andere Personen oder Situationen getan haben, aber so darf man das nicht sehen. Wenn man nicht in der Lage ist, darüber zu sprechen und es loszulassen, dann quält einen das mehr als alles andere, die Wahrheit befreit immer mehr als ewig mit so etwas in sich herum zu laufen. Denn es gibt immer irgendwo Trigger, die einen treffen können und man kann sich nicht darauf vorbereiten, das sie einen treffen egal wie sehr man sich das auch einbildet. Aber es loszulassen, bedeutet die Macht wieder zu erlangen und sich davon nicht die Zukunft zu versauen. Es bedeutet, dass man das Selbstvertrauen und die Kraft zurück erlangt, selbstständig Entscheidungen zu treffen und sich nicht unter kriegen zu lassen von niemandem, es heißt, dass man nicht vergisst sondern lernt das Vergangenheit, nicht die Zukunft bestimmt.

Mir hat es geholfen. Ich bin dadurch Selbstbewusster geworden und hab erkannt, dass ich mehr bin als das was ich erlebt habe. Ich bin eine Person und definiere mich nicht durch meine Erlebnisse sondern dadurch, wie ich damit umgehe und was es aus mir macht. Ich hab gelernt, dass die Achtung vor mir selbst mehr Wert ist als jede Achtung von außerhalb. Das heißt nicht, dass es mir nicht weh tut, wenn man mich verletzt aber wenn ich dem zu viel Bedeutung beimesse dann tut es gleich doppelt so weh.

Jemand hat mal gesagt, dass man erst das Nervensystem beruhigen und dann darüber reden sollte. Deshalb sind Meditationen, Achtsamkeit und Atemübungen Teil von manchen Therapiearten.

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