Hat man im Mittelalter wirklich keine Unterwäsche getragen? Was denn stattdessen?

7 Antworten

Männer trugen sg. Brouchen, zuerst als eine Art Wickelunterhose, später geschnitten wie eine breite Badehose. Dazu Hemd und Beinlinge bzw. später eng geschnittene Hosen. Die Brouche wurde kleiner, als die Hosen enger wurden... eigentlich logisch. Frauen trugen nur ein weißes langes Unterhemd, etwa wie heute ein langes Nachthemd, dazu genähte Strümpfe. Neuere Funde deuten allerdings darauf hin, dass es im Spätmittelalter auch schon "Büstenhalter" gegeben hat. Die Auswertung der Funde ist allerdings noch nicht veröffentlicht. Wäre vor allem für großbusige Frauen in der Mittelalterdarstellung eine enorme Erleichterung. Unterhosen für Frauen sind erst im 19. bzw. 20. Jhd. belegt. Davor... nada.

Es gab keine Unterwäsche für Frauen in unserem heutigen Verständnis. Sie trugen ihr Unterkleid und Strümpfe oder genadelte Socken. Und glaub mir, ich bin ein aktiver Darsteller des Hoch- und des Spätmittelalters, auch ohne Strumpfhose und Slip ist es wunderbar warm unter den KLeidern, vorrausgesetzt, man zieht korrekterweise Wollklamotten an und keine Marktwolpertinger-Kleider.

Nach den neuesten Erkenntnissen gab es sehr wohl schon Unterwäsche im MA; siehe hier: http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/projekte_forschung/textilien-lengberg/mittelalterliche-unterwaesche.html Allerdings stammen die Stücke aus dem 15. Jahrhundert, was vorher getragen wurde ist, meines Wissens nach, noch unklar. Bzgl. Bhs - in der Antike trugen Frauen Brustbinden. Unterhosen waren im MA Männerprivileg, so gibt es wohl satirische Darstellungen wo die Frau dem Mann die Unterhose + dessen Schwert stiehlt und ihn vor einen Wagen "bindet" und ihn diesen ziehen lässt = quasi Äquivalent zur modernen Redewendung wer "die Hosen an hat". Ausnahme waren wohl Prostituierte (die trugen die "Liebestöter", abgeguckt von der Pluderhose aus der arabischen Welt); ob das allerdings noch im Mittelalter oder erst in der Neuzeit war weiß ich leider nicht - jedoch war laut früherer Literatur eine Möglichkeit festzustellen ob die Ehefrau fremd geht zu überprüfen ob sie Unterwäsche trägt, ist dem so ist die Befürchtung bestätigt (Ich weiß, macht (aus heutiger Perspektive) irgendwie wenig Sinn...)

Das sagt schonmal Wikipedia dazu:

"Aus altrömischer Zeit sind Abbildungen bikiniähnlicher Kleidungsstücke für Frauen dokumentiert, von denen aber nicht sicher ist, dass sie unter der normalen Oberkleidung getragen wurden. Für das Mittelalter ist eine Art Unterhosen für Männer überliefert, die den heutigen Unterhosen ähnlich sehen, aber auch hier ist nicht sicher, dass sie so im Alltag getragen wurden. Erst aus der frühen Neuzeit sind Teile von Unterwäsche sicher belegt, nämlich Hemden für Frauen wie für Männer.

Im 18. Jahrhundert trugen Frauen nur Hemden, Strümpfe und Unterröcke als Unterwäsche. Korsetts waren zwar Unterkleidung, aber nicht Wäsche, da sie nicht gewaschen werden konnten. Männer pflegten zur gleichen Zeit ihre langen Hemden zwischen den Beinen hindurchzuziehen, so dass sie auch die Stelle der Unterhose vertraten. Ab dem späten 18. Jh. sind spezielle Männerunterhosen belegt. Frauen trugen im Allgemeinen erst ab dem frühen 19. Jh. Unterhosen. Diese waren bis um 1900 im Schritt offen. Erst mit der Reformbewegung setzten sich geschlossene Unterhosen für Frauen durch."

( http://de.wikipedia.org/wiki/Unterw%C3%A4sche )

Super-Frage, die aber anscheinend auch schon andere bewegt hat. Ich hab dazu diesen Link gefunden (wirklich interessant):

http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20060910081153AAuk4Bq