Hat chinesisch dieselbe Grammatik wie deutsch?

7 Antworten

Obwohl es einige Ähnlichkeiten in der Struktur geben kann, haben Chinesisch und Deutsch im Allgemeinen unterschiedliche Grammatiken... In deinem Beispiel "Wo xihuan hanguo cai", ist die Reihenfolge der Wörter tatsächlich anders als im Deutschen. In Chinesisch kommt das Verb oft vor dem Objekt, während im Deutschen das Verb normalerweise an zweiter Stelle steht. Es gibt auch andere grammatikalische Unterschiede, wie z.B. die Verwendung von Pronomen, Artikel und Zeitformen. Drüber hinaus haben Chinesisch und Deutsch unterschiedliche Satzstrukturen und Ausdrucksweisen. Obwohl die Übersetzung wörtlich ähnlich sein mag, sind die grammatischen Regeln und Strukturen zwischen Chinesisch und Deutsch ziemlich unterschiedlich.

Bei solch einem simplen Satz mag das zufälligerweise so sein. Das ist ja auch im Englischen ("I like Korean food.") und vielleicht auch noch in verschiedenen anderen Sprachen so.

Aber sonst gehen deutsche und chinesische Grammatik weit auseinander. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die chinesische Grammatik leicht zu verstehen ist. Dafür hat Chinesisch aber verschiedene andere Tücken, die es wirklich in sich haben.

Dass so viele Ausländer in China arbeiten, aber nach 3 oder 4 Jahren Aufenthalt oft immer noch nur gebrochen Chinesisch sprechen und es nicht einmal in Pīnyīn schreiben können, ist doch wirklich seltsam, oder?

Es wäre sinnvoller, mehrere Sätze zu vergleichen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen. Denn es gibt auch bei den kurzen Sätzen schon sehr große Unterschiede.

Angefangen bei einigen Wörtern, die man gar nicht verwendet. Zum Beispiel bei dem Verb sein/bin.

"Ich bin müde." = Wǒ lèile. (我累了。)

"Ich bin sehr müde." = Wǒ hěn lèi. (我很累。)

Du siehst, dass das Verb "bin" im Chinesischen weggelassen wird.

Und manchmal mit "le" (了) und manchmal ohne.

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Ähnliches auch bei dem Verb "haben".

Ich habe Hunger / Ich bin hungrig. = Wǒ è(le) 我饿(了)。

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Komplexeres Beispiel bzgl. der Wortreihenfolge:

"Ich habe vor, nach der Arbeit zwei Bücher zu kaufen." =

Wǒ dǎsuàn xiàbān yǐhòu mǎi liǎng běn shū. (下班以后我打算去买两本书。)

Wortwörtlich heißt das in etwa: "Feierabend nach ich plane gehen kaufen zwei Bücher"

Und so kann man das an vielen weiteren Beispiel weiter aufführen. Dann gibt es natürlich im Chinesischen kein richtigen Plural. Dies wird nur ersichtlich an dem Zählwort oder dem 们 bei Personen z.B. Auch gibt es keine Artikel wie der, die, das, keine Fälle wie Dativ, Akkusativ usw.

Fazit: Die Grammatik ist nur in wenigen Fällen gleich und ähnlich. Meistens unterscheidet sie sich stark vom Deutschen, was aber nicht heißt, dass sie kompliziert ist. Ein schwieriger Teil ist auf jeden Fall die unterschiedliche Art an Zählwörtern.

Ein Buch = Yī běn shū (一本书)

Eine Tasse Kaffee = yībēi kāfēi (一杯咖啡)

Ein Fahrrad = yī liàng zìxíngchē (一辆自行车)

usw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bachelor in Sinologie und war schon paar Mal in China.

Es hat in diesem Fall lediglich dieselbe Satzstruktur und Wortreihenfolge, also Subjekt - Verb - Objekt (SVO). Und das Adjektiv steht vor dem Nomen, soweit passt dies schon.

Es handelt sich um eine "isolierende Sprache", auch Englisch baut "isolierende" Sätze. Das ist in der Tat eine typologische Ähnlichkeit zum Englischen und zu manchen anderen europäischen Sprachen. Die Reihenfolge der Satzglieder ist wichtig.

Isolierende Sprachen (wie Englisch oder Chinesisch) flektieren nicht (oder nur sehr geringfügig, Englisch unterscheidet die 3.Person bei Verben). Deutsch flektiert mehr als Englisch ("koreanisch-es Essen" statt "Korean food"), es wird daher eher zu den synthetischen Sprachen gerechnet (das mit dem Chinesischen entfernt verwandte Tibetisch ist ebenfalls flektierend und synthetisch).

Die Wortstellung SVO ist im Chinesischen ebenfalls so wie im Englischen.
Siehe hier: https://wals.info/feature/81A#3/39.50/94.13
Deutsch ist etwas flexibler - in Nebensätzen weichen wir oft davon ab.

Tibetisch hat SOV - das Verb steht am Ende des Satzes.
In Europa überwiegt SVO (wie im Englischen). Baskisch und die kaukasischen Sprachen haben dagegen SOV (so wie Tibetisch). VSO ist selten (Verb am Satzanfang), die keltischen Sprachen machen dies so ("Gwela-f y ci" "Sehe-ich den Hund.", Walisisch, also "Ich sehe den Hund"). Noch seltener ist VOS, also das Subjekt ganz an den Schluss zu setzen, einige Sprachen von diversen Pazifikinseln machen dies so (Nias, Kiribati).

Der interessante Punkt dabei ist, dass in beiden sehr unterschiedlichen Sprachfamilien (Indogermanisch, Sinotibetisch) ausgerechnet die am weitesten verbreiteten Sprachen (Englisch, Chinesisch) zu einem isolierenden Sprachbau tendieren, wohingegen die "kleineren" Sprachen, die oft noch konservativere Grammatiken haben (also z.B. Isländisch und Tibetisch) einen stark flektierenden Sprachbau haben.

Chinesisch hat jedoch kein Kasussystem wie im Deutschen. Auch die Verbflexion ist im Deutschen viel ausgeprägter (oder auch die Anpassungen der Adjektive je nach Genus, siehe oben).

Nein, absolut nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft