Habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ausziehen möchte(Mutter alleinerziehend)?
Hallo Zusammen,
kurz zu meiner Person, bin weiblich und 20 Jahre alt. Ich studiere Dual, habe also ein geregeltes Einkommen und Alltag. Ich lebe mit meiner Mutter alleine zusammen, da mein Vater uns früh verlassen hat und mein älterer Bruder vor 4 Jahren bedingt durchs Studium 300km weit weggezogen ist. Er kommt aber nächstes Jahr wieder in unsere Gegend zurück.
Nun zur Situation, ich möchte mit meinem Freund zusammenziehen, er hat bereits seinen Master und einen guten Job. Finanziell sind wir abgesichert. Wir sind seit fast 3 Jahren zusammen, sind auch sehr glücklich und wünschen uns deshalb auch den Zusammenzug. Allerdings mache ich mir große Sorgen um meine Mutter, da sie nach dem Auszug meines Bruders ein Jahr lang eine schlimme Depression hatte und sogar schwer krank wurde, obwohl er uns jedes bis jedes 2. Wochenende besuchen kam und immernoch kommt (seit 4 Jahren!!). Nun habe ich vor ein paar Wochen schonmal angedeutet, dass ich langsam ausziehen möchte und sie hat total hysterisch reagiert, sie brachte Argumente wie ´Du bist zu jung´ oder ´Eure Beziehung wird daran scheitern‘. Ich liebe meine Mutter sehr und wir verstehen uns auch sehr gut. Sie hat immer alles für uns gemacht und ihr bestmögliches als alleinerziehende Mutter gegeben, deshalb habe ich ein schlechtes Gewissen, sie jetzt alleine zu lassen, da ich anhand ihrer Reaktion schon sehe, dass sie noch nicht bereit ist, mich ziehen zu lassen. Dabei würde ich gerademal 3 Straßen weit weg wohnen und würde sie vermutlich jeden 2. Tag mal besuchen, gerade wenn mein Bruder an den Wochenenden kommt, wäre ich vermutlich viel daheim und auch mein Freund hat schon vorgeschlagen, dass wir an den Wochenenden für sie kochen können oder wir besuchen sie und kochen gemeinsam und machen Spieleabende usw. und zur Not gibts ja Telefon und WhatsApp. Also ich wäre ja nicht aus der Welt.. es geht mir lediglich darum, dass ich nie runterkomme, da ich immer aus der Tasche lebe, da ich mal ein paar Tage hier bin und dann wieder ein paar Tage dort. Ich vermute sogar, dass die Zeit mit meiner Mutter qualitativer wird, da wir uns bewusster verabreden.
Ist es normal, dass ich mich so schlecht fühle? Es geht nicht darum, ob ich ausziehen soll, das werde ich auf jeden Fall, aber kann ich es verantworten, falls sie wieder so eine schlimme Depression bekommt? Bzw. wie kann man ihr helfen? Es ist doch normal, dass man als Kind irgendwann seinen eigenen Weg gehen wird. Viele meiner Freundinnen sind nach dem Abitur 500km weit weggezogen zum Studieren usw und deren Eltern haben es doch auch geschafft..Der Unterschied besteht wohl darin, dass die meisten Mütter einen Ehepartner haben. Meine Mutter hat zwar einen Partner seit langer Zeit, aber sie möchte mit keinem Mann mehr zusammenziehen.
Würde mich freuen, wenn auch gerade mal Mütter von ihren Erfahrungen berichten können. Ich will meine Mutter nicht traurig machen.
Liebe Grüße
5 Antworten
Du wirst sehen, dass alle folgenden Antworten gleich sind wie meine.
Du bist erwachsen und musst mit 20 Jahren Dein eigenes Leben leben.
Dass Deine Mutter so klammert ist nicht in Ordnung und das entspricht nicht der Normalität.
Wenn Du jetzt nachgibst, wirst Du dieses Problem Dein ganzes Leben lang haben.
Deine Mutter ist eine erwachsene Person, sie muss sich auch so verhalten.
Ich war ehrlich gesagt, regelrecht "befreit", als auch unsere Tochter auszog. immerhin hatten beide Kinder aber auch bis fast 30 bei uns gewohnt. Das war so besprochen gewesen, damit sie ihre Ausbildung (Studium) fertig machen können, und einen sicheren Job haben.
Man hat dann aber irgendwie kein Privatleben mehr, und das genieße ich seitdem. Unsere Tochter wohnte nur schräg gegenüber und kam regelmäßig in unseren Garten zum Sonnen, der Sohn wohnt so weit weg, dass wir uns nur an Feiertagen sehen.
Das Finanzproblem gibt es bei Euch nicht, Deine Mutter hat einen Partner... wenn sie mit dem nicht zusammenleben will, ist das ihr Problem, aber sie kann nicht ihre Tochter an sich binden, um nicht einsam zu sein. Und Du bist ja wirklich nicht aus der Welt. Sie kennt Deinen Freund doch auch recht gut...
Und ehrlich gesagt: wenn sie Dich nicht für reif genug hält, mit einem Partner zusammenzuleben, stimmt was mit ihrer Erziehung nicht ;-)
Möchte sie nicht irgendwann auch Enkelkinder?
Ich bin auch eine Mutter von zwei Kindern, die ich nach der Trennung/Scheidung weitestgehend allein großgezogen habe. Als das erste Kind beschloss, noch während der Ausbildung auszuziehen, war mein erster Gedanke: "Was habe ich bloß falsch gemacht?" Bis mir nur einen Moment später einfiel: das Kind wurde flügge, das ist der Lauf der Dinge... Ich selbst war damals auch 19, als ich von Zuhause auszog. Ich habe bei der Wohnungssuche geholfen, was dankend angenommen wurde. Und: ich hatte noch ein Kind zu Hause, also war ich noch nicht ganz "abgeschrieben".
Nach dem Auszug des ersten Kindes war ich "vorbereitet" und wusste, auch das zweite wird eines Tages ausziehen. Als es dann soweit war, habe ich das akzeptiert. Auch für mich begann ein neuer Lebensabschnitt, der für mich eine große Umstellung bedeutete (nach fast 30 Jahren wohnte ich plötzlich ganz allein).
Trotzdem habe ich zu keinem Zeitpunkt versucht, die natürliche Entwicklung meiner Kinder zu beeinflussen, indem ich meine Bedürfnisse in den Vordergrund stellte.
Deine Mutter ist aber nicht ich und für sie bricht eine Welt zusammen. Ihre Erkrankung verstärkt sicherlich noch dieses Gefühl des Verlassenwerdens. Trotzdem musst du deinen Weg gehen. Du hast schon einen richtigen Entwurf für die Zeit nach deinem Auszug vorbereitet. Für den Anfang recht engmaschig (kann mit der Zeit gelockert werden) und das ist sogar mehr, als jemand erwarten darf.
Für deine Mutter wäre ein Auszug deinerseits zu jedem Zeitpunkt unpassend. Auch, wenn dieser mit 30 wäre. Sie möchte nicht allein leben. Aber du kannst nicht die Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Auch, wenn es dir schwer fällt: lebe dein Leben und lass dich nicht "erpressen".
Deine Mutter ist eine eigenständige Person (so wie du). Ist sie in therapeutischer Behandlung? Falls ja: Perfekt. Ihr Therapeut wird ihr helfen. Falls nein: Dann kann es auch nicht so schlimm sein. Oder doch? Dann soll sie sich in Behandlung begeben.
Dass du dich schlecht fühlst ist normal, aber deine Mutter hat kein Recht dir ein schlechtes Gewissen zu machen. Du bist ja sogar so nett, dich dennoch um sie kümmern zu wollen und nicht weit weg zu ziehen. Diesen Schritt musst du dann einfach machen, sonst klammert sie sich für ewig an dich.
Ich bin keine Mutter, verstehe aber deine Situation. Meine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Mein Vater hat starke Depressionen. Ich habe mich dafür entschieden bei meiner Mutter zu wohnen, habe aber auch sehr lange mit mir gerungen, da ich Angst um meinen Vater hatte.
Ich denke, dass du darauf hören musst was für dich richtig ist. Du bist erwachsen und deine Mutter ist erwachsen. Du bist nicht zu jung zum ausziehen. Deine Mutter sollte lernen ohne euch auszukommen, denn früher oder später werdet ihr so oder so ausziehen.
Du solltest nicht dein Glück von deiner Mutter abhängig machen, so schwer das ist..