Guten Sonntagmorgen! Was fandet Ihr in der 'guten alten Zeit' besser??

19 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also zuallererstmal, das vorherige Layout von GF! Das war besser...

Toll finde ich, wie leicht man sich heutzutage Informationen beschaffen kann per Internet- schlecht finde ich, dass es sich immer schlechter herausfiltern lässt, was denn nun stimmt, und was nicht.

Früher las man ein Buch, und wer ein Buch schrieb, der hatte auch wirklich was zu erzählen, denn der Aufwand ein Buch zu schreiben und herzustellen ist wesentlich größer, als irgendwelche Artikel ins Internet zu stellen. Das Verifizieren von Informationen ist somit schwieriger geworden.

Gut finde ich, wie leicht und kostengünstig man Kontakt zu Menschen halten kann und das über den ganzen Globus hinweg. Und das dann auch noch in Echtzeit per Videochat. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit meiner besten Freundin in den 80er Jahren geträumt habe, wie genial das doch wäre, wenn das ginge und was man damit alles an dummen Zeug anstellen könnte- heute ist es Realität!

Schlecht finde ich daran, dass man sich wenig bemüht und kaum noch Aufwand betreiben muss um "Freundschaften" zu "betreiben". Wenn man sich anschaut, wieviele "Freunde" manche Menschen gesammelt haben- ein Klick und zack, du bist mein Freund... Wirkliche Freundschaften entstehen so jedenfalls nur selten.

Dann dieses Überangebot an Möglichkeiten, man wartet ab, ob sich nicht doch noch etwas Besseres ergibt und macht am Ende garnichts oder verliert sich gleich in virtuellen Welten.

Toll fand ich, dass wir damals noch auf der Straße spielen konnten, heute ist da kein Platz mehr- jedenfalls nicht für Kinder.

Gut fand ich auch, dass man sich anstrengen musste um etwas zu bekommen/zu erreichen, dass man auf etwas sparen musste um es kaufen zu können, dass man seinen Besitz dann auch wertschätzen konnte, weil er eben nicht jederzeit austauschbar/ersetzbar war. Die Freunde daran hielt viel länger.

Heute halten viele junge Menschen die im Überfluss groß geworden sind es für selbstverständlich, jederzeit alles und in gewünschter Menge bekommen zu können. Mangel haben sie nie erlebt und fallen jetzt aus allen Wolken, dass ein Stück Butter plötzlich über 2 Euro kostet- früher haben wir 2,50 DM bezahlt und nur halb soviel verdient wie heute.

Heute fährt fast jeder ein Auto, sobald er 18 wird, früher hatte in "unserer Straße" vielleicht jeder dritte Hauhalt überhaupt ein Auto...

Unser Wohlstand ist uns zu Kopf gestiegen und wird gerade von jüngeren Menschen als selbstverständlich angesehen, das finde ich sehr schlecht.

Was ich doof finde ist, dass man sich heute viel mehr anstrengen muss, um in einen Beruf zu kommen, von dem man leben kann. Früher konnte man auch von einem "schlecht bezahlten" Beruf existieren ohne sich minderwertig zu fühlen, weil einem die Medien heute das Luxusleben als die erstrebenswerteste Form der Existenz suggerieren. Ein Armer unter Armen wird sich niemals arm fühlen. Man teilte das Wenige was man hatte und war damit glücklicher als heute mit der "Ichraffmiralleszusammen, meins, meins, meins..." Mentalität.

Die neue Mediale Vielfalt ist mehr Fluch als Segen, finde ich. Drei Fernsehprogramme waren genug. Zumindest ließen sie einem mehr Zeit für das echte Leben...

Doof inde ich, dass mein Körper heute nicht mehr so gut funktioniert wie früher :-))

WeiSte  12.06.2022, 19:03

Schöne Antwort, vielen Dank.

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scatha  13.06.2022, 12:19

Ich sehe auch nicht ein, warum so vieles, was man zunächst als Lebenserleichterung auffassen könnte, irgendwann zum Standard werden soll, und dann zu einer weiteren mindestens sozial erforderlichen Pflichtübung, von der Art, von der es so viele gibt.

Warum sollen wir immer an der Belastungsgrenze leben ?

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Spielwiesen 
Fragesteller
 13.06.2022, 13:52

Vielen Dank für diese nachdenklich machende Antwort, die das eigene Wertempfinden in Abhängigkeit von materiellen Gegebenheiten darstellt.

Ja, du hast recht! Es könnte so schön sein - aber sobald hohe Wertschätzung in einem Bereich durch Vergleiche mit ganz anderen, unpassenden Parametern zunichte gemacht wird, wirkt dies wie tropfenweise Gift ins Belohnungszentrum des Gehirns und führt einen wieder weg vom schönen Gefühl der Kohärenz, der allumfassenden Harmonie. Genau so wirkt die mediale Vielfalt! So effizient alle Prozesse werden - zurückgeworfen wurde das menschlich Erreichbare, das Leben. Viele Grüße!

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Da lebten meine Eltern noch und zwar beide. Die sind 1989 und letzten Sommer gestorben. Aber wie man es dreht und wendet, die Zeit die läuft fort und das ist auch gut so.

Heute ist es auch nicht schlecht, denn ich habe meinen lieben Freund gefunden.

Sowas wie die gute alte Zeit gab es nie. Würdest du heute ins Jahr 1979 springen und dort ein paar Menschen diese Frage stellen, würden dir 100% genau soviele sagen: Früher war alles besser!

Es ist eine subjektive Wahrnehmung die man rein rational vermutlich nicht belegen kann. Dazu spielt die Nostalgie mit rein und wir neigen dazu Erinnerungen zu verklären.

Jede Zeit, jedes Jahrzehnt hat seine guten und schechten Zeiten. Ich bin noch rein Analog aufgewachsen. Mit VHS Kasetten, Musikkasetten, Analoger Fotografie und TV im Format 4:3.

Als Kinder waren wir faktisch nur draußen oder haben halt TV geschaut in der Freizeit. Es gab die DM usw. Das war schon schön.

Nicht so schön war z.b. das man noch überall rauchen konnte. In Bars, im Flugzeug usw. Als Kind/ Nichtraucher war das echt ein Problem.

Im Gegenzug war das Leben aber auch einfacher, nicht so hektisch und vor allem: Es gab kein Internet und damit keine Sozialmedia wie heute. Es gab keine Handys, zumindest nicht in der breiten Masse. Mein Vater hatte berufsbedingt irgendwann das erste "Mobil Telefon", ein C-Netz Gerät, ein Koffer mit Telefonhörer dran xD

Das alles wirkte damals wie Sci-Fi auf uns. Es war Spannend und versprach eine goldene Zukunft. Doch auch diese Technik wurde pervertiert und am Ende auf das dümmste Niveau reduziert. Das selbe Problem das auch das TV hatte.

Einer der Pioniere auf dem Gebiet, Philo Farnsworth, hatte das TV erfunden um wissen vermitteln zu können. Noch zu Lebzeiten sah er aber mit enttäuschung, dass das TV dazu genutzt wurde Menschen mit billiger Unterhaltung zu füttern.

Einen wunderschönen guten Morgen liebe Freundin, auch an alle anderen in der Runde hier und vielen Dank für diese Frage.

Obwohl ich COSMIAS Frage gestern schon direkt beantwortet habe, habe ich heute doch noch etwas dazu zu sagen.

Was mir auffällt ist. Die Menschen redeten früher noch per Nase miteinander und klickten sich nicht nur an.

Hemmschwellen und Respekt sind im Internet kaum noch vorhanden. Viele versuchen sich hinter der Anonymität zu verstecken.

Allen einen schönen Tag und herzliche Grüße von Lazarius.

 

Spielwiesen 
Fragesteller
 13.06.2022, 12:10

Hallo grüß dich, lieber W., das klingt ein wenig bitter, aber die kulturellen Gepflogenheiten der Menschen unserer Umgebung verändern sich, wenn sich die kulturellen Zusammensetzung unserer Umgeben ändert - um es mal ganz unangreifbar auszudrücken. Da hilft nur: einen harten Kern bilden und selbst das zu verkörpern, auf das man selbst Wert legt. Auch im Netz!

Übrigens ist das hier jetzt die Sonntagsfrage. Worauf du geantwortet hattest, war die Samstagsfrage von Cosmia, die sie schnell um 23 Uhr noch gestellt hatte. (Meine Antwort hast du aber noch nicht entdeckt). Da ist es wohl zu einer Verwechslung gekommen. :-) Liebe Grüße!

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Guten Tag!

Ich sage es mal so: Jede Zeit hat ihr Gutes wie sie auch ihr Schlechtes hat und früher war nicht alles besser, dafür aber ist heute auch nicht alles optimal. Es ist so, dass eine jede Zeit ihr Gutes hat. Gerade Medizin und Technik haben nutzbare und wichtige Fortschritte gemacht. 

Meine ältesten Erinnerungen dürften ca. 28-29 Jahre alt sein. In meiner Kindheit habe ich schon relativ viel mitbekommen, über die 90er kann ich einiges sagen und soviel, dass es nicht durchweg einfacher war, aber oft gemütlicher. Ich persönlich vermisse im direkten Vergleich aus den 90ern am ehesten den relativ ruhigen Alltag und den Umstand, dass die Menschen sich eher treu blieben und nicht jeden Tag aufgrund "gesellschaftlicher Quasi-Diktate" meinten sich selbst und ihr Umfeld komplett neu erfinden zu müssen. Man konnte sich auf alles eher verlassen, der Alltag und das Leben in diesem waren insgesamt berechenbarer; es ging ruhiger zu und es gab nicht nur Mainstream.

Man sollte dennoch nicht die rosarote Brille aufsetzen: Damals war nicht alles besser.. es gab genügend Kriminalität, genauso Sexualdelikte, nur wurde das damals einmal pro Monat bei Eduard Zimmermann im "Aktenzeichen XY" gezeigt und nicht in jedem semi-seriösen Klatschblatt und TV-Magazin schamlos aufgewärmt als gäbe es kein Morgen mehr, weil es weniger Medien gab als heute.

Andererseits ... die Kriminalitätsrate war damals höher, auch das Denunziantentum untereinander war sehr stark verbreitet und die Stimmung war eher feindseliger und verkrampfter als heute. Leute aus dem Nachbarhaus, die einen freundlich grüßten, verpfiffen einen anonym bei der "Neuen Heimat", weil man nach 20 Uhr geduscht hat oder die Kehrwoche nicht 120-prozentig ausgeführt wurde. Man machte sich gegenseitig hinterrücks klein ohne den Mumm zu haben, sich gegenseitig anzusprechen. Freundlicher war der Umgangston früher nicht sondern eher rauer. So habe ich das aus meiner Kindheit teilweise noch in Erinnerung, damals redete man oft nicht mit- sondern über- oder hintereinander.

Ansonsten gab es auch Konsumrausch und Konsumdenken, nur in geringerem Ausmaß. Ich kenne noch aus Mitte der 90er die Situation, wo man nicht am Ende der Welt wohnte und trotzdem 20-25 Kilometer zum nächsten Aldi auf sich zu nehmen hatte und man sich auf den "Langen Donnerstag" bis 20 Uhr freute, weil das Geschäft sonst um 18 Uhr zu war - es gab nicht überall ein großes Geschäft.

Es war vielleicht in den Dörfern ganz gemütlich, aber da ist es oft heute noch wie in den 90ern und in meinem Umfeld waren auch die 90er nicht einfach... ich erinnere mich an eine Situation ca. 1996, wo die ganze Gegend unsicher war und kein Kind aus dem Haus durfte, weil irgendwo ein Kinderschänder ein paar Kilometer weiter angeblich gesehen worden war wie er auf die Autobahn fuhr oder von der Autobahn runter ging - ich weiß bis heute nicht, ob das stimmte, aber es war schon heftig. Angst vor Fassadenkletterern, Einbrechern, Lug und Trug usw. gab es ebenfalls, aber das gab es schon weit vorher wahrscheinlich.

Auch in den 90ern war die Welt nicht so lässig und "in Ordnung", wie sie einem heute als "die guten alten Zeiten" zu sein scheinen ... in Sachen Verbrechen braucht man sich wie gesagt nur mal alte "Aktenzeichen XY" Folgen bei YouTube anzusehen, da gab es Räuberpistolen genug, außerdem gab es auch gesellschaftliche und politische Probleme zuhauf: Stichworte wären die Nachwendezeit mit Arbeitslosigkeit und VEB Abwicklung in den frühen 90ern, die letzten RAF-Attentate und Fremdenhass/aufkeimender Neonazismus! Das waren grob auch die Themen der "Tagesschau" mit Wilhelm Wieben am Mikro und die Themen, über die sich mein Opa am Abendbrot Sorgen machte oder über die in von ihm abonnierten "Spiegel" und "Focus" Heften ("Focus" ab 1993 ... Lesezirkel war Opas Passion) berichtet wurde. Mit Helmut Kohls Kabinetten war auch nicht jeder glücklich, spätestens ab 1990 und die Wahl 1994 hat seine CDU damals nur knapp gewonnen: Politische Unruhen gab es auch!

Hier ist mal eine "ZDF heute" Ausgabe von Oktober 1996, wahllos ausgesucht - und man merkt, es war allerhand los da draußen und viele betreiben heute nur eine Glorifizierung der Vergangenheit.

https://www.youtube.com/watch?v=-A1sMbo4GmQ

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
HerrWig  12.06.2022, 16:41

Der Nachrichtensprecher sieht aber gut aus, oder?

Der Stumpfe sieht auch gut aus.

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Fredlowsky  12.06.2022, 18:14

Die Zeit vergeht und wir gehen mit!

Liebe Abendgrüße schickt dir da der Fred.

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Spielwiesen 
Fragesteller
 13.06.2022, 14:04

Sehr differenziert, wie du auf dieses Thema eingehst, lieber V. - da wird jedem klar, wo der Unterschied zwischen Heute und Gestern liegt. Jeder wägt jedoch für sich ab, was im Einzelfall wie zu bewerten ist. Bei mir stelle ich sogar je nach Lage unterschiedliche Bewertungen des gleichen Sachverhalts fest - das war das, glaube ich, mit dem Kopf, der rund ist, damit die Sichtweise sich ändern kann, oder? Ich wünsche dir einen schönen Tag und grüße dich herzlich.

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kwon56  26.06.2022, 05:31

Die Zeit ab 89 war meine Weltreisenzeit bis 98.

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