Goethes Faust lesen?

9 Antworten

Überlebensnotwendig ist es natürlich nicht. Also mußt Du es nicht gelesen haben, man kann auch ohne sehr alt werden.

So, nun zu den Gründen die dafür sprechen:

  • Du wirst von Deinem Lehrer dazu angehalten, weil es grade Unterrichtsstoff ist. Dann ist es einfacher, dem Unterricht zu folgen, bzw. eine Klausur darüber zu schreiben, wenn man es gelesen hat. Es ist allerdings auch möglich, eine Unterrichtseinheit zu einer Lektüre zu absolvieren und sogar eine Klausur zu schreiben, wenn man diese Lektüre nicht gelesen hat, während der Stunden ergeben sich genug Metainformationen, die locker ausreichen, die geforderten Leistungen zu erbringen. Ich habe z.B. Dantons Tod nie gelesen, aber die entsprechende Klausur mit 13 Punkten geschafft.
  • Goethes Faust ist ein epochales Werk und wird oft zitiert. Da ist es hilfreich, nicht nur die Zitate, sondern auch den Kontext zu kennen.

ich musste das buch in der schule lesen. ich finde es schrecklich. pädophilie wird verharmlost.

Das ist ein sehr bekanntes Buch und gehört zum Basiswissen des Lernstudiums. Ich würde es empfehlen, es gehört einfach dazu im Leben.

Dafür sprechen zwei bereits erwähnte Gründe:

  • Du kommst im Unterricht besser mit.
  • Goethes Faust ist eben Goethes Faust, das Werk der deutschen Literatur. Es gehört zum Kulturgut der deutschsprachigen Belletristik und darf allein deshalb gelesen werden.

Damit du dir ein Bild über Faust machen kannst:

  • Trotz seines Titels (Faust. Der Tragödie erster Teil) halte ich das Drama für eine Tragikomödie, zumindest den ersten Teil. Auf Goethes LSD-Trip von einem zweiten Teil habe ich mich noch nicht eingelassen. Warum ist es eine Tragikomödie? Mephisto zieht so ziemlich alles ins Komische/Lächerliche, sogar ein möglicherweise intendiert tragischer Tod ist mir witzig vorgekommen.
  • Der Aufbau und das Tempo sind chaotisch. Faust macht dies, Mephisto kommt, sie machen das – dann plötzlich hineingequetscht der tragische Handlungsstrang um Gretchen – dann plötzlich eine Hexenfete, der Faust und Mephisto beiwohnen. Für einen Laien ist der Sinn dahinter vielleicht nicht ganz erkenntlich.
  • Goethes Faust I gibt dem Leser kein Gefühl von Abschluss. Ja, der hineingequetschte Gretchen-Strang findet sein Ende, aber über die zu Beginn des Dramas ins Feld geführten Wetten und Pakte wird kein Wort mehr verloren, und Faust ist weder besonders klüger noch besonders verkommener geworden. Er tut einfach Zeugs.
  • Bei der Sprache bekommt Faust einige Pluspunkte. V.a. Mephistos One-Liner machen den Marvel-Superhelden den Thron streitig.
  • Hätte das Drama so fortgesetzt, wie es zu Anfang (Prolog im Himmel) begonnen hat, wäre es tatsächlich ein Meisterwerk geworden. Mir kommt es so vor, dass es nicht hält, was es verspricht und einem eine nie gewollte Geschichte auftischt. Goethe hat das Potenzial nicht ausgeschöpft.




Faust ist eines der wichtigsten Bücher der Literatur. Zudem ist es eine tolle Geschichte. Viele moderne Bücher und Filme leihen sich Aspekte und holen sich von diesen alten Geschichten Ideen. So wird dann mal schnell ein "neuer" Film aus einer alten Erzählung.

Keine Angst vor der Art des Schreibens und der alten Ausdrucksweise. Wenn du da einmal drin bist, liest es sich ganz gut. Außerdem ist es auch nicht so lang.