Glaubt ihr, ihr hättet früher die NSDAP gewählt?

15 Antworten

Die Person Adolf Hitler faszinierte und begeisterte mit seinen öffentlichen Reden und Taten (Scheinpolitik) das Volk, viele sahen in ihm die Verkörperung Deutschlands und seinen wahren Interessen. Er bot dem Volk etwas das ihnen die Weimarer Republik immer versagt hatte, leidenschaftlichen Patriotismus und das Glücksgefühl einer nie gekannten Solidarität. Das Idol der Nation, den Führer für den Weg in eine Zukunft auf die man sich freute. Die Bevölkerung war beeindruckt von dem rasanten Tempo des Umschwungs und schaute wieder Hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Einführung (1935) des Reichsarbeitsdienstes (Dienst der jungen Bevölkerung mit Minimallohn *18-25 Jahre* in gemeinnützigen Projekten wie Autobahnbau, Feldarbeit, Tierversorgung, Kinderbeaufsichtigung ) wurde von der breiten Bevölkerung mit großer Zustimmung aufgenommen, stärkte dieser Dienst die Gemeinschaft doch immens und half die Klassengegensätze aufzuheben. Bis zur Machtübernahme der NSDAP waren die Löhne weit unter Tarif (im Schnitt -30 %) gezahlt worden, trotz Zugehörigkeit in einer Gewerkschaft. Dadurch lebte die arbeitende Bevölkerung, welche meist eine größere Familie mitversorgen musste, oftmals nur knapp über dem Existenzminimum. Die Nationalsozialisten ließen durch einen Aufruf die Arbeitgeber wissen, das Arbeitnehmer aus allen Bereichen ab sofort ihren festgelegten Tariflohn zu erhalten haben. Das in Lohn stehende Volk erhielt umgehend diese Anpassung, zudem rückwirkend für die vergangenen 6 Monate ihre Nachzahlungen. Kein Arbeitnehmer hatte in den vergangenen 15 Jahren jemals mehr Geld in seiner Tasche. Die Zerschlagung der Gewerkschaften wurden aufgrund dieser positiven Entwicklung nur am Rande zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Die Verwirklichung der Reichsautobahn (in 4 Jahren wurden 3000 Kilometer fertiggestellt), auch wenn sie keine Erfindung Hitlers waren, war aus Sicht der gesamten Bevölkerung eine gigantische Leistung und nichts hat den Deutschen aller Stände und Klassen mehr imponiert. Aufgrund der durch Hitler erzwungenen Revision des "Siegerdiktates von Versailles" (Rückgewinnung Saarland, Wiederherstellung der Wehrkraft, Marsch ins Rheinland usw.) glaubte eine Vielzahl mit dem Führer den richtigen Mann an der Spitze des Reiches zu haben. "14 Jahre war es der Weimarer Republik nicht gelungen was A. Hitler in knapp 5 Jahren schaffte", so die Stimme aus dem Volk. Es gelang ihm aus ihrer Sicht, Deutschland ohne die Abgabe eines Schusses, die internationale Gleichberechtigung und die Anerkennung als europäische Großmacht wiederzuerlangen. Sein Griff nach Österreich machte ihn im Reich so populär wie nie zuvor, vor allem weil diese Expansion ohne Blutvergießen gelungen war. Die zeitweise Inhaftierung von "Ausreißern" wurde überwiegend als begründet akzeptiert. Man war sich bewusst in einer Diktatur zu leben, welcher aber im vollen Umfang das Wohl des Volkes am Herzen lag und dieses auch in unbeschreiblichem Ausmaß bewiesen habe. Störenfriede, darunter Menschen die sich öffentlich gegen die Partei ausgesprochen haben, mussten so die überdurchschnittliche Meinung im Volk, natürlich wieder auf den richtigen Weg gebracht werden. Es herrschte großes Unverständnis über die Motivation dieser Personen.

Die entscheidende Frage zum Abschluss...hätte ich seinerzeit gelebt, hätte ich ihn gewählt (früher oder später)? Ich denke "ja"

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Generell macht die Fragestellung keinen Sinn. Wie soll ich wissen wie ich in diesem Szenario gehandelt hätte ohne meine Situation in dieser Zeit zu kennen. Natürlich würde ich hier sagen "Nein, ich hätte etwas anderes gewählt" das basiert allerdings auf Erfahrungen die ich in der heutigen Gesellschaft gesammelt habe, nicht damals.

Daher wenn wir einfach davon ausgehen, dass mein Leben ähnlich verlaufen wäre: Nein, ich wähle doch nicht eine Partei die mich Tod sehen will.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studiere Soziologie mit Nebenfach Geschichte

Das sind zwei Fragen und kein konkretes Datum/Jahr.

Vermutlich wäre ich in der Partei anfangs sogar aktiv gewesen (und ich bin nun wirklich nicht rechtsorientiert), da ich gerne mein politisches Umfeld zu gestalten versuche. Mit dem Kriegsbeginn wäre es vermutlich anders geworden oder ich hätte versucht, manches anders zu lenken.

In wie weit ich mich von der Propaganda hätte beeinflussen lassen ist kaum sinnvoll beurteilbar. Aktuell ist das nicht der Fall, aber damals wäre das sicher von der Position in der politischen Karriere abhängig gewesen.

mals hatte man die Kenntnis von heute nicht.

NPD AFD und keine Ahnung wie die alle heißen heute haben alle diesen Beigeschmack.

Wir haben halt eine Geschichte die man damals aber nicht kannte und in dem Ausmaß hat das wohl auch keiner kommen sehen der sein Kreuz bei der nsdap gemacht hat.

Heute würde ich solchen Parteien nicht meine Stimme geben aber dieses geschichtswissen hätte ich damals nicht gehabt.

Ich würde jetzt nicht pauschal nein sagen aber halt auch nicht ja. Ich habe diese Zeit nicht miterleben müssen und ohne dabei gewesen zu sein ist es immer leicht und stellen sie h hin von wegen in hätte nicht aber wenn man so etwas wirklich miterlebt ist das sicher eine andere Nummer.


BelfastChild  28.11.2022, 22:34

Die Pläne der NSDAP waren bekannt, zumal man eigentlich nie ein Geheimnis daraus gemacht hat. Beispiel:

Die Gegner werfen uns Nationalsozialisten vor - und mir besonders - dass wir intolerante unverträgliche Menschen seien. Wir wollen, sagen sie, mit anderen Parteien nicht arbeiten. Die Herren haben ganz recht: Wir sind intolerant! Ich habe mir ein Ziel gesteckt, nämlich die dreißig Parteien aus Deutschland hinauszufegen.

Adolf Hitler (ab 11:30)

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Aure86  28.11.2022, 23:38
@BelfastChild

Naja das hat man damals sicher nicht wörtlich genommen das ganze.

Genauso wie sicher niemand von Judenverfolgung in dem Ausmaß und Weltkrieg geträumt hat damals.

Selbst wenn Hitler da was gesagt hat sicher nicht genauso und auch nichts was man als ernst gemeint gesehen hätte.

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Ich hoffe nicht.

Allerdings wäre ich eventuell vor der Propaganda nicht verschont gewesen.

Ich weiß, dass meine Vorfahren sie nicht gewählt haben. Danach kann ich mich wohl am ehesten richten.

Nach heutigem Kenntnisstand würde ich sie selbstverständlich nicht wählen.