Gibt es wirklich Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit oder kommt eins von beiden einem nur so vor?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Es gibt absolut nachweisbar Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit 57%
Nein, beides kommt einem nur so vor 43%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Problem der Gerechtigkeit ist so alt wie es denkende Menschen gibt. Das evolutionsbiologische Prinzip dahinter, also die positiv wirkende selektive Kraft, ist die Tatsache, dass eine Gruppe von Individuen einer Art dann erfolgreicher ist, wenn die Ressourcen, also die verfügbaren Güter, so verteilt werden, dass sie zum einen gestaffelt (die Mitglieder bekommen mehr oder weniger gemäß ihrer eingebrachten Leistung), zum anderen aber gleich verteilt werden, damit die Überlebenschancen Aller angemessen gewahrt werden.

Gerechtigkeit wird dann erlebt, wenn diese beiden Prinzipien in fein abgestimmter Weise und für alle gut durchschaubar und nachvollziehbar verwirklicht werden. So gibt es praktisch nie ein Problem, wenn die Leistungsträger einer Gemeinschaft mehr erstrebenswerte Anteile (in der Regel Geld) bekommen als die wenig Erfolgreichen.

Diskussion und auch Streit entsteht naturgemäß immer dann, wenn es um die absoluten Zuwendungen in ihrem Verhältnis geht, d.h. wieviel mal mehr Geld sollte jemand in großer Verantwortung gegenüber einem arbeitenden Menschen erhalten, der nur einfachste Verrichtungen übernehmen kann. Hier muss jede menschliche Gemeinschaft Richtlinien und Gesetze ausarbeiten, die eine breite Zustimmung aller finden. Wenn sich dann die überwiegende Mehrheit der Gemeinschaft an eben diese Abmachungen hält, wird "Gerechtigkeit" erlebt. Wenn jedoch deutliche sichtbare Abweichungen stattfinden (dass z.B. einzelne Berufsgruppen ohne extrem spezialisierte Leistungen weit überproportional viel Geld für ihre Tätigkeiten einfordern (z.B. Makler für die Vermittlung eines Gebäudes, dass 4 Millionen kostet, dann 7% des Kaufpreises, also 280000,- für das Abfassen des Vertrages einkassieren wollen), dann kommt mit Recht Empörung über solche "Ungerechtigkeiten" auf.

Bilanz: Es gibt durchaus "Gerechtigkeit", nur ist sie eine sehr flexible und schwer für alle in gleicher Weise herzustellende und wahrzunehmende soziale Größe. Man wird sich ihr immer nur annähern können, und zudem wird das "Empörungspotential" gegenüber Ungerechtigkeit immer nur bei denen zu finden sein, die sich als die schlechter Weggekommenen erleben.

In der Justiz und der sozialen Erziehung werden Ungerechtigkeiten mit Ungerechtigkeiten geahndet, wenn überhaupt, nur damit keine weiteren Ungerechtigkeiten mehr vorkommen sollen. Fragen von gerechten Verteilungen sind mit zahlreichen Aspekten verknüpft.

Es gibt absolut nachweisbar Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit

Schon kleine Kinder haben ein Gespür für Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit und auch später haben die Leute im Allgemeinen ein Gespür dafür.

Ob Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit absolut nachweisbar ist, bleibt hingegen fraglich.

Nein, beides kommt einem nur so vor

Was man als gerecht oder ungerecht empfindet, hängt von den eigenen Moralvorstellungen ab und ist somit subjektiv.

Nein, beides kommt einem nur so vor

In 99,9% der Fälle ist die Welt nicht schwarz-weiß.

In dem heutigen Schubladendenken ein abhanden gekommenes Wissen.