Gerechtigkeit im Buddhismus?

5 Antworten

Also zuerst würde ich mir ansehen, wie Gerechtigkeit überhaupt definiert wird. Im Christentum, das eine Erlösungsreligion ist, sicher anders, als das auf dem System des Karma aufbauenden Buddhismus. Eine LEitfrage könnte sein: Was ist der Unterschied zum westlichen, christlich-jüdisch-römischen Vertsändnis von Gerechtigkeit, wie wir es tagtäglich verwenden?

Für das westliche Verständnis reicht sicherlich bei einer GFS ein Blick in Wikipedia, bzw. die dort verzeichneten zugänglichen Quellen. (Ganz ehrlich: Sag einfach ganz offen, dass Du Wiki herangezogen hast, ist oft nicht schlechter als andere Quellen).

Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, dass im Christentum Gerechtigkeit ein von einer höheren Macht eingesetztes Prinzip ist, das jedoch durch die Vergebung in gewisser Weise obsolet wird.

Im Buddhismus ist durch das Prinzip des Karma Gerechtigkeit eher hart gesehen wird. So gibt es durchaus Buddhistische Strömungen, in denen Frauen noch immer als minderwertig angesehen werden, weil, wenn sie sich besser verhalten hätten, sie ja als Männer geboren worden wären. Dass man also Frauen schlechter behandelt ist für die gerecht(fertigt). Interessant in der Hinsicht ist auch das Lamaistische Tibet, das ja in keinster Weise ein Paradies war, sondern eine harte Theokratische Mönchsdiktatur.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 12:19

Dankeschön, sehr gute Aspekte, die mir definitiv weiterhelfen. Ich würde die Leitfrage eventuell am Ende der Präsentation auf eine Diskussion hinauslaufen lassen. Meinst Du, ich sollte die Gerechtigkeit in der westlichen Welt vorab einbauen oder reicht es wenn ich dies am direkten Vergleich mit dem Buddhismus anführe (tabellarisch evtl.) ?

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DidusIneptus  10.01.2020, 12:21
@Swissbank69

Vermutlich reicht es bei einer GfS am Ende einen tabellarischen Vergleich für die Diskussion zu verwenden. Aber sicherlich ist es für Dich auch im Vorfeld interessant, sich einmal klar zu machen, was "wir" eigentlich unter Gerechtigkeit verstehen. dAnn kannst Du bei der Vorbereitung Unterschiede und Gemeinsamkeiten immer schon einmal mitdenken. Das hilft auch, sich in ein eigentlich ganz anderes (fernöstliches) Denksystem einzuarbeiten.

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Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 12:33
@DidusIneptus

Eine letzte Frage noch. Wie tief sollte ich bei der Gfs in den Buddhismus an sich eintauchen? Sollte ich die 5 Gebote, die vier edlen Wahrheiten, den acht-gliedrigen Pfad einbauen? Ich hab Angst, dass ich eventuell mit dem Fokus abrutsche, der ja auf der Gerechtigkeit liegt.

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DidusIneptus  10.01.2020, 12:39
@Swissbank69

ich würde sie unbednigt erwähnen und kurz in 1-2 sätzen erläutern. aber ich würde auf jeden fall alls in hinblick auf das Thema der gfs, das ja dann doch sepzifisch "Gerechtigkeit" lautet, hin prüfen.

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Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 12:54
@DidusIneptus

Okay gut

Meine Gliederung sieht jetzt wie folgt aus :

  1. Was ist der Buddhismus/Buddha
  2. Grundlage der buddhistischen Lehre (5 Gebote, 4 Wahrheiten, 8-gliedriger Pfad)
  3. Gerechtigkeitsverständnis im Buddhismus (Zitate von Buddha, gegebenenfalls Zurückkommen auf die Grundlagen, Gebote (Dharma), Ursache Wirkung (Karma)
  4. Konflikt in Myanmar
  5. Vergleich mit Gerechtigkeit im Christentum
  6. Fazit & Diskussion
  7. Literaturnachweis

Wenn du Verbesserungsvorschläge hast, lass es mich wissen.

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Viktor1  10.01.2020, 12:43
dass im Christentum Gerechtigkeit ein von einer höheren Macht eingesetztes Prinzip ist

Mag sein - wie ja auch der Mensch durch eine höhere Macht entstanden gedacht ist - aber sie ist in uns.
Dies sagt auch der Text zum gerechten Handeln aus dem NT aus:
"Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! "
Darüber hinaus gibt es im Christentum noch die "größere Gerechtigkeit" (auch Nächstenliebe) welche sich zurücknimmt zugunsten Anderer.

das jedoch durch die Vergebung in gewisser Weise obsolet wird.

Nein - das ist die "größere Gerechtigkeit" welche nicht "aufrechnet".
Jeder Mensch bedarf der Vergebung und ist dazu aufgefordert zu vergeben.
Wie sollte sonst Frieden (im weitestem Sinne) erhofft werden ?

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Da musst Du ein weites Feld bepflügen. Gerechtigkeit ist kein Wert per se und was der eine gerecht findet, ist dem anderen ein Gräuel.

Insofern ist Gerechtigkeit etwas, was man versuchen muss zu leben, damit es einen Wert erhält.

Im Buddhismus geht es um eine "reine Sicht" auf die Dinge, frei von Täuschungen. Letztendlich bewahrt das vor einem Greifen nach einer Wiedergeburt in der Stunde des Todes. Diese (Nicht-)Sichtweise muss man sich erarbeiten. Das ist nicht gerecht, das ist ein Axiom.

Dazu muss man verstehen, wie der Geist funktioniert. Woher kommen all die Wünsche und Ängste, die uns in unserem Hamsterrad halten? Und produziert nicht alles Leid?

Gerechtigkeit würde uns unserer Eigenverantwortung berauben, dies zu verstehen, denn man könnte anbringen, dass hinter allem ein redlicher Sinn steht, klar getrennt von allem, was unredlich und nicht sinnhaft ist.

Doch es geht nicht um eine Belohnung oder Strafe. Es wächst nur eine Sichtweise, die uns mit allem verbindet und vorgefertigte Konzepte vermeidet. Mit frischem Geist gehen wir jeden Moment an, offen und unvoreingenommen.

Wir sehen das Leid immer noch. Doch werden wir davon nicht mehr hin- und hergeworfen. Und auch andere leidende Wesen berühren unser Herz, denn wir sehen ja, dass alles verwoben ist und wissen, ihr Leid ist das Leid der ganzen Welt.

Also leben wir nach ethischen Grundsätzen. Keinem Wesen Schaden zuzufügen ist der Kern dieser Ethik. Denn warum schaden wir anderen? Aus blindem Verlangen, aus Wut, aus Unwissenheit. Wenn der Mensch das erkennt und danach handelt, schreitet er den Pfad der Gerechten.


Swissbank69 
Fragesteller
 13.01.2020, 19:40

Hättest du eine Leitfrage zum Thema Gerechtigkeit? Weil mit meiner aktuellen Leitfrage „Das buddhistische Gerechtigkeitsverständnis - Ein Vorbild für unsere westliche Anschauung“ komme ich nicht weiter.

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mendrup  13.01.2020, 21:11
@Swissbank69

Ethische Grundsätze in der buddhistischen Lehre als Konsequenz aus der Leerheit der Phänomene. Wo bleibt die Gerechtigkeit?

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mendrup  13.01.2020, 21:56
@Swissbank69

Ok, einfacher.. Glaube ohne Gott: Konsequenzen für den Gerechtigkeitsbegriff.

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Buddhismus war sicherlich zu Zeiten Buddhas und einige Jahrhunderte danach eine wahre ehrliche Lebenseinstellung. Selbst die Mönche laufen heute mit Handys rum, machen Selfies und fordern unverschämt Almosen. Außerdem gibt es starke rassistische Gruppierungen angeführt von Mönchen, die zu Gewalt und Mord gegenüber gemäßigten Muslimen aufrufen.

Die meisten die sich Buddhisten nennen sind geldgierig und konsumfreudig wie jeder von uns. Es zählt ein schönes Auto, ein großes Haus mit all den Annehmlichkeiten, siehe Sri Lanka, Thailand.

Ausgenommen Tibet und Nepal.


satian  11.01.2020, 10:03

Im Prinzip gilt das für ALLE existierenden Lehren und Religionen, deswegen sollte man sich bei Vergleichen grundsätzlich an den Aussagen der Gründer/Stifter orientieren.

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Swissbank69 
Fragesteller
 13.01.2020, 19:40

Hättest du eine Leitfrage zum Thema Gerechtigkeit? Weil mit meiner aktuellen Leitfrage „Das buddhistische Gerechtigkeitsverständnis - Ein Vorbild für unsere westliche Anschauung“ komme ich nicht weiter.

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"Gerechtigkeit" wie in unserer westlichen Welt und bei den monotheistischen Religionen gibt es im Buddhismus so nicht.

Es gibt das ewige Gesetz von Ursache und Wirkung, welches impliziert:

Das Setzen guter Ursachen schafft für diejenigen, die sie setzen, gute Wirkungen

Das Setzen schlechter Ursachen schafft für denjenigen, der sie setzt, negative Wirkungen.

Wobei die Überprüfbarkeit dieser Beahauptung dadurch verunmöglicht ist, dass die positiven/negativen Auswirkungen in früheren oder auch vorangegangenen Inkarnationen liegen kann. Es bleibt also alles (wenig verwunderlich bei einer Religion) im Glauben:)

"Ausgleichende" Gerechtigkeit gibt es insofern streng genommen nicht. - Man kann nicht für einen anderen Gerechtigkeit herstellen - Nur für sich selbst, indem man im Einklang mit den eigenen Wertvorstellungen und dem Kern von Buddhas Lehren lebt.


Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 12:37

Danke!

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Swissbank69 
Fragesteller
 13.01.2020, 19:40

Hättest du eine Leitfrage zum Thema Gerechtigkeit? Weil mit meiner aktuellen Leitfrage „Das buddhistische Gerechtigkeitsverständnis - Ein Vorbild für unsere westliche Anschauung“ komme ich nicht weiter.

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Buddhinator  13.01.2020, 22:25
@Swissbank69

Hm, Geschmacksache - Vielleicht könntest Du es mit der Leitfrage "Bedeutet das "Karma" der Buddhisten - Gerechtigkeit nach unserem westlichen Verständnis?"

oder "Können wir wie die Buddhisten auf den Begriff der Gerechtigkeit verzichten?"

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Swissbank69 
Fragesteller
 13.01.2020, 23:15
@Buddhinator

Ich hab die erste Variante genommen. Ich danke dir recht herzlich!

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Gerechtigkeit in Zeiten Buddhas, oder aktuell?

Dann Stichwort Myanmar.


Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 11:31

Gerechtigkeit aktuell, wobei man sicherlich darauf verweisen könnte, dass es zu Zeiten Buddhas anders war.

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Swissbank69 
Fragesteller
 10.01.2020, 12:06

Das mit Myanmar gefällt mir sehr gut, danke dafür. Kommt denke ich gut den Kontrast zwischen „so sollte man sich eigentlich verhalten” und Realität zu beleuchten. Denkst Du, die oben genannten Punkte mit 4 edlen Wahrheiten, die 5 sittlichen Gebote etc sollten mit rein in die Gfs?
Ich habe mir jetzt noch 2/3 Zitate von Buddha in Bezug auf Gerechtigkeit rausgesucht, die ich dann beim Punkt Gerechtigkeitsverständnis anführen werde.

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Buddhinator  10.01.2020, 12:37

Ich halte den Verweis auf Myanmar für unintelligent und irreführend!

Die dortigen Menschenrechtsvergehen gegen Rohhingyia werden von MILITÄRS begangen, den MILITÄRS, die in den Jahrzehnten ihrer Junta auch die eigenen buddhistischen Landsleute massakriert haben!

...insofern kannst Du lediglich zynisch verlautbaren: JA, die Militärs in Myanmar lassen die "gleiche Ungerechtigkeit gegen alle" walten:(

Ansonsten muss immer wieder darauf verwiesen werden, dass auch die Militärs in Myanmar die Verbrechen an den Rohingyia NICHT IM NAMEN DES BUDDHISMUS begehen, sondern diese ethnisch und sozial begründen.

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