Gedichte mit Farben?

5 Antworten

Ich kann einen Kinderreim beisteuern:

Rot ist die Liebe, rot ist das Blut,

rot ist der Teufel in seiner Wut.

Zur Farbe Blau können Novalis und Hölderlin etwas beisteuern.

„Verloren ins weite Blau, blick ich oft hinauf an den Äther und hinein ins heilige Meer, und mir ist, als öffnet ein verwandter Geist mir die Arme, als löste der Schmerz der Einsamkeit sich auf ins Leben der Gottheit. Eins zu sein mit allem, das ist das Leben der Gottheit, das ist der Himmel der Menschen. Eines zu sein mit allem, was lebt, in seliger Selbstvergessenheit wiederzukehren, ins All der Natur, das ist der Gipfel der Gedanken und Freuden, das ist die heilige Bergeshöhe, der Ort der ewigen Ruhe.“ (Hölderlin, "Hyperion")

„Eine Art von süßem Schlummer befiel ihn, in welchem er unbeschreibliche Begebenheiten träumte. Er fand sich auf einem weichen Rasen am Rande einer Quelle. Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung. Das Tageslicht, das ihn umgab, war heller und milder als das gewöhnliche. Der Himmel war schwarzblau und völlig rein. Was ihn anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blumen berührte. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit.“ (Novalis, "Heinrich v. Ofterdingen")

Da solltst Du mal Trakl-Gedichte lesen. Der verwendet dauern Synästhesien. D.h. er wählt oft Farben, um Gefühle, Klänge usw. auszudrücken.

Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,

Das durch den sonnigen Himmel schreitet.

Und schmücke den Hut, der dich begleitet,

Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.

Weil`s wohltut, weil`s frommt.

Und bist du ein Mundharmonikabläser

Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken

Von dem freigegebenen Wolkengezupf.

Vergiss dich. Es soll dein Denken

Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

Joachim Ringelnatz

(1883-1934)