Gab es im Mittelalter mehr Überfälle als heute?

9 Antworten

Überfall inwiefern?

Ich denke nein, ist vermutlich auch darauf zurück zu führen, dass es viel weniger Menschen gab. So prozentual gesehen, fänd ich das echt schwierig zu beurteilen, da ich zu jener Zeit nicht gelebt habe.

Ich denke, es ist auch schwierig zu werten, was denn als Überfall zählt

Im Mittelalter gab es Raubritter - die haben einen, wenn man Pech hatte, einmalig ausgeraubt.

Aus den Raubrittern hat sich das Finanzamt entwickelt - der Unterschied ist, daß das Finanzamt die Bürger jeden Tag auf´s Neue ausraubt (furtum legale - legaler Diebstahl).

Die Frage rührt wohl von der weitverbreiteten, sozialhistorisch gesehen aber falschen Auffassung vom sog. "dunklen Mittelalter"; alles sei grober, wilder und unzivilisierter gewesen. Stimmt so nicht, der soziale Zusammenhalt war beispielsweise viel ausgeprägter. Womöglich wurden Überfälle häufiger als "üblich" erachtet; dass Kriminalität allgemein verpönt wird ist wohl tatsächlich eine eher neuzeitliche Entwicklung.

Wann ist es für dich ein Überfall?

Wenn du am helllichten Tage mit vorgehaltener Waffe um Hab und Gut erleichtert wirst?

Womöglich noch entführt und bis zu einer Lösegeldzahlung gefoltert?

Nun das passierte im deutschen Mittelalter sehr viel häufiger, nur dass der Kriminelle dabei sogar öfters vollkommen gesetzmäßig gehandelt hat.

Fehde ist das Schlagwort.

War die Fehde deinem Dienstherren ordnungsgemäß erklärt und er konnte dich nicht beschützen, dann konnte dir obiges einfach so passieren und es war nicht einmal ein Verbrechen. Dein Dienstherr hat halt in seinem Schutzversprechen dir gegenüber versagt.

Das Mittelalter umfasst eine Zeitspanne von 1000 Jahren und so ist jede Aussage, wie etwas im "Mittelalter" war immer sehr pauschal. Die Lebensumstände und gesellschaftlichen Verhältnisse waren um 800 sicher ganz anders als 1350. Zum Vergleich: Das Mittelalter ist ja nach unserer Sichtweise erst vor 500 Jahren zu Ende gegangen, also gerade in der Hälfte der Zeit.

Von welchem Mittelalter also sprichst du? Die Zeit der Kreuzzüge und der Panzerreiter? Vom Frühmittelalter mit dem Karl dem Großen, Völkerwanderungen und Wikingern, Slaven und der Christianisierung? Oder sprichst du von der Hansezeit mit bargeldlosem Zahlungsverkehr, Kreditwesen, Versicherungen und tausenden Städtegründungen. Meinst du vielleicht die Zeit der hochgerüsteten Ritter in blanken Rüstungen, die Zeit der Entdeckungen und des Buchdrucks? Fragen über Fragen :)

Es lässt sich also schwer urteilen, wie die Kriminalität verbreitet war. Es wird sicher Zeiten und Regionen gegeben haben, in denen es zeitweise sehr unsicher war. Leider gab es damals noch keine königliche Kriminalstatistik, welche auf der jährlichen Pressekonferenz des Königs verlautbart wurde. Aber es gibt natürlich Gerichtsakten in städtischen Archiven und die waren ..........

..... viel seltener als man vermuten würde.

Ich würde ganz pauschal sagen: Die schwere Kriminalität war im Mittelalter eher die Ausnahme und kein alltäglicher Vorgang. Die Dörfer waren vermutlich sehr sicher, die Städte hatten zwar keine "Stadtwache" und es gab auch keine Polizei, dennoch war es auch dort recht sicher.

Wie ist es möglich, dass es ohne Polizei sicher ist?

Die Aufsicht über die Sicherheit und die Einhaltung der Gesetze wurde nicht von der Polizei übernommen, sondern von den Bürgern. In einem städtischen Gasthaus hatte der Wirt zusammen mit seinen Bediensteten für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen. Tat er dies nicht, konnte er belangt werden, finanziell oder mehr. Die Zünfte sorgten innerhalb ihrer Strukturen für Sicherheit, soziale Absicherung. Dies setzt sich eigentlich in allen gesellschaftlichen Kreisen so durch. Den Frieden hatten die jeweiligen Adligen zu sichern und man kann durchaus sagen, dass dies alles im Großen und Ganzen durchaus funktionierte - schließlich blieb diese Art der gesellschaftlichen Verantwortung einige Jahrhunderte aktuell.

Aktuelle Gesetze und verpflichtende Maße (z.B. für Mindestgewichte bei Brot etc.) waren meist am Rathaus ausgeschlagen oder wurden immer wieder neu verkündet.