Fühle mich in der Öffentlichkeit beobachtet?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Meine Ärztin meinte zu mir, dass man eine soziale Phobie nie zu 100% weg bekommt.

Meine Meinung. Daher finde ich es auch schräg das als "geheilt" anzusehen. Denkmuster hat man ja trotzdem irgendwo verinnerlicht.

Mein Wunsch ist es Joggen zu gehen, aber gerade da habe ich Angst, wie die Leute - gerade in meinem Alter- denken könnten. Beim Joggen schwitzt man, ist rot im Gesicht und atmet etwas schneller und lauter. Das wäre für mich irgendwie unangenehm.
Habt ihr Tipps, wie ich dieses Gefühl beobachtet zu werden loswerden oder lockerer damit umgehen kann?

Dinge zuende denken. Selbst wenn sie dich anschauen. Was ist dann? Dann sehen sie dass du Sport machst. Was ist deine Angst? Dass sie dich eklig finden? Menschen schwitzen wenn sie Sport machen nunmal. Wenn diese Menschen das eklig finden haben sie eindeutig ein Problem mit sich selbst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sozialpädagogischer Zug / Berufserfahrung

SteveM2004 
Fragesteller
 17.06.2021, 12:09

Dankeschön für den Tipp. Ich merke gerade, dass ich solche Gedanken nie zu Ende denke. Ich notiere mir das und werde das morgen probieren!
LG.

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Kabisa  17.06.2021, 12:10
@SteveM2004

Zuende denken hilft meistens ganz gut. Pass aber auf das du dich dabei nicht in etwas panisches hineinsteigerst wenn du dazu neigen solltest.

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Kabisa  17.06.2021, 12:10

edit: Und auch wenn du es nicht hören willst.. manchmal läuft es auf ein "einfach machen" hinaus. Das kann die ersten zwei, drei Mal auch gerne schief gehen.

In den Zeiten meiner extremen Agoraphobie (wir nennen es mal der Einfachheit halber so) bin ich als ich die ersten Male wieder alleine meine Wohnung verlassen habe oftmals nach wenigen Meter wieder umgedreht weil es mir zu viel wurde. es kann hilfreich sein es immer wieder zu probieren, allerdings mit Geduld und Empathie für sich selbst und nicht auf absoluten Zwang. Und sich vorallem nicht dafür selber geißeln wenn es nicht klappt. Es ist eben ein Prozess.

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Warst du früher Mobbing ausgesetzt, oder woher kommt diese Angst bei dir?

Ich kenne auch solche Gedanken, aber habe sie mittlerweile großteils im Griff. Das Wichtigste ist natürlich dein allgemeines Selbstvertrauen, aber das aufzubauen ist ein eher langwieriger Prozess.

Fürs Erste hilft dir vielleicht zu wissen, dass die meisten Menschen in der Öffentlichkeit nur flüchtige Blicke auf ihre Mitmenschen werfen und sich allenfalls wenige Augenblicke etwas dabei denken, bevor ihre Gedanken wieder zu anderen, wichtigeren Dingen abschweifen.

Niemanden, der dich nicht persönlich kennt, interessiert großartig, wer du bist, was du an hast, wie du dich verhältst, oder was du vor hast. Die Menschen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

In der Öffentlichkeit sieht man täglich viele Menschen mit Beeinträchtigung, Menschen mit besonderem Stil, asozialen Verhalten, Betrunkene, Pöbelnde, Weinende, Schreiende, Menschen mit blauen und grünen Haaren, Menschen in Gothic- und Gangster-Mode, tätowierte, gepiercte, homosexuelle oder transsexuelle Menschen – würde man sich über jeden von ihnen tiefgreifende Gedanken machen, hätte man für sonst nichts mehr Zeit.

In der Masse dieser Menschen gehst du komplett unter und kaum einer bemerkt dich.

Sollte dich dennoch jemand mit hochrotem Kopf und verschwitzt beim Laufen sehen, dann denkt er sich höchstens etwas wie "Na immerhin arbeitet dieser Mensch an seiner Fitness!" oder "Hach ja, so sehe ich auch immer aus, wenn ich Sport mache."

Die wenigsten Leute haben negative Gefühle dir gegenüber.

Nur Menschen, die selbst voller Minderwertigkeitskomplexen sind, würden dich auslachen oder negative Kommentare äußern, um sich besser zu fühlen. Aber diese Menschen musst du nicht ernst nehmen, weil sie sich ja nicht mal selbst mögen.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen :-)


SteveM2004 
Fragesteller
 17.06.2021, 16:03

Wow, Dankeschön! Das gibt mir nochmal einen anderen Blickwinkel. Ich werde morgen probieren die genannten Sichtweisen und Tipps aus den Antworten zu probieren.

Die Angst kam unbegründet mit dem Schulwechsel. Ich wurde nie gemobbt. Ab und an kamen nur Sprüche von Jungs, aber das waren eher die normalen Sprüche, die jeder Junge von sich gibt.
LG.

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Also ich kann dich mega gut nachvollziehen, bei mir wurde sowas nie diagnostiziert aber ich hab früher nicht einmal Telefonate machen können, alleine iwo was bestellen, Menschenmengen etc machten mir angst, wurde dauernd knallrot, fühlte mich auch beobachtet undso. Dies wurde immer besser je öfters ich mich gezwungen habe etwas zu tun

Was joggen angeht, es ist halt einfach so das man dich nicht beobachten würde. Stell dir vor das du jemanden sehen würdest der joggt. Was denkst du dir? Nichts.. Das gleiche passiert bei dir.

Villeicht kannst du in ein abgelegenen Ort gehen und dort joggen. Als ich joggen ging, hab ich dies immer extrem früh morgens gemacht wo kaum einer unterwegs war. Villeicht das?

Bei mir ist es so, dass wenn ich Dinge öfters tue, die Angst immer mehr verschwindet. Versuch es einmal und dann wird es eventuell Stück für Stück leichter für dich sein.