Forensik oder Normal?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

für mich ist es die normale bzw. allgemeinpsychiatrische. Dort arbeite ich auch. Das liegt daran, dass man dort noch viel mehr bewegen kann. Man hat reale Chancen darauf, Menschen wieder zu einem erfüllenden Leben verhelfen zu können, man hat Menschen, die tatsächlich ein Interesse daran haben, mit einem zusammenarbeiten zu wollen und man kann Fortschritte beobachten. Somit hat man auch ein viel breiteres Spektrum an psychotherapeutischen Methoden, die man anwenden kann, anstatt nur immer wieder die Basics des menschlichen Zusammenlebens und der Emotionsregulation herunterzubeten...
Das alles gibt es sicherlich auch mal in Ausnahmefällen in der forensischen Psychiatrie - unsere Uni bietet den Schwerpunkt auch an, sodass ich einige kenne, die in der Forensik als Psycholog*innen arbeiten. Es ist aber eher die Ausnahme, dass man dort wirklich noch was bewegen kann. Oft geht es nur noch um Schadensbegrenzung und Einschätzungen, ob dieser Mensch noch eine Gefahr für andere darstellt oder nicht.

Viele, die sich damit nicht auskennen, finden die "Dunkelheit" anziehend, die in der Forensik herrscht. Sie finden das Unberechenbare spannend und sind fasziniert von dem Elend dort. Aber die Realität, wenn man dann wirklich mal angegriffen wurde oder einem das Elend dieser verlorenen Seelen bewusst wird, ist am Ende doch einfach etwas, was einem mit der Zeit tierisch an die Substanz geht. Man weiß halt: Die meisten, die gehen, kommen wieder... und dann ist wieder etwas Furchtbares geschehen. Und die Gründe für die Gräueltaten, die viele spannend zu verstehen finden, sind am Ende auch immer die gleichen, sodass man dessen schnell müde wird. Immer sind es die gleichen Geschichten von Gewalt in der Herkunftsfamilie, Armut, Perspektivlosigkeit... Wir wissen als Gesellschaft eigentlich, wie wir 99% der Täterentstehungen verhindern könnten, stehen aber offensichtlich mehr auf Bestrafung und Empörung, anstatt in Prävention zu investieren.... Frustrierend. Diesem Frust mag ich mich einfach so nicht aussetzen.

Versteh mich nicht falsch: Ich begegne auch in der allgemeinen Psychiatrie durchaus Täter*innen der ein oder anderen Weise und sehe mich in der Lage, auch mit Menschen zu arbeiten, die schlimme Dinge in ihrer Vergangenheit getan haben. Das finde ich ebenso spannend wie jede andere Lebensgeschichte, die mir in meiner Arbeit begegnet. Da saß halt schon mal ein Vergewaltiger oder Drogendealer oder Einbrecher vor mir. Aber dann eben in einem Maß, bei dem sie wirklich Interesse haben, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, Einsicht zeigen und freiwillig zu mir kommen. Das sind für mich die Grundvoraussetzungen für eine gelingende Psychotherapie, und dann macht es auch Spaß und ist spannend, mit ihnen zu arbeiten.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie

Verstehe nicht ganz... Meinst du jetzt wo ich besser hingehöre oder was LOL

Ich finde Forensik spannend, aber auch die normale Psychiatrie.


fcbfan1972 
Fragesteller
 15.05.2024, 16:38

wo du eher arbeiten würdest xD

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may93822  15.05.2024, 16:38
@fcbfan1972

Achso, ich finde das ist ein harter Job. Also weder noch. Ist nichts für mich.

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