Fachkräftemangel - Lüge?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt in D keinen Fachkräftemangel!

Das Geplärre vom VDI und der Politik kann man in die Tonne treten. Nur ganz wenige Branchen (Pflege und Bahn) haben einen (hausgemachten) Mangel an Fachkräften. Hierzulande herrscht eine grosse Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Qualifikation und dem ausgeübten Job. Überqualifikation ist gar nicht mal so selten, nur redet man ebenso wenig wie beim Einkommen nicht gerne darüber.

Fake- Jobs ist die nächste wichtige Sache, die erwähnt werden soll.

Die Asylanten sind blos Bauernopfer, um die Löhne noch weiter in den Keller zu bringen und die Schafe gegeneinander auszuspielen. Das perfide Spiel scheint zu funktionieren.

Wenn die verbeamtete Lehrkraft Mitglied in einer "christlichen" oder "sozialdemokratischen" Partei ist, wird das wohl Punkteabzug geben.

philippsrm 
Fragesteller
 26.03.2017, 16:53

Erstmal vielen Dank für deine Antwort! Trotzdem hätte ich noch die Frage zu deinem Beitrag, wie genau du hausgemachten Mangel bei Pflegeberufen definieren würdest? Ich habe die Vermutung das du damit die geringe Bezahlung durch den Staat und die sinkende Begeisterung der Jugend für diese Branche meinst, bin aber dennoch neugierig falls du etwas anderes anschneiden möchtest.

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wilees  26.03.2017, 17:10
@philippsrm

Für einen Beruf, den zudem sehr viele wegen der hohen körperlichen Belastung nicht bis zum Rentenalter ausüben können, ist die Entlohnung zu gering.

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SKR700  26.03.2017, 18:58
@wilees

So ist es. Wenn es ein echter Arbeitsmarkt (im Sinne von Markt) wäre, bestimmt die Nachfrage den Preis. Der Preis (die Löhne) werden aber künstlich niedrig gehalten. Solche sinnvollen und wichtigen Tätigkeiten sollten besser bezahlt werden als die eines Frühstücksdirektors einer Bank. (Jetzt kommt wieder die "Neiddebatte")

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teafferman  26.03.2017, 20:43
@SKR700

Mehrere Antworten zum Thema Fachkräftemängel in der Pflege sind im Archiv des EUGH zu finden. Da ist nachlesbar, dass eine Pflegekraft, die sich an die in diesem Staat Verfassungsrang genießenden Menschenrechte halten will, von ihren Vorgesetzten nachweislich so gesundheitsschädlich gebosst werden, dass es bis zum Himmel schreit. 

Hier ist Politik eindeutig in der Verantwortung:

Auch die Kassenärztliche Vereinigung hat sich an die Grundregeln des Rechtsstaatsprinzips zu halten. Politik hingegen hat auf mancherlei Weise dieser mit besonderen Sonderrechten Ausgestatteten manches Schlupfloch ab Schmidt geschaffen. 

Und dann wollen wir doch mal ehrlich sein: 

Eine Pflegekraft leistet körperlich mindestens so viel wie ein Maurergeselle. Hinzu kommt, dass sie sehr hohe Verantwortung trägt. Wenngleich diese hohe Verantwortung in keinster Weise Anerkennung findet. Sie müsste also bedeutend besser entlohnt werden als bisher. 

Auf die unterschiedlichsten Spielereien von Seiten der Politik bezogen auf Entlohnung eingehen zu wollen würde den Platz hier sprengen. Der Mehrheit der Bevölkerung geht das Thema nicht mal wo vorbei. OBWOHL es schon lange massenweise Beweise gibt.

Dann stellt sich die berechtigte Frage, ob die Arbeitszeiten so sein müssen, wie sie sind. Sie müssen nicht. VW kann ja z.B. auch anders. Und arbeitet rund um die Uhr. - Da, wo rund um die Uhr gearbeitet wird, versteht sich. 

Die Arbeitszeiten verhindern oft genug jegliche Möglichkeit, Freizeit nutzen zu können. Was beabsichtigt ist von Arbeitgeberseite. 

Die rechtliche Stellung ist prekär. Pflegekräfte sind gerne mal von drogenabhängigen Vorgesetzten abhängig. Und ihre Patienten. Durchaus öfter können auch approbierte Subjekte als Vorgesetzte ausgemacht werden, deren berufliches Verhalten sehr stark an die Nazi-Zeit erinnert. 

Wo gibt es eine unabhängige Stelle, an welche sich Pflegekräfte im Bedarfsfall wenden können? Es gibt keine. Wenn, dann nur auf freiwilliger Basis in Häusern, die von ihren Mitbewerbern verlacht werden. 

Ehrlich gestanden habe ich lieber rund um die Uhr jeden Tag in der Woche für einen Hungerlohn gearbeitet, als diesen Beruf weiter auszuüben. Denn auch Pflegekräfte haben ein Gewissen. 

Und ich bin da tatsächlich absolut nicht alleine. Gestreikt wird seit Gründung der BRD. Von den Pflegekräften. Wen interessiert es schon? Keinen. Dann wird eben eine Station mal geschlossen. Anstatt die hundsmiserablen Zustände, welche Ursache sind, zu beseitigen, werden Kräfte aus dem Ausland mit Lügen angelockt. Die bleiben aber eben auch nie lange. Außer, sie sind existentiell drauf angewiesen. 

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atlas111  17.12.2019, 10:04

Du hast das völlig richtig analysiert. Es kommt noch eines hinzu. Bei Zeitarbeitsfirmen werden oft Stellen ausgeschrieben und es steht dann dran 10 Stellen, obwohl nur 1 Stelle gesucht wird. Damit sich mehr bewerben. Ob das wohl in die Statistik mit einfliesst, dass mehr Bewerber gesucht werden, wäre auch interessant zu erfahren.

Augenscheinlich meint man es werden 1,5 Millionen Menschen gesucht und treibt so die Zahl in die Höhe.

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"wilees" hat dazu schon sehr viel interessantes Material verlinkt, so dass es hier nicht mehr viel zu sagen gibt. Ich selbst habe zu genau diesem Thema einmal hier einen Beitrag geschrieben, der als hilfreichste Antwort ausgezeichnet wurde. Wenn du magst, kannst du ja mal nachlesen.

Das Prinzip ist einfach, hier eine kurze Erklärung:
Durch (zumindest teilweise) falsche Behauptungen, häufig untermauert durch verfälschte und fehlinterpretierte Statistiken, werden drohende Arbeitskräftemängel in bestimmten Branchen suggeriert. Es folgen so etwas wie "Konjunkturprogramme" und Fördermaßnahmen für diese Branchen, wodurch der Nachwuchs angekurbelt und die drohende Lücke geschlossen wird. Das Ergebnis ist, dass es am Ende nicht zu wenige, sondern viel mehr zu viele Fachkräfte gibt - hierdurch sind die Arbeitgeber weniger unter Druck, angemessene Löhne zu zahlen, da der Markt ja plötzlich mit Bewerbern überschwemmt ist. Wer zu viel Geld verlangt, wird einfach nach Hause geschickt und durch jemanden ersetzt, der sich mit weniger begnügt.

In gewissen Branchen und Positionen gibt es tatsächlich einen Fachkräftemangel. Dieser ist nicht wegzudiskutieren. 

Es ist aber kein flächendeckendes Problem, welches alle Branchen umfassen würde. 

Und ja, Unternehmen versuchen eben, möglichst wenig Lohn zahlen zu müssen. Das ist doch aber legitim. Löhne sind Kosten, die letztlich vom Ergebnis abgehen. 

Von daher würde ich denken, dass das Problem Fachkräftemangel durchaus besteht aber kein Grund für irgendwelchen Aktionismus wäre. Dort wo die Fachkräfte knapp sind, müsste dann eben mehr bezahlt oder es müssten Leute dementsprechend geschult werden, um die Arbeit verrichten zu können. 

verreisterNutzer  10.05.2018, 08:28

Nein es ist nicht legitim. Denn Fachkräfte haben für ihre Arbeit anständig entlohnt zu werden, Punkt. Wo liegt sonst die Motivation, gute bis sehr gute Arbeit zu leisten, wenn man dafür nicht entsprechend entlohnt wird? Ich bleibe dabei, dass ich denke, es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt nur Unternehmen, die sich um die angemessenen Löhne drücken wollen und möglichst billige Arbeitskräfte haben wollen, das ist alles. Der Fachkräftemangel ist nur ein Synonym für die heutige offenbar gängige und durchaus übliche Ausbeutung der Arbeitskraft.

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Selbstverständlich ist der Fachkräftemangel eine "Lüge". Es geht nicht darum, dass es zu wenige Arbeitnehmer geben würde, sondern dass die Unternehmen speziell solche Arbeitnehmer haben möchten, die für einen Hungerlohn arbeiten. Überspitzt gesagt werden solche Bewerber gesucht, die 20 Jahre alt sind, ihren Master vollendet und 5 Jahre Auslandserfahrung haben.

Interessant ist auch, wie ein Fachkräftemangel definiert ist. Ich habe gelesen, dass man es einen Fachkräftemangel nennt, wenn ein Unternehmen auf eine Stellenausschreibung "nur" 7 (aus der Erinnerung) Bewerbungen von vollständig auf die Kritierien passenden Bewerber erhält. Als normal-Bürger würde man niemals denken, dass der Begriff "Fachkräftemangel" bei dieser Definition Sinn ergibt...

Das mit den Asylanten kann sein, zumal einige Politiker ja auch wollen, dass der Mindestlohn nicht für Asylanten gelten soll. Grundsätzlich halte ich das aber nicht für sonderlich relevant, da die meisten Asylanten nunmal nicht die Anforderungen erfüllen, schon an der Sprache scheitert es in der Regel. Auch ist es für ein Unternehmen nicht besonders reizvoll, einen Asylbewerber einzustellen, wenn dieser eventuell innerhalb der nächsten 1-2 Jahre bereits wieder abgeschoben wird.

Auch ein Hinweis, warum es sich um eine Lüge handelt ist, dass wir eine sehr hohe Arbeitslosigkeit haben, und zwar nicht unbedingt in Deutschland, aber in der gesamten EU. Wenn es einen Mangel geben würde, könnte man auch ohne Weiteres um Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland werben, die in der Regel gut gebildet sind (ähnlich wie in Deutschland), und eine wesentlich geringere Sprachbarriere haben (zumindest Englisch dürfte jeder sprechen können).

voayager  26.03.2017, 17:45

alles richtig, käme noch hinzu, dass man ja etliche Arbeitslose umschulen könnte, so dies von Staat und Arbeitgebern gewünscht wäre. Umschulungen gab es ja mal in der alten Bundesrepublik und anfänglich auch noch im Gesamtdeutschland. Nun auf einmal ist diese perdu, so als wenn diese unnützer Mist wäre.

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atlas111  17.12.2019, 10:09

Sehr gut analysiert.

Das mit den 7 Bewerbungen habe ich nie verstanden und werde es auch nie verstehen. Es ist völlige Augenwischerei.

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Fachkraefte muessen erst einmal ausgebildet werden. Die Handwerker machen das, gerne werden sie von der Industrie spaeter abgeworben, je nach Branche. Die am meisten nach Facharbeiter schreien, die haben auch sonst Schnellschuesse zu verantworten. Erst einmal, ein Lehrling kostet mehr als er bringt, da faengt es an, ob er dann als Geselle uebernommen werden kann, im eigenem Betrieb, das weiss der Unternehmer vorher auch nicht. Die Auftragslage ist entscheidend, somit fehlen nur in bestimmten Berufen ueberhaupt Gesellen, Baecker und Fleischer vorneweg, da wo Schicht gearbeitet wird klaffen auch Luecken.

Der Druck im Arbeitsmarkt auf Beschaeftigte und Betriebe ist gleichermassen, bedingt durch das Kuendigungsrecht fuerchten viel Betriebsinhaber feste Arbeitsvertraege. Dann kommt in DE noch ein spezielles Phaenomaen dazu, Leute ueber 35 Jahre alt, werden nicht mehr eingestellt.