Eure Erfahrungen mit Beziehungen zwischen Akademikern und Arbeitern?

2 Antworten

Ich habe studiert, was nicht auf alle Partnerinnen zutrifft, die ich schon hatte - auch auf meine jetzige Frau nicht. Sie hatte anfangs eine gewisse Sorge, dass daraus ein Problem entstehen könnte, aber das hat sich recht bald gelegt.

Man muss sich als Akademiker nicht für einen besseren Menschen halten - und wenn man das nicht tut, dann geht's schon.

Erstmal zu meiner Geschichte ----> so was ist schon dann en Pulverfass, wenn's ums reine Miteinander geht. Ich war in meiner Heimatstadt der "Akademikertrottel" (der auch so genannt wurde) in einem sehr einfachen Arbeiter- und Landwirtsmilieu und es war mit jedem Jahr schlimmer und ekliger. Ich bin mit Sicherheit keiner, der sich für was Besseres hält und immer noch ein ganz einfacher Mann, aber es fing schon an, dass öffentlich über mein Gehalt spekuliert wurde, man über mein Auto (damals eine zehn Jahre alte C-Klasse, sicher nix Besonderes) herfiel und mir anlastete, ich sei "keiner von Schaffhausen", weil ich so einen "überbezahlten" Job habe und nicht wisse, wie man "richtig zupacke". Keiner von denen wusste, wie es in einer Zeitungsredaktion wirklich zugeht, wie heftig das mitunter im menschlichen Sinne sein kann, angefangen von den Dauerkämpfen mit dem Mitbewerber (in meiner Heimat gab es damals zwei Tageszeitungen) bis hin zu Querelen mit notorischen Leserbriefschreibern und irgendwelchen Leuten, für die man berichtet und die einen selbst in der Freizeit anrufen und belästigen.

Mir wurde mehrfach von verschiedenen Leuten auch gesagt, ich sei für eine normale Lehre im Handwerk wahrscheinlich zu blöd gewesen, aber ach Gott, ich hätte ja dann doch diesen überbezahlten Job gefunden, immerhin. Mir schlug viel Hass und Häme entgegen, der teilweise auch gegen meine damalige Freundin ging und vor allem ihr psychisch dermaßen zusetzte, dass unsere Beziehung am Ende scheiterte. Das wurde jedes Jahr infamer und schlimmer.

Ich wollte von mir aus immer gut mit allen sein und war freundlich zu Leuten, auch wenn sie mir auf den Geist gegangen waren, bis ich gemerkt habe, was man offenbar von uns / von mir hält - dann habe ich halt auch eines Tages auf stur geschalten und den Herrgott einen guten Mann sein gelassen, von wegen, was die können, kann ich auch.

Das Wort "Akademikertrottel" war davon abgesehen die einzige Beleidigung, die ich jemals persönlich genommen habe und die einzige, die ich auch jemals als das auffasste, was sie war: Eine üble und gemeine Diffamierung, die das Ziel hatte, mich auszugrenzen, zu erniedrigen und zu demütigen; zu bewirken, dass ich mich schlecht fühle. Ich bin da nicht ohne Grund weggezogen.

XXX

In Beziehungen dürfte es ähnlich sein: Der eine versteht den anderen und seine Beweggründe nicht, oft harmonieren auch die Familien der beiden nicht miteinander - allein das birgt viel Konfliktrisiko in sich. Es sind einfach ganz andere Konstellationen - jemand, der mit 17 in die Lehre geht (so habe ich es ganz am Anfang nach der Realschule auch gemacht) sieht die Dinge anders wie ein Kind aus einer wohlhabenden Akademikerfamilie, das sich nie um was kümmern muss und wo die Eltern schon immer alles reguliert haben inklusive der beruflichen gesicherten Perspektive.

Gibt aber auch Akademiker, die sich für was Besseres halten und da sind gerade die "Erstakademiker" aus Arbeiterfamilien, die sich so richtig was auf sich einbilden und scheinbar auf ihrer einen Wolke Sieben schweben, es allen zeigen, in ihrem Heimatdort auf dicke Hose machen und groß reüssieren wollen, meist viel schlimmer als diejenigen, bei denen diese Karriere vorprogrammiert war. Ich habe eine Cousine, die als "Erstakademikerin" Jura studiert und bei der das ganz extrem ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung