Darf der Protagonist in einer Geschichte fremdgehen?

10 Antworten

Nichts interessiert einen weniger als einen perfekten Menschen. Und ein Fremdgeher muss nicht zwangsläufig ein A... sein! Es gibt sehr viele Gründe weshalb so etwas passieren kann. Einsamkeit, nicht verstanden fühlen, Bestätigungsdrang (sprich wenig Selbstbewusstsein), Alkohol oder sonstige Drogen etc. Wichtig ist, dass du einen Grund findest, den jeder Leser nachempfinden kann.

Schreibe es spannend und gib deinem Protagonisten Gründe es zu tun.

Einer der wenigen Gründe, warum ich Game of Thrones ab irgendeinem Punkt noch weitergeschaut habe war Cersei Lannister. Und die ist eben nicht 'nett' oder 'lieb' oder die Person, die man gerne zum Filmabend neben sich auf dem Sofa haben will.

Dafür ist sie gut geschrieben, hat eine wunderbar ausgearbeitete Hintergrundgeschichte, einen gut ausgestalteten und sinnvoll begründeten Charakter und ist allgemein eben interessant. (und enorm gut gespielt, aber das sei für ein Buch mal außen vor gelassen).

In diesem Sinne: Der Protagonist soll jemand sein, mit dem sich der Leser in irgendeinem Punkt identifizieren kann oder dessen Handlungen der Leser gerne beurteilt... dabei muss man ihn nicht mal unbedingt sympathisch finden. Sympathisch kann auch ein Nebencharakter sein oder sonst irgendjemand aus dem näheren Dunstkreis... und selbst einen schlecht ausgestalteten Protagonisten kann eien Story auffangen, solange sie nur gut genug geschrieben ist.

Wenn dein Hauptcharakter jetzt der Arsch ist der fremdgeht, dann ist er eben der Arsch, der fremdgeht. Wenn dein Hauptcharakter nun seine schwangere Geliebte und das Baby sitzen lässt, um sich dem Feind anzuschließen, dann tut er das eben. Wenn er es aus den moralisch/ethisch richtigen Gründen tut, dann frisst dir die Fangemeinde ohnehin aus der Hand, da kann er noch so ein A*schloch sein.

Und bedauerlicherweise wird sie dir auch aus der Hand fressen, wenn genau das passiert, was sie sich ausgemalt hat, auch wenn es vollkommen unlogisch ist, eigentlich nicht zum Charakter passt und wenig bis gar keinen Hintergrund hat... alles andere zerstört dann angeblich den 'character Arc'

Der Reiz an einem Protagonisten/Antagonisten ist ja eben, dass er nicht mit dem Leser sympathisieren muss um dem Leser Freude an der Geschichte zu bereiten.

Es gibt auch Krimis aus der Perspektive des Mörders zB.

Ds wichtigste ist aber, dass die Handlung des Protagonisten nachvollziehbar sein muss. Es muss klar sein, warum er fremd geht. Ist er einfach der untreue Typ oder hat er andere Gründe. Die Figur muss ein konsistentes Verhalten besitzen.

Und zu einer unbeliebten Hauptperson brauchst du immer einen Kontrast. Entweder eine/n Protagonisten und Antagonisten, oder deine Hauptfigur sieht sich mit der Gesellschaft im Ganzen konfrontiert, oder auch teilweise.

Eine fiktive Figur darf grundsätzlich alles. Es gibt auch genug Figuren die Popos sind und einige sind gerade deshalb beliebt. Das was sie sympathisch macht, ist dass sie eine oder zwei Qualitäten haben die ihre schlechten Seiten aufwiegen.

John Constantine aus dem DC-Universum zum Beispiel ist ein absoluter Popo. Er ist egoistisch, manipulativ, opportunistisch, zynisch, hat kein Problem damit andere für seine Ziele zu opfern etc.etc. Aber er kümmert sich liebevoll und so gut er kann um seine Lieben und versucht zumindest hin und wieder das Richtige zu tun, bzw. erkennt wann ein Weg ins Unheil führt und schubst die entsprechenden Personen dann einfach aus diesem Weg raus, wofür er selbst oft genug den Hals riskiert.

Wichtig ist dass du die Figur der Geschichte anpasst und nicht die Geschichte der Figur.

Hallo, ich würde ihn kein Ar.. sein lassen, sondern einfach nur "frech". Viele deiner Leser wären nämlich am liebsten mal so. Sie würden dem Chef die Wahrheit ins Gesicht schleudern, würden dem Partner anschreien, dass er doch mal endlich mal auch ohne Aufforderung die Küche sauber macht - aber sie tuns aus lauter Angst vor Konflikten nicht. Im Buch jedoch können sie mit dem Protagonisten leben - mit ihren geheimen Wünschen.

Das würde ich beim Schreiben bedenken und genauso beschreiben.

Und frag mich nicht, wie viele (in einer unglücklichen Beziehung) träumen, einmal fremd zu gehen. Es sind garantiert viele.