Canton Sub 82.4 "schlägt an"?

1 Antwort

Hallo Hall77,

Fahre ich den mit hohen Pegeln, hört es sich an als schlägt der Teller irgendwie an.

Wenn die maximale mechanische Belastbarkeit überschritten wird, kann der Schwingspulenträger, der mit der Membran verklebt ist, zu weit ausgelenkt werden wodurch er bei der Rückwärtsbewegung gegen die hintere Polplatte des Lautsprecherchassis anschlägt.

Der Punkt, ab dem ein Chassis mechanisch überlastet wird, ist unabhängig von der elektrischen Belastbarkeit. Du kannst wie in deinem Beispiel schon mit vielleicht 100 Watt oder sogar deutlich darunter ein Chassis, welches mit 200 Watt RMS Belastbarkeit angegeben ist, zerstören.

Die Ursache, wie wahrscheinlich auch bei deiner Anwendung zu vermuten, liegt an einer nicht linearen Ansteuerung des Chassis. Entweder ist über die Klangregelung der Bass-Bereich angehoben worden, die Loudness-Korrektur ist aktiviert oder es kommt ein sogenannter Bass-Boost zum Einsatz, der den Subbass-Anteil in der Musik anhebt, also verstärkt. Das ist allerdings nicht sinnvoll, denn gerade in diesen tiefsten Frequenzen steckt unglaublich viel Energie, die nur durch extremen Hub der Membran an die Luft weitergegeben werden kann.

Reicht der dabei erzielte Schalldruck nicht aus, kann man ihn nicht dadurch erhöhen, indem man den Verstärker weiter aufdreht (Schwingspulenträger schlägt an die Polplatte), sondern durch Vergrößerung des Membrandurchmessers oder durch Erweiterung durch einen zweiten, dritten...Sub.

Canton gibt zum verbauten Sub-Chassis keine technischen Daten an, deshalb bringe ich ein Beispiel mit zwei Chassis, bei denen alle wichtigen Daten bekannt sind. Der AW2000 hat 20 cm Durchmesser, der AW3000 30cm:

https://www.mivoc.com/gs/media/products/11802000_AW2000-Datenblatt.pdf

https://www.mivoc.com/gs/media/products/11803000_AW3000-Datenblatt.pdf

Beide Chassis haben einen fast identischen maximalen linearen Hub von
+/- 6,3 mm bzw 6,5 mm. Die Membran darf sich also aus der Ruhelage um jeweils 6,5 mm nach hinten und nach vorn bewegen.

Der entsprechende Wert im Datenblatt heißt übrigens Xmax. Der Wert Xlim ist nicht angegeben, er wäre etwas größer und gibt den Weg in mm an bis zum Anschlag.

Erhöhst du die Verstärkerleistung, erhöht sich der Hub und die Schwingspule bewegt sich zunehmend aus dem homogenen Magnetfeld... schau dir mal eine Zeichnung an, wie so ein Chassis aufgebaut ist.

http://www.lautsprecherliane.de/Chassis/body_chassis.htm

https://www.connect.de/ratgeber/magnetismus-im-lautsprecherbau-1489943.html

Wenn die Schwingspule bei den Bassimpulsspitzen das Magnetfeld verlässt, wird es richtig unangenehm, denn die Kraft, die die Membran wieder abbremst und in die entgegengesetzte Richtung zurück schwingen lässt, wird kleiner... und bei der Rückwärtsbewegung kracht und scheppert es, denn du hast sie voll vor die Mauer gefahren...ähh, natürlich gegen die hintere Polplatte.

Wenn du aber beide Chassis maximal aussteuerst und den zulässigen Xmax Hub nicht überschreitest, erzeugt das Chassis mit dem größeren Durchmesser einen Schalldruck SPL von 93dB, das 20 cm Chassis einen SPL von nur 88dB.

Du siehst also an diesem Vergleich, dass die Größe der Membranfläche, die die Luft in Schwingung versetzt, sehr wichtig ist...für kräftigen Subbass bei gleicher Verstärkerleistung benötigst du also neben Hub eine große Fläche. Das kannst du allerdings auch erreichen, wenn du durch zwei Chassis mit kleinerem Durchmesser eine Gesamtfläche erreichst, die einem größeren Chassis entspricht.

Mich wundert, dass das Chassis noch nicht verreckt ist...scheint sehr robust zu sein.

Wichtig:

  • nie soweit aufdrehen, dass irgendwelche Störgeräusche zu hören sind, sofort die elektrische Leistung des Verstärkers etwas reduzieren

und/oder

  • den Bass-Boost reduzieren, also die Anhebung der tiefsten Frequenzanteile reduzieren
Was sind so brauchbare Subs im pegelfesten Hifi, da die auch die mittel weichen Bässe gut können. Muss ich zwangsweise da 800 Watt Bass stellen, das es auch bei hohen Pegeln sauber bleibt ?

du brauchst keine wahnsinnig hohen Verstärkerleistungen, sondern mehr Membran-Fläche (mehrere kleinere Chassis oder ein größeres) und Chassis, die einen höheren Wirkungsgrad haben. Deren SPL-Wert ist dann bei der selben zugeführten Verstärkerleistung ein paar dB größer...wenn dir also bisher nur die Ohren abfallen, platzt dir jetzt die Birne...ach, ich liebe diese farbige, deftige Bildsprache...mein Humor ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Grüße, Dalko


Hall77 
Fragesteller
 28.02.2019, 01:03

Danke erstmal für die Infos. Habe erstmal ganz wenig den Bass Boost reduziert.
Habe ja sofort leiser gedreht, wo ich das Anschlagen bemerkt habe, villeicht so 4-6 sec.
Also unterm Strich einen baugleichen Sub stellen oder einen mit größeren Teller besorgen ?
Hatte mal ein Magnat mit 38ger Teller, der hat nur rum gedröhnt, da kam kein sauberer Bass zustande.
Der Canton macht seine Arbeit sonst sehr gut, bis eben die "Probleme" bei sehr hohen Pegeln.

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dalko  28.02.2019, 01:11
@Hall77

Der Canton Sub ist gut und scheint auch zu deinem Raum und dessen Akustik viel besser zu passen als der Magnat. Aber du hast keine Chance, ihn lauter auszusteuern, da er sonst mechanisch überlastet wird.

Wenn du z.B. noch einen zweiten Canton Sub irgendwo auftreiben könntest und dein Raum einen zweiten Sub zulässt, dann würdest du mehr Druck erzielen und durch einen gut ausgewählten Standort die Wiedergabequalität sogar noch erhöhen können.

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Hall77 
Fragesteller
 28.02.2019, 01:18
@dalko

Ok super. Danke für die Tipps. Muss nur gucken ob ich vom Anschluss her den 2ten Sub anschliessen kann.

Habe ja die 2 Marshall Woburns als Fullrange und "zweige" da mit einem kleinen Mischpult das Signal L/R ab für den Sub.
Aber mit jedem "Abzweigen" verschlechtert sich ja auch wieder das Signal oder die Belastung der Geräte nimmt zu.
Muss mal sehen ob der Canton an sich selber an einen 2ten Sub weiter reichen kann, das würde ja auch schon helfen..

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dalko  28.02.2019, 01:56
@Hall77

Es handelt sich um sogenannte Line-Pegel Signale, die du in der Regel sogar über einen Y-Adapter weiterleiten und verdoppeln kannst.

Da der Spannungspegel bei Parallelschaltung etwas in die Knie geht, wäre eine aktive Lösung die bessere Wahl, aber wahrscheinlich nicht nötig.

Das wäre dann eine kleine Box mit einem Eingang und zwei Ausgängen, in der das Signal durch eine kleine Verstärkerschaltung mit 2 Operationsverstärkern oder 2 Transistoren verdoppelt wird. Die Kosten liegen bei vielleicht 20 €.

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