Archäologe/gin werden?

6 Antworten

Eine Freundin von mir hat auch Archäologie studiert und dann nie in dem Beruf gearbeitet!

Überlege Dir das gut, es werden wirklich nicht so viel Archäologen gebraucht.

Wenn es aber etwas in der Richtung sein soll, wie wäre es mit Geschichte auf Lehramt und mit Geographie und noch einem weiteren Fach?

Mich hätte Archäologie auch sehr interessiert. Meine Eltern meinten aber damals, dass ein Mädel nicht zu studieren hat, sondern so schnell wie möglich heiraten und Kinder in die Welt setzten sollte.

Ich muss einfach meinen Senf dazu geben !

Mein (Schul-)Leben lang wollte ich Archäologe werden, entstamme aber einer längst versunkenen Ära, in der die Eltern noch bestimmten, was das Kind einst studieren werde - na ja: zumindest was es NICHT studiere: "Werde was Anständiges und nicht sowas Exotisches wie Archäologe !", hieß es stets. Hätte ich meinen Willen irgendwie durchgesetzt, hätte ich zwar mit meinem ersehnten Studium beginnen können, das aber von den Eltern nicht finanziert worden wäre.

Allerdings: Ich schreibe diesen Beitrag nur, weil ich doch arg schmunzeln musste über die Frage nach der KLEIDUNG ! Bezüglich Archäologie würden mir 1000 Fragen einfallen, nicht jedoch die nach kurzer Hose und T-Shirt.

Ich bin aus unbekannten Gründen absolut hitzeresistent und habe - connections rule the world ! - 2000 eine Woche in Troja / Truva beim direkten Graben dabei sein dürfen - ohne Schatten, Hochsommer, 44 Grad. Ebenso war ich eine Woche in Ephesus zugegen, als das ÖAI die letzten Reste der berühmten Bibliothek dem Erdreich entlockte; kurzhosig, T-Shirt, nix aufm Kopp. Bis heute leide ich nicht unter Spätfolgen der irren Hitze / Sonne. Meine family hingegen litt arge Not trotz Behütung durch permanenten Schatten.

Also, Jule: Sollte es dich NICHT nach (siehe Jernes Mahnung !) einer Lederhaut in einigen Jahren nach Studiums-Ende gelüsten, schütze deinen Körper vor Sonne und Hitze - es sei denn, du bist ein LICHTmensch wie ich, der schon als kleines Knäblein schutzlos permanent auf den Nordseeküsten-Deich gesetzt wurde und dort genussvoll stundenlang ausharrte - mit Blick up See...

pk


tanztrainer1  11.05.2018, 08:31

Das hätte mich auch sehr interessiert. Hab sobald ich lesen konnte, alles gelesen was ich über Archäologie in die Finger bekam. Daher kann ich auch ganz gut griechischesen lesen. War dann so realistisch, dass ich mir dann dachte, werde Lehrerin für Geographie, Geschichte und noch ein passendes Fach. Doch meine Eltern waren der Ansicht, dass ein Mädel kein Abitur bräuchte und studieren erst recht nicht. Naja war eben eine etwas andere Zeit Ende der 50er, anfangs 60er.

Stelle immer mehr fest, das wir echt recht viel gemeinsam haben!

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tanztrainer1  11.05.2018, 08:55
@tanztrainer1

Hab mal in Griechenland bei einer Ausgrabung geholfen (Assisi). Hatte am Campingplatz einige Archäologen kennen gelernt und da ich grad etwas knapp bei Kasse war, gab ich gefragt, ob sie Hilfe brauchen würden. War echt interessant!

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paulklaus  17.05.2018, 21:30
@tanztrainer1

An tanztrainer1: Zitat: Naja war eben eine etwas andere Zeit Ende der 50er, anfangs 60er.

Stelle immer mehr fest, das wir echt recht viel gemeinsam haben!

Das sehe ich genauso - seit geraumer Zeit. Tanzen kann ich aber nicht trotz der Tatsache, mit dem early rock 'n' roll aufgewachsen zu sein...

pk

PS: Man sollte eben NIE im Auto korrigieren !! ; - )))

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tanztrainer1  18.05.2018, 07:27
@paulklaus

War aber garantiert nicht im Auto. Komm einfach noch nicht mit meinem neuen Handy zurecht...

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Kristall08  11.05.2018, 11:00

Und ich hab damals "Götter, Gräber und Gelehrte" gelesen und mir gedacht, was für ein Unsinn. 3:)

Ich kann euch versichern, die (archäologische) Realität ist eine ganz andere, als was in den Büchern steht. Vergesst jegliche Mystik oder Spannung. Das kommt einfach im wirklichen Alltag nicht vor.

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Jerne79  11.05.2018, 16:31
@Kristall08

Ach komm, Spannung hat man in der praktischen Archäologie doch wirklich reichlich.

Wenn ich morgens auf die Baustelle komme, hat der Baggerfahrer dann wirklich gewartet, oder hat er schonmal fröhlich losgebaggert und dabei jede Menge Befunde unwiederbringlich zerstört?

Haben andere Gewerke in dem Haus, in dem ich grabe, wieder ihren ganzen Dreck in meinen Grabungsschnitt gekehrt, als ich weg war?

Krieg ich einen Anschlußauftrag/ nach Auslaufen meines Vertrags eine andere Stelle?

Hab ich einen Auftraggeber erwischt, der pünktlich zahlt? Oder einen, der ständig herumnörgelt, drängelt und droht?

Bekomme ich den Befund noch dokumentiert, bevor die heranrollende Gewitterfront mich durchnässt und den Befund ausschwemmt?

Ist meine Fläche nach dem regnerischen Wochenende abgesoffen?

Steht die nächsthöhere Behörde hinter mir oder knickt sie bei aggressiven Bauherren ein, die drohen, zum Stadtrat/ Bürgermeister zu rennen?

Sind die Kollegen gut ausgebildet oder zumindest lernwillig oder denken sie, sie hätten mit dem Uni-Abschluß eine Bestätigung für die eigene Unfehlbarkeit und graben nur Mist zusammen?

3:)

2

Der Tagesablauf eines Archäologen ist davon abhängig, in welchem Tätigkeitsbereich er nach seinem Studium unterkommt. Dazu erlaube ich mir, mich selbst zu zitieren.

"Wie der Alltag eines (im Fach tätigen ;) ) Archäologen aussieht, ist stark davon abhängig, wo er arbeitet und in welcher Funktion. Das kann man hier natürlich nur stark verallgemeinert und verkürzt wiedergeben.

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Jemand mit einer klassischen universitären Laufbahn verbringt seine Zeit mit der Vorbereitung von Seminaren und Vorlesungen, einem Schwung Bürokratie und zu einem kleineren Teil mit der Vorbereitung undDurchführung von Projekten, sei es nun in praktischer oder theoretischerForschung. Es kann natürlich anders aussehen, wenn man eine spezielle Position an der Uni bekleidet, beispielsweise als Grabungstechniker oder als Betreuer für ein spezielles Projekt.

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Ein Archäologe in einer Behörde (Stadt- oder Kreisarchäologie, Landesamt für Denkmalpflege) kümmert sich um Anträge (Grabungserlaubnis), stellt Bescheide aus, sorgt für die ordnungsgemäße Durchführung von Grabungen, kontrolliert Grabungsberichte. Dazu kommthäufig auch Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Pressearbeit,...). In einigen Gebieten schaffen es diese Archäologen, auch selbst Grabungendurchzuführen, das wird jedoch immer mehr zur Ausnahme, weil die Verwaltung der immer zahlreicheren Grabungen immer mehr Zeit beansprucht.

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In einer Grabungsfirma ist die Tätigkeit stark von der Position innerhalb der Firma abhängig.

Als einfacher Mitarbeiter gräbt man, wäscht Funde, arbeitet je nach Qualifikation an der Dokumentation mit, vermisst, zeichnet, photographiert. In größeren Grabungsfirmen gibt es häufig Spezialisten für einzelne Teilgebiete.

Der Grabungsleiter kümmert sich um die Abläufe auf der Grabung, sowohl organisatorisch als auch wissenschaftlich. Er ist meist die Schnittstelle zwischen Auftraggeber, Behörden und Grabungsteam. Ob er dazu kommt, selbst mitzugraben, ist von der Organisation der Firma und der Grabung abhängig. Er kümmert sich um die Dokumentation und verfasst im Anschluss den Grabungsbericht. Er ist derjenige, der nach der Grabung am Schreibtisch sitzt und unter Umständen recherchiert. Zwischen Leitung und Mitarbeiter gibt es diverse Hierarchiemodelle.

Der Inhaber einer Grabungsfirma kann selbst eine Grabung betreuen oder sich schwerpunktmäßig darum kümmern, die Firma am Laufen zu halten.

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Archäologen in Museen kümmern sich um die Präsentation von Funden und Befunden, sie verwalten die Sammlung des Museums, konzipieren Ausstellungen, leisten Öffentlichkeitsarbeit. Auch hier gibt es Spezialisierungen.

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Ich für meinen Teil bin Freiberuflerin und als solche wissenschaftliche Dienstleisterin.

Ich habe keine Firma, sondern arbeite allein. Ich führe Prospektionen und kleinere Grabungen durch, betreue Bauprojekte im Bereich von Bodendenkmälern. Alle Funktionen einer Grabungsfirma liegen bei mir, mit Ausnahme der Betreuung von Mitarbeitern, weil ich keine habe (oder zumindest nur für bestimmte Projekte). Nach der Grabung geht es an die Berichterstellung. Außerdem mache ich anthropologische Auswertungen für Grabungen, die andere Firmen durchgeführt haben. Ich erarbeite Ausstellungen, biete gelegentlich Kurse an der Volkshochschule an, halte Vorträge. Ehrenamtlich kümmere ich mich um den lokalen Archäologieverein. Dazu kommen diverse Publikationsprojekte (die in der Regel im Fach nicht bezahlt werden) und noch diverses andere.

Was man als Freiberufler macht, ist aber stark von der eigenen Qualifikation abhängig (an vielen Unis lernt man wenig, was man hinterher in der Praxis brauchen kann), aber auch von der Auftragslage. Ich sitze beispielsweise seit einigen Jahren mehr am Schreibtisch als auf Grabungen, weil ich einige größere Aufträge an Land gezogen habe. Draußen bin ich derzeit nur für Stammkunden oder Projekte, die mich reizen.

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Die meisten Stellen gibt es sicherlich bei Grabungsfirmen, das sind aber auch die Stellen, die jämmerlich bezahlt sind. Man kann nicht selbst über seine Projekte entscheiden, ist im Zweifelsfall bei Wind und Wetter draußen, die körperliche Arbeit ist nicht ohne. In den übrigen Bereichen ist die Zahl der pro Jahr freiwerdenden Stellen sehr überschaubar, wobei auf jede freie Stelle Heerscharen von Bewerbern kommen."

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Das sollte dann auch die Frage nach der Kleidung erledigen.

Persönlich habe ich die Kolleginnen, die in brütender Hitze ohne Schatten in kurzen Hosen und Spaghetti-Träger-Shirts graben, nie verstanden. Nach ein paar Jahren sehen die ausnahmslos aus wie gegerbtes Sattelleder. Die Haut leidet darunter enorm. Ich habe mich auch nie gern mit bloßen Knien hingekniet.

Wer tatsächlich gräbt, strapaziert langfristig seinen Körper meist mindestens so sehr wie ein Fließenleger, eher intensiver, schon allein weil man bei Hitze wie Kälte draußen ist. Du schleppst häufiger schweres Gewicht, seien es nun die Eimer mit Abraum oder volle Fundkisten oder du schiebst schwere Schubkarren durch die Gegend. Während des Grabens kniest du viel, stützt du dich ab, geht das auf die Handgelenke. Der Rücken wird sowieso strapaziert, ebenso Schultern und Nacken. Ich kenne mehrere Kollegen, die nach einigen Jahren Graberei (meist sollte das nur eine Zwischenstation sein, denn nach der Uni sehnen sich min. 80% der Absolventen nach Stellen in Museen oder an der Uni) aus gesundheitlichen Gründen aufgehört haben. Ich schaue aus gutem Grund, dass ich viele Aufträge am Schreibtisch habe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium und 17 Jahre Berufserfahrung

Ja, es ist ein Knochenjob. Sogar schlimmer als Fliesenleger, weil die meistens drinnen arbeiten dürfen, während du bei jedem Wetter draußen stehst.

Könnte ich z.B. eine kurze Hose und Tshirt anziehen? 

Ist DAS echt dein größtes Problem? ;)

Dazu kann ich dir sagen, dass du in den wirklich heißen Gegenden liebend gerne lange Kleidung trägst, weil dir die Sonne sonst im Laufe des Tages die Haut wegbrennen würde. Mal ganz abgesehen davon, dass du als Frau in arabisch geprägten Ländern gut daran tust, lange Sachen anzuziehen. Ob es Pflicht ist, hängt von deinem Arbeitgeber und den geltenden Bestimmungen ab.

Die meisten Archäologen haben nach mehreren Berufsjahren den Rücken kaputt, auch Blasenprobleme sind als Berufskrankheit sehr beliebt.
In Deutschland gräbst du eher selten noch selbst, meistens beaufsichtigst du andere, die das tun. Dein Job ist dann der ganze Papierkram und das Überwachen des Ablaufs auf der Baustelle.


Jerne79  08.05.2018, 17:35
In Deutschland gräbst du eher selten noch selbst, meistens beaufsichtigst du andere, die das tun.

In den Bundesländern mit Grabungsfirmenstruktur graben schon extrem viele studierte Archäologen. Da ist nur wenig Fußvolk fachfremd, trotz der lausigen Bezahlung für reine Ausgräber ist es halt meist doch die einzige Möglichkeit, im eigenen Fach zu arbeiten.

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Kristall08  08.05.2018, 20:47

Das stimmt.
Ich war am Schluss ja nur noch im Öffentlichen Dienst, da kommst du vom Schreibtisch kaum weg. Im Ausland war das ganz anders.

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Jerne79  09.05.2018, 00:25
@Kristall08

Meine rechte Hand und meine rechte Schulter sind ja froh um den Schreibtisch. Aber gerade jetzt im Frühjahr merk ich, dass ich gerne mal wieder ein paar Tage draußen wäre.

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Wenn Du dir Vorstellung hast, dass Du den ganzen Tag auf irgend welchen Ausgrabungsstätten verbringst, muss ich Dich enttäuschen.

Ich habe das früher mal studiert. Den Großteil der Zeit sitzt Du im stillen Kämmerlein und analysierst irgendwelche Bruchstücke von antiken Vasen und schreibst ein paar Essays darüber.

Könnte ich z.B. eine kurze Hose und Tshirt anziehen? (Warme Gegend)?

Kleidervorschriften gibt es auf den Stätten nicht.


Jule247 
Fragesteller
 08.05.2018, 16:01

Ist eine kurze Hose überhaupt von Vorteil?

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ChristianLE  08.05.2018, 16:52
@Jule247

Warum soll es ein Nachteil sein? Zieh dort einfach an, was Dir als bequem erscheint.

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Jule247 
Fragesteller
 08.05.2018, 17:00
@ChristianLE

@ChristianLE ne Freundin von mir muss oft knien in diesem Beruf. Sie hat gemeint man gewöhnt sich dran auch ohne Knieschohner ....

Ich weiß nicht so recht

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Kristall08  08.05.2018, 20:45
@Jule247

Kann man machen, wenn man dann so ab 50 kaputte Knie haben möchte. 3:)

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Kristall08  08.05.2018, 16:56

Kleidervorschriften gibt es auf den Stätten nicht.

Doch, teilweise schon. Sicherheitssschuhe sind vorgeschrieben, manchmal sogar Helm, wenn noch ein Bagger auf der Fläche ist.

Lange Kleidung kann auch gelegentlich sinnvoller sein. Je nach dem, wie sonnenempfindlich man ist.

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Jerne79  08.05.2018, 17:41
@Kristall08
Lange Kleidung kann auch gelegentlich sinnvoller sein. Je nach dem, wie sonnenempfindlich man ist.

Oder weil einen die Einheimischen dann nicht für bescheuert halten. Ich werde das nie vergessen, wie die jordanischen Beduinen kopfschüttelnd die Touristen in kurzen Hosen beobachtet haben und sich dann zu mir (in langen Hosen und weitem Männerhemd) umgedreht haben mit: "Du bist eine kluge Frau, nicht so blöd wie die da drüben." :D

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tanztrainer1  11.05.2018, 08:47
@Jerne79

Das ist mir in Tunesien auch so gegangen. Hatte einen leichten Overall an und ein Tuch auf dem Kopf, so wie die Beduinen. Die anderen Touristen mit ihren Shorts, den ärmellosen Tops und alle mit höllischem Sonnenbrand wurden ausgelacht.

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Jerne79  08.05.2018, 17:38

Was du da beschreibst, ist aber der Alltag des Klassischen Archäologen, der vor allem theoretisch arbeitet. In der praktischen Archäologie sieht es doch - vorsichtig formuliert - ein biiiiißchen anders aus.

Kleidervorschriften kann es durchaus geben, durch den Arbeitgeber ebenso wie durch lokale kulturelle Gepflogenheiten.

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ChristianLE  09.05.2018, 08:27
@Jerne79
Was du da beschreibst, ist aber der Alltag des Klassischen Archäologen, der vor allem theoretisch arbeitet.

Korrekt. Ich war in der klassischen Archäologie unterwegs (habe ich wohl zu allgemein gefasst). Die Ausflüge zu den Stätten waren dann doch leider sehr rar gesät.

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