Antidepressiva und grapefruit?

4 Antworten

Eine kleine Menge ist unproblematisch. Gefährlich wird es erst, wenn du einige Gläser Grapefruitsaft trinkst. Sertralin wird in der Leber über das Enzym Cytochrom p450 verstoffwechselt wie viele andere Psychopharmaka. Genau dieses Enzym wird auch für die Verarbeitung von Grapefruit verwendet. Nimmt man beides ein, kommt es in der Leber zu einer Konkurrenzsituation, bei der Sertralin den Kürzeren ziehen kann und der Wirkstoff kann nicht verstoffwechselt werden. Bei einer kleinen Menge Grapefruit passiert gar nichts, nur bei einer größeren Dosis könnte das Antidepressivum möglicherweise nicht wirken. Bei Antidepressiva ist das nicht weiter tragisch, weil die meist eine lang anhaltende Wirkung haben, richtig gefährlich wird es bei Epilepsiemedikamenten, die meist ähnlich verarbeitet werden, da kann es dann schon mal zu einem Anfall kommen.

Die obenstehenden Antworten sind leider so nicht ganz richtig.

Die gleichzeitige Einnahme von Grapefruit und Sertralin kann zu einer erheblichen Überdosierung mit entsprechenden Nebenwirkungen oder Vergiftungserscheinungen führen.

Die Aussage, dass das Medikament nicht oder weniger aufgenommen wird, ist falsch.

Daher sollte man generell bei Einnahme von Medikamenten auf Grapfruit verzichten. So wird das auch in Küchen von Krankenhäusern oder Senioreneinrichtungen gehandhabt.

Erläuterung im Detail:

Sertralin wird in der Leber über die Cytochrom 450 Enzyme abgebaut und so letztlich wieder aus dem Körper entfernt. Von diesen Enzymen gibt es verschiedene Unterarten. Sertralin wird vor allem über die Unterart CYP3A4, CYP2C9 und und CYP2B6 verstoffwechselt.

Die Wirksamkeit dieser Enzyme (also wie schnell sie etwas verstoffwechseln) kann durch Medikamente und Nahrungsmittel verstärkt (Enzyminduktion) oder abgeschwächt (Enzymhemmung) werden. Dies führt dazu, dass im Körper mehr oder weniger, als eigentlich beabsichtigt, von einem Medikament vorhanden ist und es auch entsprechend anders wirkt. Es kommt also zu einer Über- oder Unterdosierung.

In der Grapefruit (und auch im Saft) sind Furocumarine (ein natürlicher Pflanzeninhaltsstoff) enthalten, die vor allem die Wirkung von CYP3A4 hemmen, also reduzieren.

Dadurch wird Sertralin (und viele andere Medikamente) langsamer abgebaut. Hinzu kommt, dass sich CYP3A4 auch in der Darmwand befindet und Medikamente abbaut, bevor sie vom Körper überhaupt aufgenommen werden. Auch hier führt die Hemmung zu höheren Wirkstoffspiegeln.

In einer Crossover-Studie an 8 gesunden japanischen Personen erhöhten 3 Gläser Grapefruitsaft täglich die Plasmaspiegel von Sertralin um ca. 100 %. Daher sollte die Aufnahme von Grapefruitsaft während der Behandlung mit Sertralin vermieden werden. (Quelle: Fachinfo Sertralin)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Grapefruit kann die Wirkung des Medikaments verringern oder zunichte machen!

Aber nicht nachnehmen, nur normal weitermachen.

Die Frucht (oder der Fruchtsaft) behindert die Aufnahme vieler Medikamente. Halte 4 Stunden Abstand von der Tabletteneinnahme. Wenn an einem Tag mal as Antidepresdivum nicht (oder unvollständig) aufgenommen wird, ändert sich nicht viel, da sich der Wirkspiegel nur langsam verändert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung