Anatomische Trense von Claridge House?

4 Antworten

Gegenfrage: Was bringen dir "Erfahrungen"? Jeder Pferdekopf ist ein wenig anders.

Ausprobieren. Im Notfall wieder zurückschicken.

Ich persönlich mag diese vermeintlich anatomischen Zäume nicht, ein locker verschnalltes englisches RH sollte m.E. ausreichen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

"Erfahrungen" sind so eine Sache. Damit kannst Du von Nutzern möglicherweise Auskunft über die Leder- und/oder Verarbeitungsqualität bekommen, was tatsächlich hilfreich sein kann.

In aller Regel wird aber, wenn Leder und Verarbeitung keine wirklich gravierenden Mängel aufweisen, eher über die Funktion und Passform gewertet.

Bewertungen der Passform bringen Dir ja schonmal gar nichts, weil Pferdeköpfe zu individuell sind, um daraus etwas für den Kopf Deines Pferdes abzuleiten.

Bleiben noch die Bewertungen der Funktion und da hilft ein "mein Pferd ist damit zufrieden" Dir auch nicht, denn die Wirkungsweise einer Zäumung wählt man ja schließlich (hoffentlich) exakt für das Pferd-Reiter-Paar passend. Je nachdem, wo die Trainingsschwerpunkte grade liegen, ob man beispielsweise die Biegung und Stellung in der Volte oder die Tragfähigkeit der Hinterhand verbessern will oder, oder, oder und je nachdem, wo die Stärken und Schwächen beider liegen, das mag ein Reiter mit zu schwammiger, lockerer, fester, ... Hand und/oder ein Pferd, das dazu neigt, sich zu verwerfen, festzuhalten, ... sein, wählt man die Zäumung, die aktuell am besten passt. Etwas neues schafft man sinnvollerweise nur dann an, wenn absolut bekannt ist, für dieses Paar wäre das grade ein Gewinn, weil ein Fehler anders nicht behoben und somit ein Trainingsziel anders nicht erreicht werden kann. Sonst hat man irgendwann alle Zäumungen der Welt zuhause, weil man in jedem Ausbildungsschritt möglicherweise eine andere braucht.

Ich sehe generell keinen Sinn darin, etwas mit einem Sperrhalfter zu lösen. Sperrhalter wurden ja entwickelt für den Fall, dass der Reiter stürzt und den Zügel mit runter nimmt, dass dann kein so heftiger Ruck auf den Unterkiefer kommt, dass dieser bricht, denn ein gebrochener Unterkiefer bedeutet das Lebensende des Pferdes, was man natürlich nicht will. In der militärischen Reiterei hat das also ein paar Pferden das Leben gerettet und dem Militärtrupp die Einsatzfähigkeit erhalten, indem mehr Pferde wieder gesund zurück kamen. Natürlich wollen wir auch heute unseren Pferden nicht die Unterkiefer brechen, wenn wir stürzen, aber beim Dressur Reiten fällt man durchaus deutlich anders vom Pferd als in der Schlacht. Das Riemchen hieß auch Pullerriemen, weil Pferde, die gepullt haben (also sehr, sehr stark gegen den Zügel gingen) oft nicht so kurzfristig über die Ausbildung korrigiert werden konnten, wie sie wieder eingesetzt werden mussten. Natürlich schaukelt sich so ein Verhalten zwischen Pferd und Reiter gerne hoch und wenn der Reiter in seiner natürlichen, aber leider nicht richtigen Reaktion stark am Zügel reißt, bekommt das Pferd ordentlich eins auf die Lade und wird erst recht nicht mehr auf die Reiterhand hören wollen.

Für beide Fälle aber gehört der Sperrriemen auch nicht um das Maul des Pferdes gelegt. Wer die Idee hatte, den da komplett rum zu legen, weiß ich nicht, aber heute ist das so üblich, dass es auch in Lehrbüchern auftaucht. Zur Zeit seiner Erfindung wurde er so verschnallt: https://images.app.goo.gl/EyvtyS1gDDMT82cu8
Das geht aber mit diesen neumodischen Zäumen schon gar nicht. Also bleibt einem mit sowas nichts anderes als beim Punkt Losgelassenheit in der Ausbildungsskala Abstriche in Kauf zu nehmen, die bei einem englischen Reithalfter nicht nötig wären. Beim englisch kombinierten sind sie bei den Tunierreitern nötig, denn meines Wissens sieht auch die neue LPO vor, dass wenn eine Schlaufe da ist, auch ein Riemen drin sein muss und ob der korrekt verschnallt sein darf, weiß ich gar nicht. Daher rate ich dazu, entweder gleich ein englisches Reithalfter zu kaufen oder sich das kombinierte umarbeiten zu lassen vom Sattler (Naht auf, Schlaufe raus, Naht zu - ist schöner als Schlaufe mit scharfem Messer abschneiden).

Ich weiß schon, dass die heute zum Verschleiern eines Kommunikationsproblems genutzt werden, aber sie können die Probleme nicht beheben, die werden weiter bestehen. Also sinnfrei. Lieber mal das Problem abstellen und die Verschleierung nicht benötigen oder anders rum vielleicht mit dem Makel leben, den man hat. Man hat mehr Makel mit denen man leben muss. Ja, das mag man nicht, schon gar nicht in Zeiten von Instagram, wo man täglich einen neuen Eimer voll angeblich perfekter Bilder vorgesetzt bekommt. Aber man muss im Leben Kompromisse eingehen und ist die Reiterhand nicht derart daneben, dass das Pferd die Lust verliert, ist sie vielleicht nur so, dass das Pferd in einer Einheit dreimal sagt "Hä! Was meinst? Sag nochmal klar", dann finde ich es auf alle Fälle verwerflicher, das zu vertuschen als dazu zu stehen, dran zu arbeiten, so weit es einem halt möglich ist.

Von der Wirkungsweise her ist so ein Reithalfter zwischen englisch-kombiniertem und Hannoverschem angesiedelt. Das Hannoversche war auch ein Sperrhalfter aus der Kavallerienutzung und hat heute keine Bedeutung mehr, da durch die Zucht die Maulspalten der Pferde so kurz geworden sind, dass man heute kaum mehr ein Pferd findet, dem das Hannoversche Reithalfter passt. Einige Reiter nutzen es trotzdem noch ("mit dem bin ich aufgewachsen, das ist mir vertraut"), aber wenn man sich dann den Sitz am Pferd ansieht, ist der alles andere als glücklich. Weil die Maulspalte so kurz ist, wird der Nasenriemen weit herunter - zu weit herunter geschnallt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Araberpony  26.07.2019, 17:14

Das mit dem Sperriemen sehe ich genauso. Mittlerweile kann man ja auch Trensen ohne Sperriemen kaufen oder welche, wo man auch die Schlaufe abmachen kann.

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Baroque  26.07.2019, 18:11
@Araberpony

"Mittlerweile" ist gut. Das englische Reithalfter, wie auch das schwedische sind ganz normale Reithalfter. "Mittlerweile" sehe ich eher zu wenige englische und schwedische und zu viele englisch und schwedisch kombinierte Reithalfter in den Läden. Erschreckend. In den 1980er Jahren, als ich noch keinen Krämer und keinen Loesdau kannte (ich glaube, die haben in dieser Zeit aber schon mit dem Versandhandel begonnen), wenn ich eine ganz normale Sattlerei (man kaufte Pferdeausrüstung in aller Regel beim Sattler) betreten habe, gab es nur vereinzelt kombinierte Reithalfter. Heute ist das eher der Standard als der Ausnahmefall.

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Araberpony  26.07.2019, 22:41
@Baroque

Ich weiß das nicht so genau, weil ich ein Westernkopfstück habe🤷🏻‍♀️

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richtig angewendet ist sie angenehmer für's Pferd als ne Hannoversche Trense,

wir haben aber unsnur den tollen gepolsterten Genickriemen/Kopfriemen geholt und hängen ein Gebiß oder Hackemore ein.

unser Prinzip: Ein Pferdekopf ist kein Postpaket das verschnürt werden muß!!! Weniger (Leder am Kopf) ist mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja mit dem Albury...also ich sag's Mal so. Unser Fazit war dann: Eine normale Reittrense bringt es auch.

Wir könnten nach mehrwöchigen Training keine positivere Feststellung machen.

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