Muss die Frau im Christentum dem Mann gehorchen?

69 Antworten

Sowohl der Koran als auch die Bibel stammen aus vollkommen patriarchalen antiken Gesellschaften - und das ist ihnen auch deutlich anzumerken.

Wenn man sich heutzutage darauf beziehen will, sollte einem das klar sein. Gerade solche Stellen, wie die, die Du zitierst, würde ich eher als Zeitdokumente lesen denn als Handlungsanweisungen für heutzutage.

... man darf ja über alles Bibel- und Koran-Lesen nicht die aufklärerische Vernunft ausschalten.

Übersetzungsfehler haben das so erscheinen lassen , das es so ist, aber die Bibel im Original spricht von gleichwertig,  Die Frau ist aus er Flanke und nicht nur aus einer Rippe Adams geschaffen worden. 

Zwei Fehlinterpretationen will ich ansprechen. Nehmen wir das Problem der Rippe auf: Das ist eine tendenziöse Geschichte, die auch aus einem viel späteren Zeitraum stammt. In der christlichen Tradition wird die Frau in den Übersetzungen seit dem Beginn des Mittelalters als aus der Rippe geschaffen dargestellt. Schon in der Antike wusste man doch – das wissen wir heute aufgrund der Ausgrabungen –, dass ein Mann der Theorie nach operiert werden und dann auch mit einer Rippe weniger, also nur mehr mit 23 Rippen, weiterleben konnte. Mit diesem Gedankengang hat man über Jahrhunderte die Minderwertigkeit der Frau ausgedrückt: Sie ist nur eine Rippe des Mannes. Das stimmt aber nicht, wenn man sich das Original ansieht. Denn dort steht der Begriff "cella" und das ist ausdrücklich das Wort für "Flanke". Diesen Ausdruck kann man in der Bibel immer wieder finden. Wenn die Frau also als Flanke dargestellt wird, dann hat der Mann natürlich nicht 24 Flanken wie bei den Rippen, sondern nur zwei. Mit nur einer Flanke kann er aber nicht auskommen. Damit ist also in der Bibel sehr wohl die Gleichwertigkeit von Mann und Frau dargestellt. In der Genesisgeschichte heißt es ja an einer Stelle auch: "Wenn der Mann heiratet, dann folge er seiner Frau!" Das ist doch erstaunlich, denn aufgrund unserer heutigen Erfahrungen im Orient meint man doch, dass das ganz anders wäre: Da wird dem Mann die Frau gegen Bezahlung zugeliefert usw. Nein, in der Bibel steht es anders und das ist tiefenpsychologisch sehr interessant. Denn die ersten Jahre einer jungen Familie werden von der Frau geprägt. Wenn es jedoch nicht um Gewalt geht, dann hat sie aus dieser Zweieinigkeit die gleichen Ressourcen mitbekommen. Das kann man z. B. auch an diesem intelligenten und fast schon theologischen Gespräch erkennen, das sie mit der Schlange führt – die freilich gar keine Schlange ist. Adam kommt die ganze Zeit über im Vergleich zur Frau doch ziemlich schlecht weg. Das Ganze darf man sowieso nicht naturwissenschaftlich betrachten. Obwohl in dieser Geschichte doch manches in naturwissenschaftlicher Hinsicht gut begründet ist. Adam und Eva leben also im Paradies. Dieses Paradies kann man natürlich kabbalistisch verstehen, man kann das aber andererseits auch naturwissenschaftlich auffassen. Denn das ist eine Gegend, in der alles alleine wuchs. Und aus diesem Grund wird damit die Sammlergesellschaft angesprochen. Wer so orientiert ist, kann diese ganze Geschichte und sogar die ganze Schöpfung selbst also sehr wohl in die Naturwissenschaft und deren Erkenntnisse einbauen. Den Begriff der Arbeit in dem Sinne, dass die Leute z. B. ihre Schafe gezüchtet hätten, gibt es an dieser Stelle noch nicht. Es ist an dieser Stelle also tatsächlich noch die Sammlergesellschaft gemeint: Alles gedeiht, ohne dass der Mensch irgendetwas dazu tun müsste. Es gibt viele dieser Auffälligkeiten im weiteren Verlauf dieser Geschichte: Die Ersten, die arbeiten und die Dinge des Lebens selbst produzieren, sind Kain und Abel

Der Text wurde nicht im Jahre 2015 abgefasst .

Das Buch Genesis ist schon 200 Jahre vor Christus erscheinen abgefasst worden .Also 200 v.Ch 

Du kannst da kaum eine Gendergerechte Sprache erwarten aus einer Zeit als man einander wegen nichts totgeschlagen hat und die Gesellschaft absolut Patriarchalisch geprägt war .

Denk also daran, der Text wurde von einem Mann  vor 2000 abgefasst .Der Text  ist zudem kein Naturwissenschaftlicher Enstehungsrapport der Erde oder der Menschen .Den Anspruch hat er nun mal nicht .

  • Es geht hier  lediglich um die Beziehung zwischen Gott und Mensch .
  • Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild erschaffen und gleich danach kannst du lesen : 

Das Buch GenesisDie Anfänge: 1,1 - 11,9

Als Mann und Frau schuf er sie ...

Ergo ist Mann und Frau zusammen wie Gott .

Gott hat also definitiv kein Geschlecht ,deshalb ergänzen sich im Idealfall Mann und Frau auch so perfekt .

Zusammen sind sie Unschlagbar ,wie Gott eben ..

ES ist seit altersher brauch dass bei Christen die Sache Folgender massen betrachtet wird :

  • Mann und Frau sind nicht gleichartig aber Gleichwertig .

Und so erlebe ich das auch in der Praxis bei allen Christen die ich kenne .

Was für das Judentum gilt ,muss noch lange nicht für das Christentum gelten ...

Leider kennen die wenigsten Menschen diese  Unterscheide  nicht ,aber es muss auch gesagt sein ,dass auch im Judentum es mir nicht den Eindruck macht als  ob die Frau weniger Wert als ein Mann  sei .

Zu mindestens nicht in der Bibel ,ausser bei der Frau wo die Steinigung verlangt wird ..da frage ich mich immer :

und wo ist hier der Ehebrecher ??



Nach der biblischen Schöpfungsgeschichte hat Gott zunächst nur Adam erschaffen und dann gedacht, dieser bräuchte eine "Gehilfin" woraufhin er Eva schaffte (1.Mose 2 18).

Wo steht bitte in der Bibel dass die Frau dem Mann nur als Gehilfin zur Seite gestellt wurde? Ich kann dazu nichts finden. 

Dass die Frau im als Hilfe beistehen soll, bedeutet noch lange nicht, dass sie ihm unterstellt ist.

Die Frau wird in der Bibel als Untertan des Mannes und der Mann als Haupt der Frau beschrieben: "Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem HERRN. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen." (Neuest Testament, Epheser 5 22-24)

Der Begriff "Weib" klingt für mich eher mittelalterlich oder aus moderner Sicht beleidigend. Das klingt für mich weder nach altem noch nach neuem Testament - es mag darin stehen, aber dennoch ist es ein deutliches Zeichen mittelalterlicher Übersetzung. Zudem stammt der Brief an die Epheser offenbar von Paulus, welcher zu Lebzeiten Jesu nie ein Jünger Jesu war und dessen Ansichten in seinen Briefen so mancher Hinsicht nicht mit dem vereinbar sind, was laut den Evangelien der Apostel Christus gelehrt und vorgelebt hat oder haben soll. Wenn also etwas in den paulinischen Briefen steht, was nicht vereinbar mit den Evangelien der Apostel ist, dann haben die Evangelien in meinen Augen immer Vorrang gegenüber den Briefen des Paulus.

Was den Petrusbrief angeht, also 1. Petrusbrief 3,1, so sollte man das im Kontext sehen und nicht einfach, wie Du es getan hast, aus dem Kontext reißen: "Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt." (Siehe 1. Petrusbrief 3,1f Einheitsübersetzung.) Anders ausgedrückt, hat das nichts mit untertänig sein zu tun, sondern eher mit einem Vorbild, dass die Frau dem Mann ein Vorbild ist, wenn dieser nicht von sich aus die christliche Lehre annimmt. Das verdrehst Du aber, indem Du nur die Hälfte zitierst.

Soll keine Provokation sein, interessiert mich nur.

Die Verfälschung von Zitaten, um sie für einen Zweck zu missbrauchen, der so nicht vorgesehen ist, ist eine Provokation, ob Du diese nun beabsichtigt hast oder nicht. Wenn Du schon zitierst, dann richtig.


helmutwk  13.08.2015, 15:38

Der Begriff "Weib" klingt für mich eher mittelalterlich oder aus moderner Sicht beleidigend. Das klingt für mich weder nach altem noch nach neuem Testament - es mag darin stehen, aber dennoch ist es ein deutliches Zeichen mittelalterlicher Übersetzung.

Das ist aus der Lutherübersetzung ("unrevidierte" Luther von 1912). Bis ins 19.Jh. war "Weib" die übliche Bezeichnung, eine Frau war zur Luthers Zeiten ein adliges Weib ;)

Was den Petrusbrief angeht, also 1. Petrusbrief 3,1, so sollte man das im Kontext sehen

Das gilt auch für den Epheserbrief:

Eph 5,21 Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi,

22 die Frauen den eigenen Männern als dem Herrn!

So (fast wörtlich) in der Elberfelder Bibel. Allerdings reißen das auch manche Bibelübersetzungen auseinander, obwohl das vom griechischen Wortlaut unmöglich ist.

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JTKirk2000  13.08.2015, 20:27
@helmutwk

Das ist aus der Lutherübersetzung ("unrevidierte" Luther von 1912). Bis ins 19.Jh. war "Weib" die übliche Bezeichnung, eine Frau war zur Luthers Zeiten ein adliges Weib ;)

Tja wie ich schon schrieb: "für mich mittelalterlich".

So (fast wörtlich) in der Elberfelder Bibel. Allerdings reißen das auch manche Bibelübersetzungen auseinander, obwohl das vom griechischen Wortlaut unmöglich ist.

Okay,  dann zitiere ich mal (ganz wörtlich) aus der Einheitsübersetzung den Epheserbrief 5,21 und 26: "21 Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. [...] Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat." 

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helmutwk  14.08.2015, 01:40
@JTKirk2000

Tja wie ich schon schrieb: "für mich mittelalterlich".

Ach so, für dich. Eigentlich gehört Luther ja in die Neuzeit.

Okay,  dann zitiere ich mal (ganz wörtlich) aus der Einheitsübersetzung den Epheserbrief 5,21 und 26

Du hast den Punkt, auf den es mir ankam, offenbar nicht verstanden. aber den (den Zusammenhang zwischen Eph 5,21 und V.22) hab ich hier schon so oft genannt, dass ich das jetzt nicht noch mal wiederhole.

Im Übrigen war das nicht als Kritik an dir, sondern als Ergänzung gedacht.

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JTKirk2000  14.08.2015, 06:53
@helmutwk

Ach so, für dich. Eigentlich gehört Luther ja in die Neuzeit.

Ich sehe auch die gesellschaftliche Stellung der Frau bis mindestens zur Mitte des 20 Jahrhunderts als mittelalterlich an. Das bedeutet nicht, dass ich denke, dass bis dahin das Mittelalter gedauert hat, sondern dass ich manches selbst bis in diese Zeit als mittelalterlich, ansehe. Wie würde Dir statt mittelalterlich vorsintflutlich gefallen? Das bedeutet ja auch nicht unbedingt, dass es vor der Sintflut geschah, sondern nur, dass man es als entsprechend überholt ansieht.

Du hast den Punkt, auf den es mir ankam, offenbar nicht verstanden.

Vielleicht, aber das beruht dann wohl auf Gegenseitigkeit.

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Die Bibel ist zu verschiedenen Zeiten geschrieben. Nicht immer herrschte das Patriarchat vor, du findest auch Stellen in der Bibel, die auf ein Matriarchat schließen lassen. Das hat aber nichts mit religiösen Dingen zu tun und somit auch nicht mit dem Christentum. Es ist eine gesellschaftliche Frage. Selbst in unserem Land ist es noch gar nicht allzu lange her, dass eine verheiratete Frau von ihrem Mann die Genehmigung brauchte, wenn sie arbeiten gehen wollte. Bis heute ist das Patriarchat in unserer Gesellschaft noch nicht vollkommen überwunden.


NeuesAusNeuss 
Fragesteller
 14.08.2015, 01:21

"du findest auch Stellen in der Bibel, die auf ein Matriarchat schließen lassen"

Kannst du da Beispiele nennen?

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