ALS REGEL FÜR EIN 4-JÄHRIGES KIND?


29.05.2023, 17:26

Ps so wurde ich erzogen.

Das Ergebnis basiert auf 27 Abstimmungen

Schlecht 96%
Gut 4%
Mache ich so 0%
Ist das gesund ? 0%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Schlecht

"Alle" Stempel sind dann weg?

Das schafft ja nicht mal ein Teenager mit Hormonchaos.

Es ist unsinnig, da dieses Kindergartenkind irgendwann so eine innere Frustration aufbaut das es das Interesse an der Stempelkarte verliert. Schließlich wird das ja sowieso nie was, nur weil man mal weinen musste wegen Stress oder Übermüdung oder nem blöden Streit mit dem Geschwisterkind.

Allgemein dieses Stempelsammeln oder Aufkleberchensammeln..... Das funktioniert eh nicht bei allen KIndern gut. Mich hätt man damit nicht lange begeistern können als Kind. Und im erweiterten Bekanntenkreis hat sich der Junior auch irgendwann nicht mehr drum geschert ob er für "gutes Benehmen" am Abend einen Stempel bekam oder nicht.

Schlecht

Ich kann mich da den anderen nur anschließen. Ein Kind hat das Recht zu weinen, da es sich um ein Gefühl handelt.

Diese Erziehungsmethode nennt sich Konditionierung und ist dem Behavourismus zugeordnet. Du kannst durchaus mit sogenannten Verstärker-Plänen arbeiten, aber das muss wohl überlegt und sinnvoll eingesetzt werden. So eine positive Verstärkung macht zum Beispiel Sinn, wenn du bei deinem Kind ein bestimmtes Verhalten ändern willst, dass es auch erfüllen kann. Zum Beispiel, wenn du bei einem 6-jährigem Kind feststellt, dass es sich bei den Hausaufgaben immer ablenken lässt, könntest du mit dem Kind Alternativen ausprobieren, wie es sich besser konzentrieren kann. Dann könnte man einen "Vertrag" aushandeln, in dem genau festgelegt wird, wie das Kind eine Belohnung erhält, wenn es das Verhalten anwendet.

Aber diese Verstärker-Pläne sind mit absoluter Vorsicht anzuwenden und sinnvoll abzuwägen, weil u.a. die Gefahr besteht, dass das Kind nur das Verhalten aufgrund der Belohnung ändert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Schlecht

Ich nehme mal an das Kind weint wenn du es morgens zur Kita bringst? Du hast leider nicht geschrieben warum das Kind weint.

Es ist so das Kinder aus 2 Gründen weinen. Entweder weils dem Kind schlecht geht, oder weil es Aufmerksamkeit will. Wenn ein Kind immer zu einer bestimmten Zeit weint und zu anderen Zeiten nicht kann man die Krankheit ausschließen. Also möchte das Kind Aufmerksamkeit.

Da muss man jetzt die Ursache rausfinden. Angst vor gewissen Leuten könnte der Grund sein, Angst vor anderen Kindern weil es in der Kita gemobbt wird. Bezugserzieher krank/Urlaub.

Manches mal ist es aber nur, weil das Kind zuhause Sachen machen kann die es in der Kita nicht machen kann.

Ein Kind in der Kita erlebt mehrere Phasen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Problem 1: Alles ist neu. Entweder das Kind findet es interessant, dann wird das Elternteil fast zur Tür hinausgeschubst.

Problemlösung: Aufpassen, das Klammern und Meckern kann später folgen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Problem 2: Das Kind ist eher schüchtern, es klammert:

Problemlösung: Die Eltern machen es kurz und schmerzlos und lassen sich keine Gefühlsregungen anmerken. Meistens sind es die Eltern die unsicher reagieren und das überträgt sich aufs Kind. Wenn das Kind merkt, ok die Eltern sind gelassen und lassen das Veto des Kindes auch nicht durchgehen, dann kann ich auch Ruhe geben und spielen gehen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Problem 3 : Das Kind schreit vor Panik (echte Panik, mit körperlichen Symptomen wie Zittern, Bleichheit, Schweißigen Händen) (Achtung es gibt noch eine aufgesetzte Panik die ist anders)

Problemlösung: Die Eingewöhnung muss länger dauern. Es gibt Kinder die brauchen einfach länger.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Problem 4: Das Kind schreit, spielt Panik, ist bockig, keine Tränen, knallrotes Gesicht, schreit bis zum Erbrechen oder erbricht ohne Vorwarnung. Spielt krank.

Problemlösung: Eltern sollten sich auf dieses "Spielchen" nicht einlassen. Das Verhalten wird mehr oder weniger Stark gezeigt, wenn das Kind die Regeln in der Kita verinnerlicht hat und ein paar mal angeeckt ist mit seinem Verhalten. Das Verhalten zeigt: Hier gehts mir so schlecht. Ich darf gewisse Sachen nicht. Die sind so gemein zu mir. Ich will nach Hause, da gehts mir so viel besser. Hier gibts diverse Spielsachen nicht. Ich darf nicht machen was ich will.

Das Kind muss aber Regeln und Grenzen lernen und lernen diese einzuhalten, damit es seinen Platz in der Gesellschaft findet. Bei manchen Kindern, öfters bei Einzelkindern, löst das eine Gegenwehr aus. Warum soll ich in die Doofe Kita, wenns zuhause doch gut ist? Dann mache ich halt Terror, damit ich die Eltern in Panik versetze. Die reagieren ja und machen was ich will. Das kann hin gehen bis zum absichtlichen Würgen und sogar Erbrechen. Das Kind hat schon gelernt, wenn ich Krank bin kann ich nach Hause.

Auch hier müssen die Eltern ruhig und gelassen bleiben und genug Wechselwäsche mitgeben für die ersten 20 Minuten nachdem die Eltern weg sind. In den ersten 20 Minuten versucht das Kind dann alles, damit die Erzieherin daheim anruft. Einpullern aus Protest oder erbrechen ist keine Seltenheit. Wenn das Kind merkt, ich kann machen was ich will, es passiert nix, wird das Kind das Verhalten nach ca 2-3 Wochen aufgeben. Je nachdem wie die Akzeptanz gelagert ist beim Kind. Meistens ist das Klammern und Motzen nur 3-10 Minuten lang. Sobald die Eltern aus dem Blickfeld des Kindes sind, legt sich der Schalter um und das Kind hat einen schönen Tag. Meistens ist es sogar so, das das Kind am Ende des Tages auch meckert weil es nicht weg will.

Kita und Eltern sollten da unbedingt zusammen arbeiten. Die Bezugserzieherin wird merken ob das Kind simuliert oder ob weitere Eingewöhnung nötig ist, oder ob das Problem die Eltern sind.

Ich arbeite seit 15 Jahren in einer Kita und das im sozialen Randgebiet und bin seit 20 Jahren im Beruf. Da ist mir in 20 Jahren viel an Verhalten begegnet und meistens immer morgens wenn die Kinder zur Kita kommen. In meinen ersten zwei Berufsjahren war ich meistens mit so einem Verhalten überfordert. Aber man lernt ja dazu mit der Berufserfahrung. Als kleines Beispiel kann ich hier noch von einem Kind berichten, welches auch immer erbrochen hat.

Das Mädchen kam in den ersten Wochen ganz normal. Es konnte sich von der Mutter lösen und ging gleich in die Spielsituation über. Dann kam der Punkt, an dem das Kind sich eingelebt hatte in der Kita und jetzt teste es seine Grenzen aus. Mal eben das Bad unter Wasser gesetzt, andere Kinder geärgert, Sachen aus anderen Taschen gemoppst usw. Es hagelte immer Belehrung und auch mal Zeiten, da musste das Kind an meiner Hand bleiben für 5 Minuten. Eben wenn es ein anderes Kind mit der Schippe geschlagen hat. Das Austesten war sehr Intensiv und mehrmals über den Tag verteilt.
Nun merkte es, es kommt mit seinem Verhalten nicht weit. Es hagelte Einschränkungen und das Verhalten wurde auch dementsprechend korrigiert. Das fand die kleine gar nicht gut. Was das Kind aber gut beobachtet hatte war, das bei Kindern die brechen müssen oder Fieber bekommen zuhause angerufen wurde. Sie beobachtete genau und hinterfragte auch was mit diesem oder jenem Kind los ist und warum es nach Hause musste. Und eines schönen Tages hing das Kind in der Ecke, gekrümmt, knallroter Kopf und meinte, mir ist so schlecht. Beim ersten mal nimmt man das erstmal so hin. Fieber wird gemessen, eine weitere Stunde aufs Allgemeinwohl geschaut, bei Verschlechterung wurden die Eltern angerufen. O-Ton der Mutter am Folgetag: Das Kind hat nichts und ist aufgeblüht nachdem es im Auto saß. Das Kind merkte am Folgetag, ok die Erzieherin reagiert nicht mehr so ganz, also wurde die Simulation erhöht. Auf das Unwohlsein folgte das Erbrechen. Die Mutter berichtete am Folgetag das das Kind im Auto wie ein junger Gott rumsprang, aber sie will noch mal zum Arzt. Arzt sagte auch, keine Krankheit vorliegend. Also kam das Kind am Folgetag wieder. Gleiches Symptom. Kind erbricht, Erzieher ruft Mutter an, Kind sitzt im Auto und ist ein Energiebündel ohne Ende.

Dann habe ich mich mit der Mutter abgesprochen. Sie solle ca 5 mal Wechselwäsche mitgeben wir testen aus ob was ist. Das Kind übergab sich. Ich beruhigte es und habe es umgezogen. Das wiederholte sich und das Kind fragte, nachdem außer umziehen nichts passierte, wann ich denn die Mama anrufe. Ich sagte, die Mama arbeitet und da rufe ich nicht an. Dann zog ich nach ca 10 Minuten das Kind erneut um nachdem es sich übergab. Dann fing es ein viertes Mal an mit würgen und da sagte ich, wir können das jetzt machen bis Mama am Nachmittag wieder kommt zur Abholzeit. Mama hat mir genug Wechselwäsche mitgegeben. Das hatte gesessen, Schalter umgelegt und das Verhalten wurde am Folgetag nicht wieder gezeigt.

Theater pur. Und es gibt genug Eltern, die darauf reinfallen oder sich unter Druck setzen lassen durchs Kind. Da würden auch keine Sterne oder Belohnungspunkte helfen. Die Eltern müssen beim Kind unbedingt aufpassen was gespielt wird und müssen signalisieren, wer der Boss ist. Ein Ja muss ein Ja bleiben und ein Nein muss ein Nein bleiben. Das Kind geht in die Kita und Punkt. Solange nichts psychisches oder ein Krankheitsbild vorliegt ist es reines Theater und da muss man hart bleiben und durchhalten. Keine Ausnahmen machen, weil wenn das Kind merkt, ich brauch nur lange genug tuttern bis die Ausnahme kommt, desto eher merkt das Kind, wo die Regeln ausgehebelt werden können. Spätestens dann, wenn das Kind gemerkt hat, ok, da ist die Lücke, ab dem Zeitpunkt hat man dann als Elternteil vergeigt und sich unglaubwürdig gegenüber dem Kind gemacht. In Zukunft wird sich das Kind noch weniger sagen lassen. Das kann sich richtig hoch schaukeln. Heute ist es der Gang in die Kita, welcher zum Problem wird, morgen ist es der Einkauf im Supermarkt der ein Stressfaktor wird und und und.

Egal um welchen Protest es sich handelt. Anstelle von Kita kannst du auch beliebig andere Dinge in das Beispiel einfügen. Das Resultat ist immer gleich am Ende.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen
Schlecht

Was soll das Kind denn darauf lernen? Alles im Leben ist unerreichbar und Emotionen zu haben ist verboten?

Egal in welchem Alter, auch ein Kind darf mal einen schlechten Tag haben, es darf weinen und seinen Emotionen freien Lauf lassen, es muss lernen damit umzugehen und ein Kind darf auch meckern oder nein sagen. Als Eltern sollte man seine Kinder unterstützen und ihm beibringen wie es damit umzugehen hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Mutter 🤱🏼
Schlecht

Das würde einem Kind beibringen, Gefühle zu unterdrücken oder für sich zu behalten. Das ist so ziemlich das Schlechteste was man machen kann.


Jamie364 
Fragesteller
 29.05.2023, 17:31

Okay wow. Dachte nicht, dass es so schlimm sein kann. Ich würde so aufgezogen und wollte Mal die Reaktionen von anderen sehen, da ich es eigentlich nicht so dramatisch fand ... (Bin jetzt 14)

0
FlockeFindet  29.05.2023, 17:36
@Jamie364

Die eigene Erziehung empfindet jeder als normal, deswegen ist es selbstverständlich dass Du das nicht weiter dramatisch findest.

4
Rockige  29.05.2023, 17:43
@Jamie364

Ja, Gefühle unterdrücken.... oder lernen "Gefühle zeigen ist schlecht, ich darf keine negativen Gefühle zeigen, ich darf nicht weinen"... das ist übel. Denn das kann sich unbewusst festsetzen und einen den Rest des Lebens begleiten

3