Als Asperger in gehobenen Dienst/Führungsposition einsteigen?
Hallo zusammen. Ich bin momentan im Studium zum gehobenen öffentlichen Dienst an einer Hochschule für Öffentliche Verwaltung. Ich wurde nachdem ich angegeben hatte, dass ich diagnostizierter Asperger bin, nach einem psychologischen Gutachten zur Tauglichkeit, zugelassen. Ich bin nun im ersten Semester und während die Studienmaterie doch sehr interessant ist, hege ich langsam doch Zweifel daran, ob es ein Job ist den ich ausführen kann, da immer wieder betont wird, dass es sich bei unserer späteren Position nicht um nur Sachbearbeiter sondern Entscheidungstreffer/Führungskraft handelt.
Ich will es nur kurz einmal darstellen. Ich kann keine Beziehungen zu Menschen aufbauen, bzw. mich richtig mit ihnen länger als ein/zwei Minuten mit ihnen unterhalten, außer es ist rein sachlich (Dinge wie Smalltalk, demnach also auch nie Freunde oder eine Freundin gehabt, Kollegen mochten mich entweder oder halt gar nicht). Mimik und Gestik sind fast nicht existent und ich habe Probleme mit Reizüberflutungen (große Erschöpfung nach ein paar Stunden). Mein Alltag bzw. meine Aufgaben sind am besten klar strukturiert und vorgegeben, für möglichst wenig Stress.
Ich habe eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten gemacht, bei der ich teilweise schon angeeckt bin aber ich dachte, wenn es nur um die Materie geht läuft es besser. Tut es auch, einigermaßen. Aber nur an der Uni. Freundschaften gibt es auch dort nicht.
Die Frage für mich ist jetzt, ob es etwas nützt das Studium zu Ende zu bringen, bzw. ob ich, zumal ich für 5 Jahre verpflichtet bin in diesem Beruf zu arbeiten, dafür später überhaupt im Stande bin. Ich höre immer wieder, dass nach dem Studium Verantwortung, Sachen wie Gesprächsführung, teilweise Verhandeln, Eigeninitiative und Eigenentscheidung/Führung verlangt werden.
Kann jemand, der vielleicht schon im gehobenen Dienst war, Feedback geben, wie sich der Beruf später verhält, bzw. ob man nicht doch irgendwo einfach Sachen "abarbeiten" könnte? Oder, wenn nicht, was meint ihr?
3 Antworten
So, ich kenne Autisten, die Informatiker sind und ein gutes Gehalt haben und Autisten, die knapp über der Armutsgrenze leben. Beides super Menschen.
Mit deiner beschriebenen Kompetenz wird es schwierig, Führungspositionen dauerhaft auszufüllen. Ich rate dir davon ab. Aber es ist möglich.
Du brauchst deinen eigenen Bereich, wo dir keiner reinreden kann und du deine Routine hast. Z. Bsp. Verwalten eines Bereiches vom Amt, wo du Bescheide fertig machst. Das ist mittlerer Dienst und gehobener Dienst.
Die besten Chefs sind fachlich und menschlich kompetent. Ich kenne solche Menschen, von denen sind es zahlenmäßig von 100 Menschen 1-2 Exemplare.
Ich hab bisher trotz Asperger mehrere Führungspositionen gehabt und damit keine Probleme gehabt. Irgendwann bincich dann auch in den öffentlichen Dienst gegangen, wo ich aber nicht lange blieb da einigen Vorgesetzten die Kombination aus Klug / Asperger und Behinderung wohl nicht schmeckte. Einigen Leuten im Öffentlichen Dienst wird halt mit der Zeit langweilig und da lässt man seinen Frust halt an neueren kollegen raus.
Hallo,
Lobenswert, dass du dir solche Gedanken machst, zumal die möglichen Probleme ja eher deine potentiellen Mitarbeiter direkt treffen würden als dich selbst. Ich meine aber doch, wenn in deinem Fall die Zulassung erst nach einem entsprechenden Gutachten erfolgte, dann wird es ja wohl in diesem Gutachten darum gegangen sein, ob du trotz der Asperger- Erkrankung für einen der in Frage kommenden Posten geeignet bist. Und du wurdest nach diesem Gutachten zugelassen!!!
Es ist keine Erkrankung - Autismus-Speltrums-Störung ist eine anders Entwicklung des Gehirns.