ADHS und Beziehung - Das kann nur schiefgehen oder?

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ADHS ist nicht gleich ADHS. Es gibt unterschiedliche Schweregrade (leichte Ausprägung, mittlere Ausprägung, schwere Ausprägung) und verschiedene Subtypen.

  1. Der vorwiegend unaufmerksame Typ bzw. hypoaktives ADHS (Laien unter ADS bekannt, betrifft am häufigsten Mädchen im Schulalter).
  2. Der vorwiegend hyperaktive und impulsive Typ (betrifft am häufigsten Jungen und Männer).
  3. Und der Mischtyp, bei dem Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit ungefähr gleichermaßen stark ausgeprägt ist. (betrifft vor allem erwachsene Frauen).

Je nach Subtyp, Schweregrad und Individuum, unterscheidet sich ADHS in seinen Ausgestaltungsvarianten voneinander. Folgendes kann, muss aber nicht zwangläufig bei einem Menschen mit ADHS in einer Partnerschaft auftreten:

,,ADHS -Betroffene sind sehr dünnhäutig und verletzbar. Sie haben eine hohe emotionale Empfindlichkeit und eine scharf gestellte Alarmanlage, mit der sie Ablehnung, Missachtung, Kränkung und Zurücksetzung wittern, oft auch, wenn diese gar nicht vorhanden ist (…ich höre was, was du nicht sagst). Sie reagieren auf alles, was sie erleben mit ihren Gefühlen stärker: „Ganz viel Freude, ganz schnell Kränkung, ganz schnell Wut und Ärger“. Ihre Impulsivität ist Folge ihrer gefühlsmäßigen Überreaktion. Auf kleine Kränkungen, die oft auch gar nicht als Kränkung gemeint waren, können sie mit heftigem Angriff oder aber mit Rückzug reagieren."

,,ADHS-Betroffene sind oft Mimosen mit einer Holzkeule. Selbst sind sie überempfindlich und schnell gekränkt. In ihrer Überreaktion sind sie dann oft selbst sehr verletzend. Sie können sich fürchterlich aufregen, im Eifer des Gefechtes heftig austeilen, oder ausrasten. Wenig später können sie dann alles wieder vergessen haben. Kommt der Partner darauf zurück verstehen sie gar nicht warum dieser so nachtragen ist."

,,ADHS-Betroffene handeln oft, ohne die Konsequenzen ihres Handelns zu bedenken. Wie gerade beschrieben, reagieren ADHS-Betroffene auf Grund ihrer hohen Empfindlichkeit häufig unangemessen heftig. Sie denken nicht über ihre Verhaltensweisen nach, nehmen ihre Emotionen nicht bewusst genug wahr und handeln daher unüberlegt, ohne Plan, nach dem Motto: „erst gemacht, dann gedacht“. Sie schleudern ihre Gefühle in die Welt, weil ihnen gerade danach ist und sie bedenken nicht, wie sehr sie andere damit verschrecken und verletzen können."

,,Das Leben von ADHS-Betroffenen ist oft geprägt von heftigen Stimmungsschwankungen. Ihre Gestimmtheiten verändern sich ständig. Sie selbst halten das für völlig normal, weil sie es nie anders erlebt haben. Angehörige fühlen sich jedoch oft sehr belastet von der Heftigkeit der Gefühle ihrer Partner. Das Gefühlsleben der Betroffenen erleben sie wie das Fahren in einer Achterbahn. ADHS-Betroffene haben häufig zwei Gesichter. Gerade weil sie ein erstaunliches Einfühlungsvermögen entwickeln können, unglaublich lieb und unterstützend sein können ist es für Mitmenschen so schwer zu verstehen, dass aus heiterem Himmel die Stimmung so schnell entgleisen kann und der einfühlsame ADHS-ler in Sekunden zu einem wutentbrannten Rumpelstilzchen mutiert, das keiner mehr bremsen kann. Und kurz darauf ist alles wieder vergessen. Dieses Verhalten schafft bei Angehörigen immer wieder Kopfschütteln, Anspannung, Unmut und Ärger. Angehörige lieben die sensible Seite des ADHS-Betroffenen, der so originell und kreativ sein kann. Gleichzeitig sind diese wandelnden Bomben mit der kurzen Zündschnur, diese Hitzeblitze, die so unvorhersehbar ausrasten und so verletzend sein können, schwer zu ertragen."

,,ADHS-Betroffene können manchmal auch unglaublich stur, trotzig und verbohrt sein. Wenn man ihnen zu nah kommt und die Fluchtdistanz unterschreitet, können sie auch bei Fremden sehr unangenehm und aufbrausend werden. Sind Sie schlecht gelaunt und angespannt und treffen auf einen Anderen, der genauso schlecht gelaunt ist, dann kann es zu heftigen, manchmal auch gewalttätigen Entgleisungen kommen. Die Aggression eines Anderen – vielleicht auch eines Betroffenen – kann sich mit der des ADHS-lers gefährlich aufschaukeln."

,,Immer wieder unfassbar für Angehörige ist, dass der ADHS-Betroffene ganz schnell seine heftigen Gefühlsausbrüche wieder vergessen hat. Manche Partner können sich nicht vorstellen, dass nach heftigen emotionalen Ausbrüchen die Welt einfach wieder in Ordnung ist. Sie suchen nach den Ursachen dieser heftigen Gefühlsausbrüche und beginnen manchmal, an sich selbst zu zweifeln und bei sich selbst die Schuld und Ursache zu suchen."

,,Hinzu kommt die typische Ungeduld der Betroffenen. Sie wollen alles jetzt sofort und gleich und sie können äußerst verstimmt sein, wenn ihre Wünsche nicht erfüllt werden oder es anders läuft, als sie das sich vorgestellt haben. Frustration, Enttäuschungen, Verzicht und Ungerechtigkeiten sind alltäglich, jeder von uns muss lernen, damit umzugehen. ADHS-ler können das oft besonders schwer akzeptieren. Wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen, reagieren sie mit Ärger, schlechter Laune, Wut."

,,ADHS-ler sind oft sehr empfindlich auf Kritik. Selbst ein wohlmeinendes Feed-Back können sie als Angriff missverstehen und völlig überzogen darauf reagieren. Konstruktiven Kritik, die sich auf ein bestimmtes Verhalten in einer bestimmten Situation bezieht, erkennen sie oft nicht. Kritik wird generalisiert. Sie bedeutet völlige Ablehnung. Ihre scharf gestellte Alarmanlage signalisiert bei Kritik „höchste Gefahr“. Einem solchen Angriff begegnen sie entweder mit Kampf oder mit Flucht."

,,ADHS-Betroffene haben häufig ein Reifungsdefizit. Sie können nicht nur ganz schnell ihre Stimmung wechseln, sondern auch ihr Alter. Es gelingt ihnen nur schwer, Bedürfnisse aufzuschieben, sie wollen alles jetzt, sofort und immer. Sie gleichen manchmal 3-jährigen Rumpelstilzchen, die sich auf den Boden werfen und um sich treten, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Sie wollen mit dem Kopf durch die Wand und können schlecht Kompromisse machen. Bedürfnisaufschub oder das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse gelingt oft nicht. ADHS-Betroffene haben außerdem noch einen ausgeprägten Trotzreflex und sie lassen sich nur ungern etwas sagen."

Ich habe selbst ADHS (mittelgradige Ausprägung, Mischtyp) und mein Freund hält es bereits seit fast 8 Jahren mit mir aus:D Er ist geduldig, wertschätzend, unterstützend, verständnisvoll und hat sich mit ADHS auseinandergesetzt. Aber auch ich "arbeite" mit. Sonst funktioniert es nicht. Ich kann nicht immer alles mit meinem ADHS entschuldigen, sondern verlasse die Situation, wenn ich mal wieder merke, dass meine Emotionen mich überfordern. Das nenne ich mein Chaos im Kopf. Dann brauche ich einfach einige Minuten Ruhe. Mit ADHS hat man eine andere Wahrnehmung. ADHS-ler wissen nicht wie Menschen ohne ADHS wahrnehmen und Menschen ohne ADHS wissen nicht wie ADHS-ler wahrnehmen.

Information, Verständnis, Wertschätzung und Toleranz sind deshalb im Umgang miteinander unerlässlich.

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe ADHS

Nun, ich finde, wenn beiden bewusst ist, was ADHS ist und wie man damit umgehen kann, dann kann eine Beziehung gut funktionieren!

Ich muss sagen, mein Freund zeig sehr viele und sehr starke ADHS Symptome, die nicht nur mir, sondern auch anderen sehr stark auffallen, nur er ist sich dessen selbst nicht bewusst. (Bevor sich hier jetzt wieder welche beschweren, nein, ich stelle überhaupt keine Diagnosen auf oder sonstiges. Aber 18 von 20 ADHS Symptome passen zu ihm, meine eigene Therapeutin sagt ebenfalls, dass er sich so verhält, als hätte er ADHS, eine Bekannte, die ihn auch sehr gut kennt, die Psychologie studiert hat ebenfalls. Ich möchte auch niemanden mit ADHS angreifen oder sonstiges!)

Da ist es natürlich für mich enorm schwierig diese Beziehung zu führen und ich komme wirklich an meine Grenzen, die Beziehung steht zurzeit echt schon auf der Kippe & wir sind „erst“ seit Mai ein Paar!

Man muss dann eben die Macken des anderen Akzeptieren und das sowieso, egal ob mit, oder ohne ADHS. Man muss damit eben klar kommen, aber meiner Meinung nach, ist eine Beziehung sehr wohl möglich, wenn man gut miteinander Kommuniziert und man eben mit dem ADHS des anderem gut klar kommt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Natürlich geht es

Es ist alles nur eine Frage der richtigen Kommunikation

Das hat absolut nichts mit ADHS zu tun was du da schreibst.

ADHS ist zudem auch bei weitem nicht so schlimm es ist einfach eine andere Art des Funktionierens, so wie du es darstellst ist es enorm kindisch.

Viele merken gar nicht das sie sowas haben eben weil sie nie Probleme hatten oder Kombinationen mit anderen Dingen.

FloraFinia17  30.12.2022, 13:46
Viele merken gar nicht das sie sowas haben eben weil sie nie Probleme hatten

Das wäre dann ADHS mit einer leichten Ausprägung.

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Ich hatte gerade eine fünfmonatige Beziehung mit einer Frau mit ADHS. Der Start war super. Sie hat eine starke Ausprägung und das hat auch viele gute Seiten. Kommt man aber aus der Balance, dann wird es schwer. Sie meinte, dass es nicht wichtig sei, dass ich mich mit ADHS tiefer beschäftige… sie macht das schon. Fehler. Beide müssen wissen was da vorgeht. Beide müssen immer wieder ein Level finden und dürfen nie den Humor verlieren. In stressigen Zeiten ist das viel verlangt und für beide schwer. Liebe, Verständnis und offene Kommunikation. Bei uns ist es an letzterem gescheitert. Tipp: Lest euch ein, redet erstmal nicht offen darüber und schaut, ob euch das Wissen hilft. Ich hab das versäumt. Ihr seid nicht die Opfer… euer Partner/eure Partnerin kennt diese Konflikte wohlmöglich schon das gesamte Leben über. ❤️

ich, single

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung