Braucht man Feminismus?
Braucht man Feminismus? Ich meine, wieso Frauen haben in Europa doch auch Rechte ? Wenn man z. B. in anderen Ländern anschaut, haben sie dort gar keine Rechte? Ich persönlich finde, Frauen wollen einfach nur Aufmerksamkeit? ich bin gegen Feminismus, eure Meinung?
7 Antworten
Formale rechtliche Gleichberechtigung bedeutet noch nicht reale Gleichstellung. Auch ein Milliardär und ein Obdachloser haben auf dem Papier die gleichen Rechte, aber niemand würde ernsthaft behaupten, sie hätten auch real die gleichen Möglichkeiten.
Frauen erledigen nach wie vor den Großteil der Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit, die unbezahlt, ohne Rechtsschutz und ohne Möglichkeiten der sozialen und gewerkschaftlichen Vernetzung stattfindet. In der bezahlten Lohnarbeit werden viele Frauen in die schlechter bezahlten Berufe gedrängt, die oft auch eine Erweiterung der privaten Arbeit darstellen, z.B. Erzieherin, Putzfrau oder Krankenpflegerin.
Daraus resultiert eine finanzielle Schlechterstellung und ein geringeres Selbstbewusstsein, das viele Frauen in Abhängigkeit von ihrem Partner hält, selbst wenn dieser gewalttägig sein sollte. Frauen sind die Hauptbetroffenen von häuslicher Gewalt, aber es fehlt das gesellschaftliche Bewusstsein und die soziale Infrastruktur, um diesem Problem zu begegnen.
Ein weiterer Punkt ist, dass weibliche Körper im Kapitalismus selbst zur Ware werden, was sich z.B. in sexualisierter Werbung oder Prostitution ausdrückt. Prostituierte sind extrem gefährdet für psychische Erkrankungen, und die Objektifizierung von Frauenkörpern suggeriert, das Frauen etwas sind, das primär als Lustobjekt existiert und das man sich einfach kaufen oder auch gewaltsam nehmen könnte, was die grundlegende Ursache für sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungen ist.
Da Frauenkörper als Ware behandelt werden, verlieren unattraktive Frauen an "Wert" und damit an gesellschaftlicher Achtung, viel stärker als das bei unattraktiven Männern der Fall ist, die immer noch in erster Linie über ihre Fähigkeiten und nicht über ihren Körper definiert werden.
Nebenbei: Man kann eine Satz auch mit einem Punkt beenden, nicht nur mit Fragezeichen.
Einige Punkte, wie etwa sehen Feministinnen die Thematik sehen:
Traditionelle Familien- und Rollenbilder der Gesellschaft tragen dazu bei, dass Frauen nicht dieselben Risiken wie Männer eingehen können,
daher:
Frauen sind häufiger einer Doppel- oder Dreifachbelastung (Familienarbeit, Berufs- & Pflegetätigkeit) ausgesetzt
Noch immer leisten vor allem Frauen Erziehungsarbeit in der Familie
Die Hälfte der Männer bezahlt keinen Unterhalt
Frauen verdienen im Beruf weniger als Männer – und das bei gleicher Arbeitszeit und -leistung
Frauen sind signifikant seltener in Entscheidungs- und Führungspositionen
Frauen sind viel häufiger als Männer ungewollt nur in Teilzeit beruflich tätig
Die sogenannten "Frauenberufe" werden schlechter bezahlt und genießen niedrigeres Ansehen als die sogenannten "Männerberufe", die ein ähnliches Bildungsniveau erfordern
Da Frauen bei einer Schwangerschaft längere Zeit beruflich nicht tätig sein können, werden Männer bevorzugt eingestellt, aufgrund einer Schwangerschaft (einhergehend mit Arbeitspause) hat eine Frau schlechtere Aufstiegschancen,
Folgen davon sind dann:
Frauen haben im Schnitt eine deutlich geringere Rente als Männer
Vermögen ist zwischen Männern und Frauen enorm ungleich verteilt
Alleinerziehende sind häufiger Frauen und dadurch häufiger von Armut bedroht
Medizin wird meist an Männern oder männlichen Tieren getestet – Frauen erhalten dadurch mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit falsch dosierte Präparate,
daher:
Frauen leben im Alltag unsicherer, weil zum Beispiel üblicherweise männliche Crashtest-Dummys verwendet werden (die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall schwer verletzt zu werden, ist für Frauen 47 Prozent höher)
Grenzwerte für Chemikalien sind für Frauen oftmals zu hoch, da der Mann als Maßstab genommen wird
Da immer mehr Entscheidungen zum Beispiel in der Medizin oder bei einer Jobbewerbung von Algorithmen getroffen werden und diese mit den überwiegend männlichen Daten ausstaffiert werden, festigen sich im Zuge der Digitalisierung einige der Voreingenommenheiten und Benachteiligungen gegenüber Frauen
Das gilt in der sog. westlichen Welt. Ausserhalb davon, in mittel- und südamerikanischen, in afrikanischen oder islamisch geprägten Ländern ist die Liste etwas länger....
Wenn Frauen gut verhandeln, verdienen sie genauso viel wie Männer. Sie machen es nur selten, weil oft ihr Ehemann genug verdient.
Die meisten Frauen wollen Teilzeit arbeiten, wenn sie verheiratet sind, damit sie Zeit haben sich um ihre Kinder zu kümmern und den Haushalt zu machen. Da der Mann Vollzeit arbeitet, ist es reine Frauensache zu kochen, zu putzen, Wäsche zu waschen und den Kindern ne Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.
Es gibt auch alleinerziehende Mütter, die bei der Kinderbetreuung von Oma, Tante usw. unterstützt werden und die kostenlosen Wohnraum haben bzw. durch die familiäre Unterstützung auch die Möglichkeit haben Schule und Ausbildung zu machen und danach 30,40 Stunden arbeiten zu gehen.
Das ist bei mehreren Ex-Freundinnen von mir der Fall, die ich schon zu Schulzeiten geschwängert habe. Alle wurden von Anfang an von ihrer Familie unterstützt, konnten ihre Schule fertig und ne Ausbildung machen oder studieren und nebenbei hab ich sie mehrfach direkt hintereinander geschwängert.
Keine hat Unterhalt verlangt, weil sie kostenlosen Wohnraum in der Verwandtschaft und teilweise auch Essen umsonst durch Landwirtschaft in der Verwandtschaft hatten.
Die Frage ist in einer pluralistischen Gesellschaft hinfällig. Wenn Menschen glauben, sie bräuchten den Feminismus, dann ist es ihr Recht dafür einzutreten.
Zumal der Begriff Feminismus extrem vage ist. Das geht von Schwarzgeld Alice bis zu der Femenbewegung.
Frauen haben hier in Europa gute Rechte, das stimmt. Es beachtet aber zwei zentrale Punkte noch nicht:
- In den Köpfen der Menschen gibt es immer noch reichlich patriarchale Strukturen, die ein Weltbild frei von Sexismus herausfordern.
- Auch beim aktuellen Stand gibt es reichlich Ungerechtigkeiten, die man mal angehen sollte.
Brauchen wir den Feminismus nun? Ja, ich denke wir werden ihn immer brauchen, genauso wie wir andere Bewegungen immer brauchen werden. Gewerkschaften beispielsweise handeln ja auch nicht einen Tarifvertrag aus und lösen sich dann auf, sie arbeiten weiter uf die nächste Verhandlung hin. Mit dem Feminismus ist es nicht anders.
Ich würde sagen dass es darauf ankommt wo genau. Vorallem in paral