Habe ich die metrische Analyse richtig gemacht?

2 Antworten

Hallo,

erst einmal möchte ich dich auf folgende Antwort hinweisen, die ich hier vor nicht allzu langer Zeit gegeben habe:

https://www.gutefrage.net/frage/latein-versanalyse-2#answer-545709146

Dort findest du bereits eine Antwort auf deine Frage nach den Regeln: Auch die Kombinationen fr und fl können als Muta cum Liquida gezählt werden. Daher können sie zwar positionslängenbildend wirken, müssen es aber nicht.

Dann zu mihi: Das Wort mihi hat eine jambische Grundstruktur (= Kürze + Länge). Solche jambischen Wörter können, vor allem wenn sie auf Vokal enden, oft als Doppelkürze gemessen werden. Das nennt man Jambenkürzung. Diese Jambemkürzung findest du häufig bei den Dativen mihi, tibi und sibi, bei nihil und bei Verbformen in der 1.Pers.Sg.Ind.Präs.Akt.

Dass bei conviva die Silbe con- positionslang ist, erkennst du an den folgenden -nv-. Das fre- vor -quens ist kurz, da qu als einfacher Konsonant gemessen wird!

Bei den Gen.Pl.-Endungen -orum und -arum der o- bzw. a-Deklination ist das -o- bzw- -a- immer naturlang!

Hoffe, das hilft dir weiter und erklärt, welche Regeln sich hier verbergen!

LG


Nini907 
Fragesteller
 21.05.2024, 13:42

Dankeschön

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aber du hast es doch richtig gemacht in den rot markierten Versen!

dort gehört von der Metrik her ein Pentameter hin. Das heißt:

er besteht aus 2 halben Hexametern mit einem Pause-Zeichen || dazwischen

Jeder halbe Hexameter endet beim Versfuß Nr. 3 und dort bereits direkt nach der betonten Länge. Nach dem Pause-Zeichen wiederholt sich das ganze wieder.

Beim 1. und 2. Versfuß können ebenfalls die 2 unbetonten Kürzen durch 1 unbetonte Länge ersetzt sein.

Ein rein daktylischer Pentameter sieht demnach so aus:

ᴗ ᴗ | ᴗ ᴗ | ⊥ || ⊥ ᴗ ᴗ | ᴗ ᴗ |

falls die Kürzen z.T. ersetzt sind könnte er so aussehen:

_ | _| ⊥ || ⊥ ᴗ ᴗ | ⊥ _ | ⊥ 

der 2. halbe Hexameter endet jedenfalls immer mit einer Betonung und ist fast immer (wie unten in deinem Beispiel "regelmäßig" || ⊥ ᴗ ᴗ | ᴗ ᴗ | ⊥ )

_______________________________________________

ius mihi natorum, rumpitur invidia =

iús mi-hi -to-rúm || rum-pi-tur ín-vi-di-á [- u u | - - | - || - u u | - u u | -]

_____________________________

quod conviva frequens, rumpitur invidia =

quód con-va fre-quéns || rúm-pi-tur ín-vi-di-á [- - | - u u | - || - u u | - u u | -]

__________________________________

du siehst: innerhalb des 1. halben Hexameters gibt es "Abweichungen", allerdings, was immer gleich ist: die 1. und die letzte Silbe des halben Hexameters Teils 1 sind auch hier betont!!


Nini907 
Fragesteller
 20.05.2024, 17:02

Vielen Dank! Wie konntest du die Längen und Kürzen in den Pentametern, die ich ausgelassen hatte, herausfinden? Ich war dort nämlich ratlos

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Nini907 
Fragesteller
 20.05.2024, 17:07
@Nini907

Bei convíva handelt es sich wahrscheinlich um eine Naturlänge oder?

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rhenusanser  20.05.2024, 17:22
@Nini907 genau:convīva

mein Tipp: schau im Pons nach. Dort steht die Naturlänge drüber!!

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rhenusanser  20.05.2024, 17:43
@Nini907

ich habe dir deshalb die Silbenschreibweise zuerst hingeschrieben; dann muss beim ersten halben Hexameter jeweils die 1. und die letzte Silbe betont sein:

ius mihi natorum, rumpitur invidia =

ius mi-hi-na-to-rum || rum-pi-tur in-vi-di-a =

ius mi-hi na-to-rum || .... die Silbe "rum" steht alleine als 3. unvollständiger Versfuß

= ius mi-hi na-to-| rum ||... nun musst du aus "ius mihi na-to" 2 Versfüße bilden:

da es keinen Sinn macht, "mi-hi" zu betonen, denn "mi-hi" ist unbetont; dadurch hast du bereits deinen 1. Versfuß = ius mi-hi | ....

deshalb muss die nächste Silbe betont werden, denn 3 unbetonte Silben hintereinander gibt es nicht = ius mi-hi | na-to-|... und jetzt kommt bereits die letzte betonte Silbe des 3. Versfußes = ius mi-hi | na-to-| rum || = [- u u | - - | - || ...]

nātus ist auch eine Naturlänge

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rhenusanser  20.05.2024, 18:08
@rhenusanser

bei "quod conviva frequens || ... musst du das genau ich dir das unten erklärt machen:

1.) in Silbenschreibweise hinschreiben = quod con-vi-va fre-quens

2.) die 1. und die letzte Silbe betonen / fett schreiben = quod con-vi-va fre-quens

3.) den 3. Versfuß (= letzte betonte Silbe) als Versfuß abtrennen

= quod con-vi-va fre-| quens

4.) aus dem "Rest" 2 Versfüße bilden; Naturlängen und Positionslängen beachten!

quod = betont, weil 1. Silbe;

con = unbetont lang = Positionslänge, wegen nachfolgender 2 Konsonanten

vi = betont = Naturlänge

va = unbetont kurz = keine Positionslänge, trotz nachfolgender 2 Konsonanten

fre = unbetont kurz = damit der Daktylus komplett wird

= quod con-| vi-va fre-| quens

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Nini907 
Fragesteller
 20.05.2024, 18:37
@rhenusanser

Okay, danke, ich wusste nämlich nicht, dass mihi unbetont ist

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Nini907 
Fragesteller
 20.05.2024, 18:40
@rhenusanser

Dankeschön, das habe ich verstanden. Jetzt hat sich mir noch eine Frage gestellt: Es kann wohl manchmal vorkommen, dass die Silbe keine Positionslänge trotz zweier nachfolgender Konsonanten ist. Liegt das dann einfach daran, dass sonst die Versfüße nicht aufgehen?

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verbosus  21.05.2024, 00:48
@Nini907

Hallo, schau einmal in die Antwort, die ich dir gerade gepostet habe ...

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