Ich weiß nicht wie ich nach der Trennung meiner Eltern zu meinem Vater/seiner Neuen stehen soll?

Ich bin 17 und meine Eltern haben sich vor circa 10 Monaten getrennt, bzw. mein Vater hat sich von meiner Mutter getrennt, da er sich neu verliebt hat in eine "neue alte Liebe" sozusagen.

Das ganze kam Anfang des Jahres super plötzlich, von einem Tag aus dem anderen und war für uns, Freunde und Familie ein Schock. Meine Eltern haben sich nie "wirklich" gestritten und wir haben nicht mal einen Monat vor der Trennung noch glücklich zusammen Weihnachten und Sylvester gefeiert.

Das war aber wohl alles eine Art "Illusion", ich weiß nicht wie lange er sich schon heimlich mit ihr getroffen hat, aber es muss schon mindestens ein halbes Jahr gewesen sein. Er wollte zwischen durch sein Auto und andere Sachem verkaufen und meinte später er wollte uns nicht den gemeinsamen Sommerurlaub kaputtmachen und im Herbst ging es mir mental mit der Schule nicht so gut und dann war Weihnachten.

Allein das hat mich ziemlich verletzt, weil wie soll man den jemandem vertrauen der dir solange nur etwas vorspielt? Aber laut ihm war das alles zu unserem, meine Mutter und ich, Besten und er meinte es ja nur gut. Das er dabei aber garnicht auf unsere Reaktionen und Gefühle eingegangen ist, verletzt uns beide. Er ist so 1 Woche nachdem er es uns erzählt hat ausgezogen, in eine Wohnung, die er sich natürlich auch schon im Vorhinein geholt hatte, damit meine Mutter und ich in der Nähe meiner Schule in unserem Haus bleiben können. Das wir das überhaupt nicht wollen, weil das Haus zu groß für uns beide ist und mit Erinnerungen verbunden ist, hat er überhaupt nicht verstanden, wollte aber zurückrudern als er merkte das uns das ernst war.

Außerdem ist er weniger als einen Monat nach der Trennung, erstmal mit seiner Neuen auf Kreuzfahrt gefahren (und im Laufe dieses Jahres auf noch viel mehr Fahrten aber das ist irrelevant). Währenddessen saß ich zuhause mit meiner unfassbar traurigen Mutter, deren Herz wortwörtlich gebrochen war, die oft und viel mehr als zuvor weinte und viel Unterstützung durch mich brauchte. (Jetzt spricht mein Vater immer davon mich nicht zusehr in die Trennung mit rein ziehen zu wollen, was ich auf der einen Seite zwar verstehen kann, was mich aber trotzdem nerft, denn a) ist es dafür eh schon zu spät und b) bin ich 17 und bekomme das so oder so mit.)

Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt, aber die Stimmung wenn er vorbeikommt ist immer noch etwas angespannt und komisch. Er kommt sehr oft vorbei, um mich zu sehen oder für das Haus oder Auto die ja offiziel ihnen beiden gehören. Er hatte zuvor sogar geplant, dass sie verheiratet bleiben damit das alles so weiterlaufen kann, aber das ist für meine Mutter nicht vorstellbar, weshalb sie eine Scheidung möchte.

Ich sehe dass mein Vater auch traurig oder verletzt ist, aber halt nur machmal und nicht wirklich viel, er hat eine neue Freundin, neue Wohnung, neuen Hund, geht andauernd auf Reisen etc.

Währenddessen ist meine Mutter gestresst vor dem was in der Zukunft auf uns zukommt, da mein Vater in den letzten Jahren ja viel übernommen hat und jetzt zwar sagt er wäre immer da, aber es am Ende doch nicht ist. (Sie war auch verletzt da ihm wohl von einer Ex-Freundin mal auf genau diese Art das Herz gebrochen wurde, weshalb sie nicht verstehen kann wie er sowas tun kann)

Ich fühle mich unfair, wenn ich auf meinen Vater sauer bin, er kann ja nichts dafür verliebt zu sein, aber ich finde sein Verhalten nicht akzeptabel.

Jetzt möchte er dass ich seine neue Freundin kennenlerne, was ich aber echt nicht möchte. Es ist gut möglich dass sie nett ist, bestimmt, aber für mich ist das halt eben trotzdem eine der beiden Personen wegen denen meine Mutter soviel geweint hat und mein Leben auf den Kopf gestellt wurde.

Sie waren beide verheiratet und haben ihre Partner "betrogen" (ich weiß nicht ob ich das so sagen kann, ich finde schon). Ich habe meinen Vater sehr lieb aber für mich können sie und ich gerne für immer/oder zumindest ziemlich lange getrennte Lebensbereiche bleiben. Ist das unfair von mir ihm/ihr gegenüber?

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Dass diese Situation für alle schwer ist, sollte mal klar sein. Genau diese Situation hat meine beste Freundin und ihr Mann (deren Tochter ist meine Patentochter) auch durchgemacht und zwar ganz genau so.

Die beiden sind im Haus geblieben, er kam viel vorbei usw.

Da ich ja also beide kenne kann ich mal versuchen, den Eindruck, den ich in dieser Situation von meiner Freundin und ihrem Mann hatte, zu erläutern und evtl. kannst Du etwas damit anfangen.

1)

Du darfst ganz sicher glauben, dass auch Dein Vater in dieser Situation verunsichert ist. Auch für ihn ist es natürlich merkwürdig, er wird sicher oft nicht genau wissen, wie er sich verhalten soll, obwohl er diese Situation schlussendlich herbeigeführt hat - das solltest Du Dir vor Augen halten, genau wie Du ja richtig sagst, er "kann ja nichts dafür, dass er sich verliebt hat."

2)

Es tut ihm ganz sicher sogar leid, dass er Euch verletzt damit, aber es würde im Endeffekt einfach keinen Sinn machen, so weiter zu machen wie bisher und damit Deine Mutter zu betrügen und Euch beide insgesamt zu belügen. Er hat Deine Mutter mal sehr geliebt und sie geheiratet und Du bist und bleibst sein Kind - er wird Dich sicher immer lieben.

3)

Die neue Freundin Deines Vaters kennen zu lernen, ist sicher problematisch, er hofft sicher auch, dass Du sie magst und mit ihr zurecht kommst. Wann Du sie kennenlernen möchtest, ist m.E. nach Dir überlassen. Du solltest aber auf keinen Fall Deiner Mutter gegenüber ein schlechtes Gewissen haben, wenn es denn soweit ist und Du sie in Ordnung findest - es ist nicht Deine Schuld, dass sie nun Teil des Lebens Deines Vaters ist und Du es auch bist und immer bleibst. Da muss man sich arrangieren.

4)

Ihr müsst alle erst in diese Situation "hineinwachsen". Das kann bei dem einen länger dauern, als bei dem anderen, aber es wird sich irgendwann ergeben. Schlussendlich solltest Du einfach bedenken, dass sowohl Deine Mutter als auch Dein Vater ein Paar waren und das Recht haben, sich zu trennen, dass das aber nichts mit ihrer Liebe Dir gegenüber zu tun hat und Dich bemühen, beiden Seiten immer fair und korrekt gegenüber zu treten, auch wenn es verständlich ist, dass Du momentan - weil Du ja auch bei Deiner Mutter bist und siehst wie schlecht es ihr geht - vielleicht eher dazu neigst, Dich "vor Deine Mutter" zu stellen.

5)

Du wirst älter und damit wirst Du mehr und mehr Dein eigenes Leben führen und somit trennen sich alle Lebensbereiche, auch der von Dir und Deiner Mutter und mit etwas Abstand wirst Du in einiger Zeit ganz sicher mit der Situation zurecht kommen.

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