Ja, habe ich. Das nennt sich Emetophpobie und ich musste deswegen auch schon in eine Psychatrie.
Ängste haben manchmal keinen richtigen Grund. Bei mir ist es aber eher die Angst keine Kontrolle mehr über meinen Körper zu haben. Mein Körper bringt mich in einen sehr unangenehmen und ekelhaften Zustand ohne das ich dagegen etwas tun kann. Ich kann es nicht unterbrechen, ich kann es nicht verhindern und ich kann erst recht nichts dagegen tun noch dazu finde ich das Erbrechen eines der unangenehmsten und schlimmsten Erlebnisse ist die einem der Körper selbst antut. Ich möchte nicht erbrechen und will mich dagegen wehren, ich bin in dem Moment eingesperrt in meinem Körper und kann nichts anderes tun außer meinem Körper folge zu leisten und es raus zu lassen.
Das ist die reinste Folter und das schlimme dabei ist eben das mein Körper mir das antut. Man will nicht aber wird von seinen eigenen Muskeln dazu gezwungen, es beginnt ein Kampf wer nun die oberhand und Kontrolle hat.
Ich habe das eigentlich schon seit ich sehr klein bin, wann das angefangen hat weiß ich nicht genau. Ich habe schon 2 mal in meinem Leben mit Erbrechen zu kämpfen gehabt (einmal etwas verdorbenes gegessen und einmal wahrscheinlich Magen-Darm) ich wollte mich umbringen und wenn mir wieder schlecht wurde bin ich in komplette Panik ausgebrochen und habe so lange geschrien und mit mir selbst gekämpft bis ich nichts mehr dagegen tun konnte. Danach wollte ich heulen aber ich konnte meistens nicht da ich zu schwach war.
Immer wieder setzt mein Kopf ungewollt diese Bilder und die Szenen vor mein inneres Auge. Das Problem dabei ist das ich dann das psychische erbrechen erleben muss. Ich übergebe mich nicht wirklich, nur mein Kopf setzt meinen Geist genau in diesen Moment hinein als ich als Kind mich übergeben musste. Ich erlebe alles erneut, ich spüre jeden muskel von damals, ich spüre wie mir das ganze warme Zeug hoch kommt und wie ich zitterte, ich sehe die Toilette und den Inhalt, wie mir heiß und kalt wurde, wie mein Kopf kribbelt, was gesagt und gehört wurde und wie sehr ich mich bemüht habe es zu unterbrechen. Alles erlebt mein Geist erneut und somit habe ich immer wieder "erbrochen". Es war eine Qual mir jeden Tag diese Szenen durch den Kopf gehen lassen zu müssen und mit aller Gewalt zu versuchen es aus meinem Kopf zu bekommen damit das Psychische erbrechen aufhört.
Auch wenn andere erbrechen bekomme ich eine Panikattacke einfach weil es mich triggert und so schlimm ist das zu sehen/hören/riechen. Ich habe dann meistens auch Angst mich bei den erbrechenden anzustecken weil, wer weiß warum diese gerade kotzen. Aber auch wenn sie gerade nur wegen Alkohol oder sonstiges erbrechen fliehe ich eben so schnell möglich.
Die Angst vor dem Erbrechen hat auch noch andere Ängste ausgelöst. Die Angst vor Krankheiten (aber nur von denen die Erbrechen als Symptom haben), Angst vor Bakterien (aber auch hier wieder nur vor Bakterien die Krankheiten auslösen von denen ich Erbrechen muss), ich habe Angst vor Alkohol (aber nicht nur wegen dem Erbrechen sondern auch noch wegen anderen Gründen) und und und und.... Ich habe deswegen auch Zwänge entwickelt denen ich nachgehen muss oder komplett in Panik gerate, einige habe ich schon in den Griff bekommen, andere werden wahrscheinlich mein Lebenlang bleiben...
Die Psychatrie hat mir geholfen aber das meiste muss man selbst hinbekommen, da kann einem niemand helfen. Man muss stärker als sein eigener Kopf und Gedanken sein und das muss man selbst trainieren.