In einigen islamischen Familien und Gemeinden ist der Druck, den man sich gegenseitig auferlegt, einfach ein ganz anderer, als in christlichen. Es besteht eine Art Gruppenzwang, dem man sich als Einzelne/r nur schwer entziehen kann. Sollte man es doch versuchen, können die Konsequenzen von einem Verstoß aus der Familie, bis hin zum Ehrenmord, reichen.
Auf der anderen Seite wird ein streng religöses Verhalten über alle Maßen gelobt und "durch die Blume" darauf hingewiesen, dass man als Andersgläubiger weniger wert, bzw. wie du es ausdrückst "unanständig", ist.
Das ist meiner Meinung nach das Hauptproblem. Der Einzelne, hat leider kaum die Freiheit für sich selbst zu entscheiden, da er mit jeder Entscheidung (seines Glaubens betreffend) die er/sie trifft, seine Angehörigen mit reinzieht. So kann eine ganze Familie als "enteehrt" gelten, sollte sich nur ein Mitglied dazu entschließen nicht mehr Islam-Konform zu leben.
Das Schlimme daran ist, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass dieser Kreislauf in naher Zukunft durchbrochen werden kann. Im Gegenteil. Auch in Deutschland ist das Wachstum der fundamentalistischen Gruppierungen hoch.
Ob sich jemand "Christ" nennt und eine Bibel Zuhause hat oder regelmäßig in die Kirche geht, ist für die Gesellschaft völlig irrelevant, weil dadurch kein Druck für Andere aufgebaut werden kann. Sich über andere zu erheben, weil man seinen christlichen Glauben auslebt, ist schlicht nicht möglich. Dieser Bestandteil existiert im Christentum nicht (mehr). Daher Frage ich mich, warum du diesen Umstand in deiner Frage überhaupt erwähnst.
Vielleicht informierst Du dich nochmal grundsätzlich über das Christentum, wie es heute in den meisten Teilen der Welt gelebt wird. Oder auch über weniger dogmatische islamische Strömungen, wie das Alevitentum.