Wer wissen möchte was eine Scheindemokratie ist, möge mal an Wahlen in Russland teilnehmen. Dazu muss man nicht Russe sein, es genügt sich zwei Wochen vor und der Wahl in Russland aufzuhalten und am Wahltag ein Wahllokal zu besuchen.
Die, die den Vorwurf der Scheindemokratie in Deutschland am lautesten vortragen, sind meist die Anhänger der AfD. Denen kann man nur entgegen halten, dass wenn Deutschland eine Scheindemokratie wäre, sich kein Mensch Sorgen um ein Erstarken der AfD oder gar eine Machtübernahme machen würde. Dann würde uns diese Scheindemokratie nämlich mit Sicherheit davor bewahren.
Aber gerade weil es in Deutschland eben eine keine Scheindemokratie ist, besteht eben auch die Möglichkeit dass "der Wähler" sich mal irrt. Und die echte Demokratie lässt auch die Möglichkeit zu, dass sie sich selbst abschafft indem ein Regent gewählt wird der die Demokratie beendet.
Was allerdings fakt ist, ist dass die Medien, insbesondere die modernen, digitalen Medien einen unübersehbaren Effekt auf den Ausgang der Wahlen haben können. Die rechtzeitige Veröffentlichung eines Gerüchts kann einen Kandiaten zu Fall bringen und ihn den Wahlsieg kosten. Interessanter Weise soll die AfD die Partei in Deutschland sein, die über die größte Bot-Armee verfügt, in sozialen Netzwerken am aktivsten ist und die größte Reichweite besitzt. Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Gerade die die am lautesten über die Scheindemokratie schimpfen, sind die die am intensivsten daran arbeiten diese Scheindemokratie zu verwirklichen!
Wenn man sich mal mit dem Basiswerk zur Demokratie Platos "Der Staat" beschäftigt, stellt man fest, dass Demokratien letztlich nicht unbegrenzt ausdehnbar sind. In den griechischen Stadtstaaten mit vielleicht 10000 Einwohnern mochte eine direkte Demokratie noch funktionieren. Aber bei einem Konstrukt wie der EU ist einfach nicht jeder Bürger in der Lage sich über alles im Herrschaftsgebiet hinreichend zu informieren.
Daher lassen sich die Medien aus dem demokratischen System auch nicht wegdenken. Als Verbesserungsvorschlag könnte ich mir vorstellen, dass man ähnlich wie bei einem Gerichtsprozess zu jedem Sachverhalt nur noch zwei Berichte zulässt, einer der klar für die eine Seite schreibt und einen der klar für die andere Seite schreibt. So bekommt der Bürger beide Extremblickwinkel vorgestellt und kann dann entscheiden auf welcher Seite er stehen möchte.
Doch wer entscheidet wer für oder gegen welchen Sachverhalt schreibt? Und dafür gibt es die Pressefreiheit in Deutschland letztlich auch. Die Presse darf nicht nur über alles mögliche Schreiben. Sie darf auch entscheiden worüber sie nicht schreibt. Das wovon der Redakteur glaubt, dass es die Leute am meisten Interessiert ist das worüber berichtet wird. Und da kollidiert die Pressefreiheit mit einer Schwäche der menschlichen Natur: Seit dem Kolosseum in Rom wissen wir, dass das was die Leute am meisten Interessiert Gewalt, Sex und Geld ist.