Ich kann da - sorry - eigentlich nur halb mitreden, denn tatsächlich bin ich in einer Großstadt aufgewachsen. Ich habe aber bis zum 15. Lebensjahr fast all meine vielen Ferientage auf einem Dorf bei meinen Großeltern verbracht - auch die Folgejahre noch einige Tage/Wochen des Jahres.
Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf diese dörflichen Tage zurück - auf die engeren Nachbarschaftsbeziehungen, das intensivere Erleben der Natur, den leicht verschlafenen Alltagsrhythmus, die entspannte dörfliche Ruhe und Genügsamkeit, die Sorgfalt und Liebe im Umgang mit den Tieren, den Fleiß der Dörfler, das sonntägliche Kaffee-und-Kuchen-Kränzchen, die Feldarbeit, bei der mitunter auch die Jugend mithalf, die dörflichen Eigenarten, den Dialekt, die penible Haus(halts)pflege - man kennt sich, man grüßt sich - als kleiner Junge fühlte ich mich sehr geborgen, beachtet und anerkannt. Es gab auch immer was zu entdecken und zu spielen - alles war entschleunigt und lud zur Langsamkeit ein - ich atmete durch.
Okay, vielleicht verkläre ich das dörfliche Leben ein bisschen - zumal ich - der Stadtjunge - ja nur als Feriengast die Zeit auf dem Land verbrachte. Und zugegeben - als Teenager wurde mir das Dorfleben allmählich zu dröge, langweilig und etwas piefig, doch noch heute blicke ich leicht nostalgisch auf diese Dorfzeit zurück. Und die vielen Erinnerungen, die mir haften geblieben sind, geben mir wohl recht, dass es eine wertvolle - keine "blöde" Zeit war.