Woher wissen Paläontologen wie Dinosaurier aussahen?

6 Antworten

Bei den allermeisten ausgestorbenen Tieren - nicht nur bei Dinosauriern - ist es völlig unbekannt, wie das jeweilige Tier gefärbt war. Es bleiben oft in der Tat nur versteinerte Knochen und Zähne erhalten, Gewebe und Haut verwest natürlich sehr schnell und ist dann auch nicht mehr rekonstruierbar.

Allerdings kann es vorkommen, dass unter ganz besonderen Bedingungen ein Tierkadaver mumifiziert - ganz ähnlich wie eine Mumie im Alten Ägypten. Wird das Tier sehr rasch von Sedimenten bedeckt, also etwa bei einem plötzlichen Erdrutsch, einer Schlammlawine oder durch die Asche bei einem Vulkanausbruch, können auch Weichteile, Hautpartien sowie Fell oder Federn erhalten bleiben und im Gestein über Jahrmillionen hinweg ihre Abdrücke hinterlassen. Solche Fossilien-Mumien sind allerdings ausgesprochen selten.

Wenn man die mumifizierten Haut- oder Federreste unter dem Elektonenmikroskop untersucht, kann man bei einigen seltenen Funden auch die sogenannten Melanosomen erkennen: Das sind Farbpigmente, die immer eine ganz bestimmte Form bei einer ganz bestimmten Farbe haben. Aufgrund der Ähnlichkeit z.B. bei Vogelfedern lässt sich daraus die Färbung des Tieres rekonstruieren - allerdings natürlich nur an der Körperregion, die auch als Fossil erhalten ist. So kann man bei einigen Arten erforschen, wie z.B. der Schwanz, der Bauch oder der Rücken ausgesehen haben. Hier einige Beispiele, von denen wir heute schon tatsächlich wissen, wie ein Dinosaurier ausgesehen hat:

  • Der Schwanz von Edmontosaurus war in einem hellen Grundton gefärbt und mit dunkleren Streifen gebändert.
  • Sinornithosaurus hatte braune, rote und gelbe Federn und war damit gefärbt wie der Waldboden.
  • Sinosauropteryx hatte einen braunrot gefiederten Schwanz mit hellen Streifen.
  • Archaeopteryx hatte an den Flügelspitzen schwarze Federn.
  • Anchiornis hatte eine graue Grundfarbe, einen roten "Irokesenkamm" auf dem Kopf und schwarze, mit weißen Bändern versehene Konturfedern an den Flügeln und den Hinterbeinen.
  • Psittacosaurus hatte eine braune Rückenoberfläche und einen hellen Bauch.
  • Microraptor hatte wahrscheinlich schwarze Federn, die je nach Lichteinfall anders glänzten (Irisierung).

Da sich aber auch heute noch die Fellzeichnung schon innerhalb einer einzigen Tierart mitunter stark unterscheiden kann, also die Tiere in einer bestimmten Region ganz anders aussehen als ihre Artgenossen woanders, und es auch innerhalb der gleichen Population oft farbliche Abweichungen gibt (Albinismus, Melanismus etc.), kann das, was die Forscher herausgefunden haben, immer nur für dieses eine, ganz bestimmte Tier als Individuum gelten, aber niemals repräsentativ für eine ganze Spezies, die oft über einige Millionen Jahre existierte.

Wir wissen also nicht, ob wirklich jedes Exemplar z.B. eines Edmontosaurus dann auch wirklich so aussah wie das gestreifte, welches von den Forschern untersucht wurde. Vielleicht waren nur die Edmontosaurier aus der Hell-Creek-Formation derart gestreift, aber im Norden Alaskas sahen sie wieder ganz anders aus. Und möglicherweise gab es auch wie bei heutigen Tieren geschlechtsspezifische Färbungen, sodass die Männchen und Weibchen ganz unterschiedlich gefärbt waren. Man bekommt von jeder Fossilmumie also immer nur eine einzelne Momentaufnahme, die aber nicht repräsentativ ist.

Bei den Geräuschen, welche Dinosaurier von sich gaben, verhält es sich ganz ähnlich: Auch hier wissen wir kaum etwas. Nur von einer einzigen Gruppe der Dinosaurier wurden bereits Lautrekonstruktionen erstellt, nämlich von einigen lambeosaurinen Hadrosaurien mit dem Parasaurolophus als prominentestem Beispiel. Dieser hatte nämlich einen hohlen, nach hinten gerichteten Knochenzapfen, mit dem er Geräusche erzeugte, ganz ähnlich wie mit einer Basstuba.

Von allen anderen Dinosauriern wissen wir dagegen überhaupt nicht, wie sie geklungen haben. Die Geräusche, die du z.B. in Filmen und Dokumentationen hörst, sind Zusammenschnitte heutiger Lebewesen und entstammen ausschließlich der Fantasie der Tontechniker.

Allerdings kann man auch hier einige aussagekräftige Hypothesen aufstellen. Dinosaurier waren sehr eng mit heutigen Vögeln verwandt und verfügten deshalb nicht wie ein Säugetier über einen Kehlkopf, sondern besaßen eine Syrinx. Ihre Laute dürften deshalb erheblich vielfältiger gewesen sein als die eines Säugetiers: Viele Dinosaurier hättest du in Wirklichkeit wahrscheinlich quaken, zwitschern, trällern, krähen, gackern, tirilieren, pfeifen, kreischen oder fauchen hören können, allerdings konnte wohl keiner von ihnen schreien wie ein Affe oder brüllen wie ein Löwe. Eines der bekanntesten Filmtiergeräusche der Welt, das markante Brüllen des Tyrannosaurus aus Jurassic Park, ist deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit völlig falsch - und es ist viel wahrscheinlicher, dass T.rex eher wie eine übergroße Ente geklungen hat.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

Vielleicht hilft dir das: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wieso/artikel/beitrag/woher-weiss-man-welche-hautfarbe-die-dinosaurier-hatten/

Ausschnitt:

So gesehen beruhen die Färbungen der Dinosaurier in Filmen und Zeichnungen nur auf unserer Vorstellungskraft. Man kann aber versuchen, aus der Färbung heute lebender Tiere auf die Farbe der Dinos zu schließen. Dazu erforschen Wissenschaftler möglichst genau, wie diese Tiere gelebt haben und wie ihre Umgebung aussah. Sie versuchen dann, Ähnlichkeiten mit heute lebenden Tieren zu finden. Daraus leiten sie mögliche Färbungen der Dinos ab.

Das keiner weiß, wie Dinosaurier aussahen sieht man z. B. daran, dass sie in der Vergangenheit oftmals mit einer schuppigen Haut (wie Reptilien oder Echsen) gezeichnet wurden - neuere Fossilien zeigen aber, dass viele Arten Federn hatten. Dies verdeutlicht stärker die Verwandtschaft zwischen Vögeln und Dinosauriern als dies früher gezeigt wurde.

Für all die, die nur nachplappern und meinen die Wissenschaft ruht sich auf bisher Erforschem aus - mitnichten tut sie das. Paläontologen haben es längst entdeckt.

Zitat:

Der Paläontologe Jakob Vinther von der Universität Bristol war der erste, der auf die Idee kam, dass auch Jahrmillionen alte Fossilien noch Farbzellen enthalten könn(t)en. Er untersuchte als Student einen versteinerten Tintenfisch – und fand tatsächlich 200 Millionen Jahre alte Tinte.
[...]
Tatsächlich fand er auch hier Pigmentzellen, sogenannte Melanosomen, die für die Färbung von Haut und Federn mit verantwortlich sind. Er verglich die gefundenen Pigmentzellen mit denen der Vögel. Als enge Verwandte haben sie ähnliche Melanosomen wie die Dinosaurier: längliche, dünne Melanosomen, die für die Schwarz- oder Braunfärbung verantwortlich sind. Oder runde, kurze, die zum Beispiel für rötliche Farbtöne sorgen.

Quelle: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/farbe-dinosaurier-100.html

Und hier lesen > Urtiere im neuen Licht.

Woher ich das weiß:Hobby – Paläontologie - als Kind schon versteinerten Farn gefunden

Wie alle anderen Leute auch aus Medien und Museen.

Die, die sich mit Dinosauriern beschäftigen, sind Paläontologen. ;)

Das Fachgebiet von uns Archäologen sind die materiellen Hinterlassenschaften menschlicher Kulturen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Kuppelwieser  27.12.2018, 18:04

Aus Medien und Museen kann es jeder Laie wissen. Die fragende Person will natürlich wissen woher es die Forschung weiß?

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Jerne79  27.12.2018, 18:08
@Kuppelwieser

Deshalb sage ich dem Fragesteller ja auch: Der Archäologe ist hier Laie. Dinosaurier werden von Paläontologen erforscht.

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