Wiso glauben Menschen an ein Gott?

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Hallo Southparkfan,

Kurze Zusammenfassung des religiösen Glaubens:

a) Die Grundlagen

Wenn ein religiöser Mensch sein Leben betrachtet, kommt er üblicherweise zum Schluss, dass es recht mittelmäßig ist. Dieses Wort sollte er sich auf der Zunge zergehen lassen: Es hängt eben sehr von den Mitteln ab, die er besitzt. Nun könnte er versuchen daran etwas zu ändern – für seine Arbeit einen höheren Lohn bekommen zum Beispiel. Der religiöse Mensch macht es sich nun aber recht bequem in seiner Lage und leistet sich stattdessen einen folgenreichen gedanklichen Luxus: Er versucht hinter alledem, wie immer es auch sei, einen höheren Sinn zu entdecken. Dies mit einer sehr populären Frage: Das Ganze muss doch irgendeinen Sinn haben!

Diese Frage lässt sich übrigens schnell beantworten: Du bist auf Erden, um das Kapital deiner Firma, die Einkünfte des Einzelhandels und die Macht deiner politischen Herrschaft zu mehren.

Mit dieser Antwort ist der religiöse Mensch aber unzufrieden. Viel zu profan! Denn es ist doch ein höherer Sinn gefragt. So schwingt er sich zu der luftigen Höhe auf, überhaupt nichts mehr auseinanderzuhalten, sondern geistig alles in einen großen Topf zu werfen und den Inhalt dann als für sich unerklärbar und damit vor allem unverfügbar zu erklären. Und hier muss man leider sagen: Er erklärt sich selbst damit für dumm und macht sich damit auch dumm.

Sehr beliebt ist jedenfalls der Gedanke, das menschliche Leben sei ein profanes Erdendasein, in dem letztlich kein frei gesetzter Lebenszweck aufgehen kann, vielmehr Unberechenbarkeit und Ungerechtigkeit walten, an denen man nichts ändern kann. Schlimmer noch: Am Ende steht unweigerlich der Tod. Über diesen kann der Mensch zwar nachdenken, aber abwenden kann er ihn nicht.

Auch hier wieder eine profane Antwort: Auch wenn wir den Tod gedanklich reflektieren können – er ist nun mal im Preis mit drin, und durchzudrehen braucht man daran nicht. (Immerhin hat es die Wissenschaft ja auch schon ermöglicht – übrigens lange gegen den Widerstand der Religion, dass die 70jährigen Grauköpfe noch aus dem Ausflugsbus hüpfen wie nichts Gutes, um im Kaffeelokal den besten Platz zu erhaschen.)

Ein religiöser Mensch leistet sich aber auch hier wieder einen verheerenden Fehlschluss: Seine selbst erklärte Überforderung mit den ihm gegebenen Verhältnissen lastet er sich nun selbst an: Er bezichtigt sich nur ein Mensch zu sein. Sein Unverständnis und seine Sterblichkeit blamieren sich an dem höheren Sinn des Ganzen, den er nicht versteht. Und hier erfindet er sich nun eine Kraft oder eine Macht, die anbetrachts der Komplexität der Welt schlechterdings allmächtig und allwissend sein muss. Eine Macht, die die Welt ja geschaffen haben muss und damit auch ihn. Und auch wiederum seinen Tod. Und nun wird es schön einfach: Eine Krankheit oder auch eine Kündigung werden dem religiösen Menschen alle gleichermaßen zu einem Schicksal, nämlich ein Ereignis, das ihm diese Allmacht herabgeschickt hat. (Daher das Wort Schicksal.) Er erklärt sich nun seine eigene Mangelhaftigkeit als Strafe dieses Gottes.

Kleiner Gedankensprung viele Jahre zurück: In den Primitivreligionen haben die Menschen noch all die Götter angebetet, die noch in den Dingen und Naturphänomenen steckten: Den Baumgott, auf dass der Baum wachse, den Regengott, auf dass es regnet. „Was haben wir bloß verbrochen, dass es nicht regnet? Zürnt der Regengott mit uns?“ Die damaligen schlauen Gründer der großen Moralreligionen Christentum und Islam haben nun diese vielen Götter abgeschafft und einen alleinigen und wirklich allmächtigen Gott installiert. Die ganzen Schicksale – Wuchs des Baums, Regen, Gesundheit - nun als Belohnung, genauer gesagt als Gnade für Tugend und Wohlverhalten, und als Strafe für Sündhaftigkeit. Denn wer sündigt nicht? Der Mensch ist ein Sünder von Jugend auf, und das Leben ist eine immerwährende Prüfung. Der Mensch kann mithin nur auf Vergebung all seiner Sünden hoffen, die sich nie ganz vermeiden lassen. Ist sein Tugend-/Sündenkonto – im Islam „Hasanatkonto“ - unterm Strich positiv, darf der Gläubige auf eine gewaltige Kompensation hoffen: Das Paradies. Alternativ die Hölle. Ein Mittelding gibt es nicht, der Allmächtige ist unerbittlich.

Der gläubige Mensch hat es nun aber gedanklich schön einfach. Er erklärt sich mit seinem Leben für grundsätzlich überfordert. Ein gewisses Verständnis kann man übrigens dafür haben. Die ganze gegenwärtige Porno-Glitzerwelt ist eine mehr oder weniger riesige Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Küstenstraßen in der Reklame, die die Familienväter mit ihrem Audi A 6 Blue Efficiency Sport Elegance befahren, sind immer frei von Gegenverkehr.

b) Der – trostlose - Trost des Glaubens;

Aber der – natürlich ebenso neidvolle - religiöse Mensch ist nun darüber erhaben. Dies ist für ihn nur niederer Materialismus. Seine Welt ist einfach: Meine Religion gibt mir Sinn, Halt und Orientierung. Brav mitspielen bei den Ansprüchen, die ihm aufgemacht werden, die Fettnäpfe der Sünde meiden, und dann sollte der totalen Kompensation hintenraus, dem Paradies nichts im Wege stehen. Nebenbemerkung: Solch brave Untertanen sind dem Bürgerlichen Staat etwas wert, und so zieht dieser als Dienstleistung für seine Christlichen Kirchen gleich die Kirchensteuer vom Lohn ein.

Die Selbstsicherheit des Glaubens, die sich der gläubige Mensch nun zugelegt hat, wandelt sich nicht selten in Selbstgerechtigkeit. Er will seinen Glauben nun als allen übrigen Leuten ebenso anstehende Gesinnung wissen. Indem er andere Leute missioniert, tut er ihnen einen Gefallen in ihrer bisherigen Unwissenheit, denn er hat ja die große und allumfassende Erkenntnis. Ansonsten schaut er mit gewisser Überheblichkeit auf die Welt hinab: Schau mal, wie alle ihrem falschen und vergänglichen Glück hinterherrennen.

c) Die vermeintlichen Gottesbeweise:

Trotzdem ist Glauben aber weiterhin immer eine wacklige Angelegenheit. Die Religion hat immer das Problem der Beweisnot. Ein paar Wunder müssen schon her. Die bekannten Wundertaten des Jesus. Da darf auch Mohammed nicht zurückstehen: Hat mal den Mond gespalten. Und wieder zusammengesetzt! Ist auch ein toller Hecht, unser Mo! Vor allem die frühen Gläubigen wollten halt gern so etwas hören.

So reklamieren beide Moralreligionen zum Beispiel auch vorhistorische Katastrophen für ihren Gott. Sintflut und Sodom, das in Erdbeben, Feuer und Regen unterging, waren Strafen Gottes/Allahs für die Sündhaftigkeit der Menschheit. Gott/Allah brachte hier ganze Völker um, auch die Kinder. Die in Sodom, weil die Männer homosexuell waren.

d) … sind in Wirklichkeit deren Widerlegung:

Gott/Allah war also jähzornig. Weil ihm seine Schöpfung missraten war, er hatte sich also außerdem als überfordert erwiesen. Er brachte nun (fast) alle um, auch die Kinder. Ein allmächtiger Gott, der nur zu solch einer ungeschickten Aktion fähig ist? War er als Allmächtiger nicht in der Lage zu selektieren? Bringt man eigentlich Menschen um, nur weil sie gesündigt haben? Bringt man eigentlich Menschen um?

Waren die Kinder auch schon homosexuell? Warum gab es die dann alle überhaupt? Arbeiteten die mit künstlicher Befruchtung?

Die Kinder fuhren darauf direkt ins Paradies ein, hat mir mal ein Gläubiger Muslim geantwortet. Soll man sich also für den kleinen syrischen Flüchtlingsjungen freuen, der vor einigen Jahren ertrunken am griechischen Strand lag? Soll man sich über jedes ertrunkene Kind freuen? Springt ein Muslim eigentlich hinterher, wenn ein kleines Kind ins 1,50 tiefe Wasser fällt, oder gratuliert er ihm vom Rand aus fürs sofortige Paradies? Warum hat mich selbst Allah überhaupt eigentlich aufwachsen lassen und zum Atheisten gemacht? Gehöre ich zu diesen hier aus seiner angeberischen Sure 7:179: „Wir haben ja schon viele von den Ğinn (Geister) und den Menschen für die Hölle erschaffen.“ Allah ein Sadist? Auch hier: Hilfloser Zynismus als Erklärungsversuch.

Welch ein Denkfehler, die vorgeschichtlichen Katastrophen noch einmal ausdrücklich als Strafaktionen des Allmächtigen zu reklamieren.

e) Das verzweifelte Klammern an die Religion:

Dies ist dem Gläubigen im Grunde auch alles klar, denn er ist in der Schule mit einem Verstand und einer rationalen Bildung ausgestattet worden. Aber wie oben beschrieben: Glaube ist eine mehr oder weniger verzweifelte Willensleistung, und der Wille lässt den Gläubigen nun an seiner Religion festhalten – so irrational und idiotisch das auch sein mag. Unterschiedliche Gründe dafür:

1) Was ich all die Jahre für richtig gehalten habe, kann doch nicht plötzlich falsch sein.

2) Ich müsste mir eingestehen, dass ich mein bisheriges (Verzichts)Leben zu den Steinen geschmissen habe.

3) Ich verliere ohne Glauben meinen Halt.

4) Ich bin von dem materialistischen Leben überfordert und würde mich nicht mehr zurechtfinden.

5) Vielleicht gibt es die Hölle ja doch? Lieber vorsichtig sein!

6) Oder vielleicht gibt es das Paradies ja doch? Dann lieber das Paradies mit 5%iger Wahrscheinlichkeit, als mit 95%iger Wahrscheinlichkeit im materialistischen Leben keine rechten Erfolge mehr zusammenzubringen.

Ich persönlich halte die Selbstrechtfertigung 2 für die häufigste. Oder die 4?

f) Das drohende Ende des Christentums:

„Gegen den Relativismus“ hat sich der Papst gewandt, und er hat damit recht. Jetzt dürfen auch schon schwule Priester atheistische Männer heiraten oder so. Unerbittlich wird uns von den klugen Marketingagenturen die allgemeine Porno-Glitzerwelt hienieden als Lebensideal um die Ohren gehauen. Da ist es einfach nicht mehr sexy, vor kitschigen Leidensfiguren in der düsteren Kirche herumzukrauchen. Die Zielrichtung des Glaubens hat sich entscheidend gedreht: An sich selbst soll man jetzt glauben statt an den Herrgott. Und die christliche Rockmusik beweist nur die Misere: Das Christentum erodiert.

g) Der Islam – die Blamage als Glaubensgewissheit:

Sturheit ist vielleicht die bessere Verteidigung. Millionen Menschen haben glücklichen Sex unterschiedlicher Art – die heutige Zivilisation hält das lässig aus. Der schwule Chef ist neuerdings geschminkt, und niemand regt sich mehr auf. Aber der Muslim des Mainstream-Islam muss weiterhin die Augen zu Boden schlagen, wenn er dem anderen Geschlecht in der Öffentlichkeit begegnet. Keine Freundschaft unter den Geschlechtern, und zwei Ehekandidaten müssen sich fremd bleiben bis zur Hochzeitsnacht. Ab der sie plötzlich ihrem Mann zur sexuellen Verfügung zu stehen hat – in jedem Moment.

Dies muss der Mainstream-Muslim tapfer verteidigen, denn Allah hat den Koran höchstselbst verfasst. Und da er als Gott unfehlbar ist, gelten alle Aussagen des Koran für ewiglich. Und für die entsprechenden heutigen Blamagen bei der Verteidigung all dieses Blödsinns bekommt der tapfere Muslim Sonderpunkte fürs Paradies. Besondere Bonuspunkte offenbar, wenn einer so etwas sogar durch öffentliche Rede verteidigt. Siehe gutefrage.net…..

Ich verstehe warum du das in Frage stellst und zum einen kann man schon sagen, dass man nichts beweisen kann. Dennoch gibt es indirekte Beweise dass zumindest Jesus gelebt hat außerdem haben unzählige Menschen berichtet bei Ihrer Nahtoderfahrung einen Gott gesehen zu haben oder etwas dass sie mit Gott assoziieren.Oder kleine / große Erlebnisse im Alltag die jeder Mensch individuell erlebt haben könnte, Gefühle die dieser Glauben auslöst , überzeugen viele Menschen daran zu glauben.

Und wegen dem Leid : absolut ! Es gab und gibt viele Tote durch Religionsverschiedenheiten, dennoch musst du dir im klaren sein, dass jeder der sagt, er verletzt, diskriminiert oder tötet andere Menschen aufgrund eines anderen glaubens, den wahren Sinn dahinter nicht verstanden hat und kein aufrichtiger gläubiger sein kann !!

Jeder der wegen Religion verletzt, verletzt gleichzeitig die Religion, die er verteidigen will.

Ich hoffe ich konnte dir helfen !.

BinNichtMelina  15.11.2022, 02:30

Ja, aber die assosiation mit gott durch nahtoderfahrungen kann auch nur „confirmation bias” sein, ein psychologisches phänomen wo Leute unbewusst überall beweise suchen um ihre weltansicht zu bestätigen.

Für jemanden der an geister glaubt und dann nachts in der Küche ein glas runterfällt, vielleicht wars nur eine Maus aber für ihn sind das dann beweise das es geister gibt

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cengold  15.11.2022, 07:08
@BinNichtMelina

Ändert nichts an der Tatsache, dass durch sowas Menschen an einen Gott glauben. Auch wenn das natürlich eine mögliche Erklärung ist

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BinNichtMelina  15.11.2022, 07:35
@cengold

Ja, will niemandem den Glauben ausreden. Sowas kann einem Halt und Hoffnung geben, aber finde die Begründung nicht immer nachvollziehbar weil eben jemand der an Geister glaubt seinen „Glauben” auch so begründen könnte.

Aber wie gesagt jeder darf glauben was er will

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Weil es zur Kultur gehört. Man wächst damit auf und vererbt es an die Kinder weiter. Es ist auch ein Lebensstil und sowas wie eine Gemeinschaft zu der man gehört. Man hat ein Zufluchtsort, wenn es einem nicht gut geht. Es motiviert einen seine Ziele zu erreichen, da man zu Gott betet und hofft.

tommgrinn  15.11.2022, 08:04

Aber ist es nicht besser etwas zu tun um seine Ziele zu erreichen anstatt sich nur hinzusetzen und zu beten?

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Tom19275  15.11.2022, 09:34
@tommgrinn

Keiner betet und hofft dass er seine Ziele nur durch beten erreichen kann. Es läuft parallel, hart arbeiten und gleichzeitig beten damit man fokussiert bleibt. Schau dir Khabib Nurmagomedov beim weigh in gegen Conor McGregor an. Khabib war fest davon überzeugt das Gott ihm alles gebwn wird und am Ende hat er Connor auch besiegt. Er hatte einen besseren Fokus auf den Kampf und hat das Ding gewonnen.

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tommgrinn  15.11.2022, 11:14
@Tom19275

James Bond ist auch ein tolles Märchen. Er hat auch immer wieder das Böse besiegt. Du solltest dir die Filme alle mal anschauen. ;)

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In einer komplexen Welt sind unterkomplexe Erklärungen oft viel interessanter. Statt sich mit Fakten zu bemühen, fabuliert man sich einfach die Dinge zusammen.

Blitz und Donner? Keinen Ahnung, muss wohl ein Gott gemacht haben.

Sonne? Keine Ahnung. Wird wohl ein Gott dahinter stecken.

Krankheiten? Keine Ahnung. Wird wohl die Strafe eines Gottes sein.

Es ist wirklich gruselig sich vorzustellen, wo wir Menschen schon sein könnten, wäre dieser Kelch an uns vorüber gegangen, was wir an Entwicklung verpasst haben, weil dieser Unsinn des Götterglaubens in die Welt kam.

Heutzutage? Relativ leicht zu beantworten: frühkindliche Indoktrination mit religiösem Gedankengut.

Das ist auch der einzige Grund, warum es Religion überhaupt noch gibt. Religion hätte schon vor hunderten Jahren aussterben müssen bzw. Stück für Stück ausgerottet werden müssen. Dadurch dass dieses Konstrukt jedoch immer weitergegeben wurde, haben wir das Problem heute, und wir alle müssen darunter leiden.

Du kannst diese Menschen aber auch nicht verurteilen, sie selbst können nichts dafür, dass sie so sind, wie sie sind. Wenn du Kritik an jemanden üben willst, dann an den Eltern oder dem familiären Umfeld. Selbst verständlich ist, der glaube an einen Gott nichts als Schwachsinn und weiß auch jeder Mensch der bei klarem verstand ist, aber diese Menschen sind eben genau das nicht. Bereits Kleinkinder, die mit religiösem Gedankengut indoktriniert wurden, haben mehr Schwierigkeiten, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten. Glauben macht nun mal irrational.