Wird der "Wissenschaft" zu blind vertraut?

3 Antworten

Auch wenn die Wissenschaft nicht perfekt ist und vielleicht zu spät zu Erkenntnissen kommt und sich auch mal korrigieren muss oder von den Medien missverstanden wird, fehlt mir die Alternative. An was sollte man denn z. B. die Politik sonst ausrichten? An der Religion oder der Esoterik vielleicht?

Ich sehe das aktuelle Problem eher in einer False Balance.

Es ist ja durchaus nicht so, dass eine Mehrheit der Menschen "der Wissenschaft" blind vertraut. Vielmehr ist es so, dass Verschwörungstheorien und Gerüchte fast allgegenwärtig sind.

Wissenschaftliche Erkenntnisse werden dann immer öfter auf das selbe Niveau heruntergezogen wie die Hirngespinste irgendeiner Idiotin auf TikTok. Und der Mechanismus geht so:

Schritt 1: die Wissenschaftliche Methode erklären, und betonen: 100% sichere Fakten gibt es gar nicht, alles sind nur Vermutungen mit potentiell unsicheren Belegen, das Peer Review System ist auch nicht perfekt. Gerne auch unterfüttert mit "das geben die Wissenschaftler(tm) ja selbst zu!"

Schritt 2: auf bekannten Irrtümern herumreiten und sie bei Bedarf auch ein wenig verstärken (z.B. habe ich während der Pandemie den Podcast von Professor Drosten und Professorin Ciesek gehört. Die haben mir zu keinem Zeitpunkt versprochen, dass der Impfstoff komplett vor Ansteckung schützen würde)

Schritt 3: Beliebigkeit und völlige Unsicherheit vorgaukeln. ...Man könne ja niemandem vertrauen. Egal ob der Typ auf YouTube oder die Professorin, sei doch eh alles Lüge... Dabei wird verschleiert, dass wissenschaftliche Methodik halt trotzdem um ein Vielfaches vertrauenswürdiger ist als eine esoterische Verschwörungsfaselei.

und damit hat man dann eine Art False Balance geschaffen, Vertrauen in die wissenschaftliche Methode untergraben und man treibt die Leute damit leider umso mehr in die Arme von russischen Internettrollen und populistischen Bauernfängern.

Das ist, vereinfacht, wie: "bei einer Blinddarmoperation sind auch schon Leute gestorben! Da gehe ich lieber zum Bader und mache einen Aderlass!"

Da halte ich es lieber mit Richard Dawkins: "If you base medicine on science, you cure people; if you base the design of planes on science, they fly; if you base the design of rockets on science, they reach the moon. It works … bitches."

Wissenschaft postuliert keine Wahrheiten, sondern Wahrscheinlichkeiten.

Da du meine Antwort mit 99,99999% Wahrscheinlichkeit jetzt lesen kannst, scheint die Wissenschaft wohl ziemlich korrekt zu liegen, oder?

Google mal nach Evidenz und Falsifikation.

PS: die Wissenschaft mit ihren Kontrollmechanismen aus Peer Review und Wissenschaftsjournalen ist mir allemal lieber als krude Lügen auf Youtube und Tiktok.

PS2: wenn du den Wissenschaftlern dieser Welt nicht vertraust, dann schmeiß zuerst dein Handy weg, geh nie wieder zu Arzt, nutze nie KFZ, Bahn, Flugzeug, keinen Computer, kein GPS, und beleuchte deine Erdhöhle mit Pechfackeln...


Zoddt 
Fragesteller
 22.09.2023, 21:20

Gerade in letzter Zeit ist das Thema in der Wissenschaft das man seinen Werdegang in "Storys" verpackt, was nicht selten dazu führt, dass Daten frisiert und aufgewertet werden um den eigenen oder den Ansprüchen anderer gerecht zu werden.

Klar wird sich in der breiten Masse der Wissenschaft mit der Zeit dann die beste und stichhaltigste Annahme durchsetzen, jedoch geht das wie ich schon sagte gänzlich gegen den derzeitigen Zeitgeist.

In der breiten Masse der Gesellschaft werden dann oftmals nur die Sachen die sich interessant anhören und sich vermarkten lassen an den Mann gebracht, was zumeist nicht die besten und ausgreiftesten wissenschaftlichen Arbeiten sind.

PS: die Wissenschaft mit ihren Kontrollmechanismen aus Peer Review und Wissenschaftsjournalen ist mir allemal lieber als krude Lügen auf Youtube und Tiktok.

Peer Review ist eine rein handwerkliche Kontrolle, welche nur grobe fachübergreifende Fehler aufspüren kann.

Von der Materie haben die welche dort die Paper´s reviewen meist nicht die größte Ahnung.

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SeniorSteward  22.09.2023, 22:04
@Zoddt

Lerne die Wissenschaft und medialen Transport bzw. Aufbereitung zu unterscheiden. Ein Bericht des PIK, des IPCC oder eine Studie ist immer viel umfangreicher als das was du in Sendung XY oder in Magazin YZ liest. Lies doch mal was von Science oder Nature,

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Zoddt 
Fragesteller
 24.09.2023, 10:44
@SeniorSteward
Lerne die Wissenschaft und medialen Transport bzw. Aufbereitung zu unterscheiden.

Mir ist klar das es zwischen den beiden Fraktionen Wissenschaft und Medien eine Differenz gibt.

Jedoch ist gerade der mediale Transport das was am Ende in unserer Politik und der Entscheidungsfindung bei großen Fragen eine immens große Rolle spielt.

Entsprechend kann und darf es nicht sein, dass nur weil die beiden Fraktionen ihre Informationen unterschiedlich aufbereiten es zu krassen Differenz in den Aussagen kommt welche von wissenschaftlicher Seite aus gemacht werden und dann von den Medien in die Öffentlichkeit getragen werden.

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Jeder der sich nur im Ansatz mit dem wissenschaftlichen Prozess auskennt weiß genau, dass dort geschaffene Informationen erst mit der Zeit anfangen relevant zu werden, was im krassen Gegensatz zu der jetzigen medialen Aufbereitung steht.

Eine Studie oder ein Paper was heute veröffentlicht wurde und nächste Woche in den Medien als Rechtfertigung für eine Maßnahme oder ein Gesetz genommen wird, kann in 1-2 Jahren wenn sich die Menschen die von diesen Sachverhalten eine Ahnung haben darüber einig sind, ob die gesammelten Daten in dem Paper reproduzierbar und sinnvoll, als gänzlich falsch und nutzlos gebrandmarkt werden.

Der Schaden ist aber dann schon angerichtet und wie es bei den Medien heutzutage üblich ist, hält man sich mit Richtigstellungen SEHR WEIT zurück.

Das war bei der Coronakrise der Fall, wo nur bestimmte Stimmen in der Wissenschaft zu Wort gekommen sind und nur Arbeiten in den Medien und für politische Entscheidungen heran gezogen wurden die genau einer Meinung gefolgt sind, was die Meinung der derzeitigen Machthaber war.

Wenn die Wissenschaft entsprechend so genutzt wird, ist das Wissen was dort generiert wird einfach nur wertlos, da es dann in der Realität nicht richtig eingeordnet und genutzt wird.

Und das ist und bleibt ein Gesamtgesellschaftliches Problem, weil den Menschen kritisches Denken AUCH GEGEN wissenschaftliche Arbeit gänzlich abtrainiert wird.

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