Wieso ist für fast alle das Gerechtigkeitsempfinden wichtiger als das Gerechtigkeitsprinzip?
Also als Beispiel gibt es das Prinzip "gerecht ist, jemanden für eine Tat zu bestrafen, wenn er die Tat bewusst und willentlich ausgeführt hat"
Jetzt sind 99% der Leute aber so, dass Sie in einem Fall nachdem Prinzip oben argumentieren, warum jemand bestraft werden sollte und in einem anderen Fall dann das Prinzip komplett ignorieren, weil der Fall selbst nicht dem Gerechtigkeitsempfinden entspricht, wenn nachdem oberen Prinzip verfahren würde.
Die Justiz ist zumindest in der Theorie nicht so, aber in der Praxis sind viele Richter so, da geht es dann nicht um Prinzipien, sondern um das Empfinden, obwohl es sachlich betrachtet völlig ungerecht ist, so vorzugehen.
Seid ihr auch so oder bin ich der einzige der das bemerkt hat?
2 Antworten
Das mag bei ein paar Richtern vorkommen, aber in der Mehrheit beobachte ich das nicht.
Es wird nicht einfach hölzern nach Strafrahmen und schwere der Tat geurteilt.
Da spielt viel mit hinein. Natürlich die Vorstrafen des Täters, war er bei der Tat betrunken, welchen Schulabschluss hat er (intelligente Menschen werden für dieselbe Tat härter bestraft als dumme Menschen, auch wenn ich kein Gesetz wüsste wo das steht, aber man kann es vor Gericht beobachten), spielt Beschaffungskriminalität aufgrund von Drogensucht eine Rolle uvm.
Einem Außenstehenden kann es dann vorkommen als ob der Richtern nach seinem Empfinden ähnliche Taten unterschiedlich streng bestraft. Das ist aber nicht so.
Ein Strafverfahren bzw. Prozess vor Gericht ist keine juristische Hausaufgabe aus dem ersten Semester. Die genannten Punkte müssen sogar berücksichtigt werden, die sind keine Kann-Option.
Es wird nicht nur über die Tat als solche geurteilt.
Vor Gericht bestimmen die Paragraphen (wenn du willst das Prinzip), OB bzw. wer bestraft wird und ggf. die Umstände der Tat (wenn du so willst das "Empfinden", zumindest bis zu gewissem Grad...) das genaue Strafmaß...
...innerhalb des per Paragraph vorgegebenen Rahmens...