Wieso ist die Mathematik eine Hilfswissenschaft?

9 Antworten

Zu jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist wohl der Größte im Himmelreich? Und Jesus rief ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen! Wer nun sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. (Matthäus 18,1-4)

Ich finde, daß mit diesem Ausspruch des Zimmermanns aus Nazaret alles Wesentliche über Hierarchien und über das nach "Oben" kommen ausgesagt ist.

Aber da ich es reizvoll finde, will ich mal skizzieren, wie man Deine These, daß Mathematik das höchste sei, wie eine wissenschaftliche These zu untersuchen beginnen könnte.

Mathematisch gefragt: In welchem Koordinatensystem soll diese Aussage gelten? Wie ist die angenommene Ordnungsrelation des "Höherseins" definiert? Ist die Menge der Wissenschaften bezüglich dieser Ordnungsrelation eine total geordnete Menge, so daß es in ihr ein größtes Element gibt?

Der Begriff "höher" stammt aus der körperlichen Welt, nämlich aus der Erfahrung eines Gravitationsfeldes, in dem die Kraft, derer es bedarf, um auf einen Berg oder in eine Erdumlaufbahn "hinauf" zu gelangen, eine gerichtete Größe ist. Physikalisch gefragt: In was für einem Kraftfeld soll die Mathematik "höher" liegen als andere Wissenschaften? Welches Meßverfahren soll dazu dienen, die Kraft oder das Potential zu bestimmen? Ist das betreffende Feld überhaupt ein Skalarfeld oder ist es, wie Magnetfelder und Strömungsfelder, ein Wirbelfeld?

shredder89 schreibt von der Rangordnung nach Schwierigkeit und meint damit die Schwierigkeit, ein Fach verstehen zu lernen, die zunächst eine subjektiv erlebte Schwierigkeit ist. Hier kann man empirisch-psychologisch fragen: Unter welchen Randbedingungen, bei welcher Gruppe von Testpersonen, mit welchem Testverfahren, wollen wir die Schwierigkeit eines Faches zu "messen" versuchen? Wie steht es um Varianz, Signifikanz, Reproduzierbarkeit?

Auch Defram nähert sich Deiner These psychologisch, allerdings dreht er die Blickrichtung um und fragt nicht danach, was sie über die Objektwelt aussagt, sondern was sie über den aussagt, der sie aufstellt. Aus dieser Sicht kann man fragen: Was bedeutet dem, der Mathematik zum Höchsten erklärt, der Begriff des Höchsten ganz persönlich? Warum interessieren ihn anderslautende Meinungen oder das Lächeln anderer Leute überhaupt? Welche Rolle spielt die Mathematik, für deren Rang er sich einsetzt, für ihn persönlich und aufgrund welcher persönlichen Vorgeschichte?

Vielleicht können Dir diese Gedanken als Hilfestellung dienen, um mit Deiner Frage weiter zu kommen – die überaus interessant sein muß, sonst hätte ich jetzt nicht so intensiv über sie nachgegrübelt! ;-)

Die Mathematik stellt selbst keine empirisch pruefbaren Saetze ueber die Wirklichkeit auf, sondern hilft nur dabei, solche Saetze in anderen Wissenschaften zu pruefen.

Physik ist eine Wissenschaft, die anwendbar ist. Mathematik ist die Universalsprache. Deswegen ist Mathematik keinesfalls unwichtig oder Ähnliches. Jedoch kann erst durch die Physik ein kausaler Zusammenhang hergestellt werden zwischen Phänomenen und Zahlen.

So hat halt jeder seine eigenen Vorlieben

Trotzdem find ich das Mathematik, das höchste Niveau hat und Mathematik ist ja auch eine Wissenschaft, meiner Meinung nach die höchste!

Aus dir spricht verletzter Stolz. Wenn du ernsthaft so sehr hinter der Mathematik stehst, solltest du Physik, Chemie, Biologie, Mathematik und co. als unterschiedliche Blickwinkel der selben Materie sehen. Alle mischen mit. Es macht keinen Sinn, quantenphysikalisch die Flugball eines Fussballs zu ermitteln, wenns besser mit der klassischen Physik klappt und auch wesentlich schneller. Das Jagdverhalten ist biologisch einfacher zu erklären als seine molekulare Bindung chemisch zu erklären.

Du redest vom höchsten Niveau, beleidigst aber damit auch andere Wissenschaften, wie die Leute, die über deine geliebte Mathematik so herziehen.