Wieso hat mein Stadtteil so ein schlechten Ruf?
Ich komme aus Köln-Chorweiler. Ich finde mein Stadtteil als modern, weltoffen, divers, bunt und liberal. In meinem Stadtteil leben Menschen aus über 180 Länder.
Ich mag Chorweiler extrem. Und ich finde es ist besser als die anderen Brennpunkt Orte in NRW oder RLP ( Altenessen, Marxloh, Neuendorf etc)
Häufig werde ich auf die Statistik hingewiesen.
Es ist mir trotzdem egal was die Statistik aussagt.
Wie kann ich Kölner*innen aus anderen Stadtteilen überzeugen/argumentieren, das wir auch ein schöner Stadtteil sind?
18 Antworten
Die Frage ist nur, was wäre die Alternative zu Chorweiler? Man hätte höchstens versuchen können, diese Leute in das normale Köln zu integrieren, indem man über das gesamte Stadtgebiet verstreut solch billigen Wohnraum, wie auch immer geschaffen hätte.
Die Bausubstanz von Chorweiler ist aber gar nicht so schlecht. Das könnte ebenso gut ein Chicky-Micki Stadtviertel sein, wenn da nur reiche Leute wohnen würden und die übrigen sich das nicht leisten könnten. Dann werden die Häuser eben alle vornehm weiss gekälkt und es gibt ein paar mehr gepflegte Vorgärten und Buchsbaumpflanzen. Das ist doch schon alles. Alles nur Verpackung, im Prinzip.
Ein hochpreisiges Spassbad mit grosser Saunaanlage haben die ja schon. Das wird aber wohl kaum Leuten, die auch da wohnen frequentiert?
Garnicht, dass Chorweiler ein Assiviertel ist hatt sich inzwischen schon in den Köpfen der Kölner verankert
Das sind eben alte Vorurteile. Ich finds schön, dass Du Deine Hood magst. :)
Du hast aus meiner Sicht, A9191, mit deiner Frage die „Janusköpfigkeit“ von Stadtteilen, die als „soziale Brennpunkte“ bezeichnet werden, sehr treffend dargestellt.
Soziale, materielle, seelische Nöte belasten einerseits das Miteinander, führen auch zu oft heftigen Konflikten.
Doch auf der anderen Seite zeigt sich dem unvoreingenommenen Beobachter ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft, beeindruckende Solidarität und Toleranz, ja, ein oft warmherziges Zusammenstehen.
Das waren jedenfalls meine Erfahrungen während 19 Jahren in einem „sozialen Brennpunkt“.
Dir wünsche ich, dass du dir den Blick für die „wärmenden Seiten“ von Chorweiler bewahren kannst, auch wenn die „kalten Seiten“ deines Stadtteils den Blick gelegentlich trüben mögen.
Mit deiner Überzeugung, dass kein Mensch illegal ist, hast du - nach meinem Eindruck - dein passendes Umfeld gefunden.
Wünsche dir, dass du deine Einfühlung mit Ausdauer und Beharrlichkeit verbinden kannst.
Wenn man sich die Statistik anschaut wäre es ein guter Anfang, wenn sich die Menschen dort ihr weltoffenes und buntes Leben selbst durch ihrer Hände Arbeit finanzieren würden und nicht in solch hohem Maße auf die Unterstützung anderer angewiesen wären.
Kann ja sein, dass die Verhältnisse dort für manche lebenswert und paradiesisch erscheinen, aber das ist nicht nachhaltig: Würde man den Geldzufluss von außen zudrehen, wäre es schnell die Hölle!
Wenn es also ein Vorbild und Modell für andere werden soll: Nutzt die kulturelle Vielfalt und stellt euch wirtschaftlich auf eigene Beine. Warum ist das kein Schmelztiegel der Kulturen, in dem es vor Tatkraft und kreativen Geschäftsideen nur so brodelt?